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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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von jemand beschimpffet wiod/ durch eine
Christliche bestraffung aber dieselbe wieder
etlicher massen gerettet/ oder doch mehre-
re schändung abgewendet werden kan/ so
ists bereits der fall/ der solche pflicht von
uns fordert. Wiederum/ wo nur die
wenigste hoffnung ist/ den nechsten zu
gewinnen/ ihn gantz zu recht zu bringen/
oder doch seinem sündlichen muthwillen
etwas zu steuren/ so dann bey andern
das ärgerniß abzuwenden/ so treiben als-
denn solche ursachen ein gemüth/ darinnen
die liebe ist/ von selbsten/ dasselbige zu thun/
was dieser gemäß ist. Wo sich aber fälle
begeben/ da wir Christlich vorsehen kön-
nen/ daß Göttliche ehre nicht nur werde da-
durch nicht gerettet/ sondern nur die böse zu
deroselben mehrerer lästerung gereitzet
werden: Jtem/ daß wir des nechsten boß-
heit nur desto mehr entzünden/ also zu
mehrer ärgerniß anlaß geben/ und also oh-
ne einigen nutzen und haß und ungemach
zuziehen werden wird uns nicht nur Gött-
liches gebot nicht dazu anhalten/ son-
dern wir vielmehr wider die in demselben
befohlne Christliche klugheit mit unvorsich-
tigem bestraffen fehlen: und gehöret eigen-

lich

von jemand beſchimpffet wiod/ durch eine
Chriſtliche beſtraffung aber dieſelbe wieder
etlicher maſſen gerettet/ oder doch mehre-
re ſchaͤndung abgewendet werden kan/ ſo
iſts bereits der fall/ der ſolche pflicht von
uns fordert. Wiederum/ wo nur die
wenigſte hoffnung iſt/ den nechſten zu
gewinnen/ ihn gantz zu recht zu bringen/
oder doch ſeinem ſündlichen muthwillen
etwas zu ſteuren/ ſo dann bey andern
das aͤrgerniß abzuwenden/ ſo treiben als-
denn ſolche urſachen ein gemüth/ darinnen
die liebe iſt/ von ſelbſten/ daſſelbige zu thun/
was dieſer gemaͤß iſt. Wo ſich aber faͤlle
begeben/ da wir Chriſtlich vorſehen koͤn-
nen/ daß Goͤttliche ehre nicht nur werde da-
durch nicht gerettet/ ſondern nur die boͤſe zu
deroſelben mehrerer laͤſterung gereitzet
werden: Jtem/ daß wir des nechſten boß-
heit nur deſto mehr entzünden/ alſo zu
mehrer aͤrgerniß anlaß geben/ und alſo oh-
ne einigen nutzen und haß und ungemach
zuziehen werden wird uns nicht nur Goͤtt-
liches gebot nicht dazu anhalten/ ſon-
dern wir vielmehr wider die in demſelben
befohlne Chriſtliche klugheit mit unvorſich-
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[164/0226] von jemand beſchimpffet wiod/ durch eine Chriſtliche beſtraffung aber dieſelbe wieder etlicher maſſen gerettet/ oder doch mehre- re ſchaͤndung abgewendet werden kan/ ſo iſts bereits der fall/ der ſolche pflicht von uns fordert. Wiederum/ wo nur die wenigſte hoffnung iſt/ den nechſten zu gewinnen/ ihn gantz zu recht zu bringen/ oder doch ſeinem ſündlichen muthwillen etwas zu ſteuren/ ſo dann bey andern das aͤrgerniß abzuwenden/ ſo treiben als- denn ſolche urſachen ein gemüth/ darinnen die liebe iſt/ von ſelbſten/ daſſelbige zu thun/ was dieſer gemaͤß iſt. Wo ſich aber faͤlle begeben/ da wir Chriſtlich vorſehen koͤn- nen/ daß Goͤttliche ehre nicht nur werde da- durch nicht gerettet/ ſondern nur die boͤſe zu deroſelben mehrerer laͤſterung gereitzet werden: Jtem/ daß wir des nechſten boß- heit nur deſto mehr entzünden/ alſo zu mehrer aͤrgerniß anlaß geben/ und alſo oh- ne einigen nutzen und haß und ungemach zuziehen werden wird uns nicht nur Goͤtt- liches gebot nicht dazu anhalten/ ſon- dern wir vielmehr wider die in demſelben befohlne Chriſtliche klugheit mit unvorſich- tigem beſtraffen fehlen: und gehoͤret eigen- lich

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/226>, abgerufen am 21.11.2024.