Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.Anspruch. trauet hat/ da es nicht um unsere oder an-derer leute leibliche wolfahrt/ sondern unserer und der Zuhörer seelen ewige selig- keit zu thun ist/ da wir auch jene/ oder unser eigen heil/ nicht erhalten können/ wo wir nicht auch die andere zu erhalten uns eus- serst lassen angelegen seyn. Ach so lasset uns ja keiner einigen seelen verlust gering achten/ und uns also einer jeden/ als viel von uns geschehen kan/ so viel als unserer eigenen/ hertzlich annehmen/ damit wir vor dem HERRN getrost dermaleins erscheinen/ und nicht zu schanden werden dörffen am tage der erscheinung desselbigen/ welche uns deswegen billich ohnausgesetzt vor augen stehen solle. Wir wissen ja/ was unser Heyland allen saget/ und wir aus seinem munde andern vorpredigen/ Matth. 16/ 26. Was hilff es dem menschen/ wenn er die gantze welt gewinne/ und nehme doch schaden an seiner seele: oder was kan der mensch ge- ben/ damit er seine seele wieder löse? Was würde es also auch uns helffen/ ob wir unser leben im ehrenstand und von je- derman geliebt und geehrt zubrächten/ und müsten endlich nicht wegen unsers nicht treulich
Anſpruch. trauet hat/ da es nicht um unſere oder an-derer leute leibliche wolfahrt/ ſondern unſerer und der Zuhoͤrer ſeelen ewige ſelig- keit zu thun iſt/ da wir auch jene/ oder unſer eigen heil/ nicht erhalten koͤnnen/ wo wir nicht auch die andere zu erhalten uns euſ- ſerſt laſſen angelegen ſeyn. Ach ſo laſſet uns ja keiner einigen ſeelen verluſt gering achten/ und uns alſo einer jeden/ als viel von uns geſchehen kan/ ſo viel als unſerer eigenen/ hertzlich annehmen/ damit wir vor dem HERRN getroſt dermaleins erſcheinen/ und nicht zu ſchanden werden doͤrffen am tage der erſcheinung deſſelbigen/ welche uns deswegen billich ohnausgeſetzt vor augen ſtehen ſolle. Wir wiſſen ja/ was unſer Heyland allen ſaget/ und wir aus ſeinem munde andern vorpredigen/ Matth. 16/ 26. Was hilff es dem menſchen/ wenn er die gantze welt gewinne/ und nehme doch ſchaden an ſeiner ſeele: oder was kan der menſch ge- ben/ damit er ſeine ſeele wieder loͤſe? Was würde es alſo auch uns helffen/ ob wir unſer leben im ehrenſtand und von je- derman geliebt und geehrt zubraͤchten/ und müſten endlich nicht wegen unſers nicht treulich
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Anſpruch.
trauet hat/ da es nicht um unſere oder an-
derer leute leibliche wolfahrt/ ſondern
unſerer und der Zuhoͤrer ſeelen ewige ſelig-
keit zu thun iſt/ da wir auch jene/ oder unſer
eigen heil/ nicht erhalten koͤnnen/ wo wir
nicht auch die andere zu erhalten uns euſ-
ſerſt laſſen angelegen ſeyn. Ach ſo laſſet uns
ja keiner einigen ſeelen verluſt gering achten/
und uns alſo einer jeden/ als viel von uns
geſchehen kan/ ſo viel als unſerer eigenen/
hertzlich annehmen/ damit wir vor dem
HERRN getroſt dermaleins erſcheinen/
und nicht zu ſchanden werden doͤrffen am
tage der erſcheinung deſſelbigen/ welche
uns deswegen billich ohnausgeſetzt vor
augen ſtehen ſolle. Wir wiſſen ja/ was
unſer Heyland allen ſaget/ und wir aus
ſeinem munde andern vorpredigen/ Matth.
16/ 26. Was hilff es dem menſchen/
wenn er die gantze welt gewinne/
und nehme doch ſchaden an ſeiner
ſeele: oder was kan der menſch ge-
ben/ damit er ſeine ſeele wieder loͤſe?
Was würde es alſo auch uns helffen/ ob
wir unſer leben im ehrenſtand und von je-
derman geliebt und geehrt zubraͤchten/ und
müſten endlich nicht wegen unſers nicht
treulich
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