Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

ihn mit fäusten schlagen lassen/ daß er
sich nicht uberhübe/
2. Cor. 12/ 7. Dahe-
ro solche zuneigung und reitzung neben den
Göttlichen würckungen wol stehen kan/ der
kinder GOttes art aber darbey ist/ das sie
denselben gelüsten so wol als andern wider-
stehen/ und sich trachten/ so vielmehr in
sich und vor andern zu demüthigem/ als das
hertz gern in die höhe wolte. Dieser redli-
che kampff gegen dieselbe ist ein gnugsam
zeugniß/ daß die gnade annoch die obhand
habe. Wohin auch zu ziehen/ bey den jeni-
gen/ die sonsten redlich sind/ daß sie offt bey
sich finden werden/ wie sie das fleisch wahr-
hafftig hierinnen überlistet und übereilet
habe/ und sie also nach sorgfältiger unter-
suchung gewahr werden/ wie sich einige aufs
wenigste heimliche suchung einiger ehre
mit eingemischet: da wir aber/ wann so bald
bey der entdeckung ihres betrugs der sünden
eine wahre demüthigung und betrübniß
über ihr elend sich in der seele öffnet/ ein sol-
ches werck noch nicht vor allein natürlich
verwerffen können/ sondern glauben dörf-
fen/ daß es ein von der gnade verursachtes
werck gewesen/ wann sonsten dero zeugnis-
sen sich weisen/ nur daß es hingegen auch

von
J

ihn mit faͤuſten ſchlagen laſſen/ daß er
ſich nicht ůberhübe/
2. Cor. 12/ 7. Dahe-
ro ſolche zuneigung und reitzung neben den
Goͤttlichen würckungen wol ſtehen kan/ der
kinder GOttes art aber darbey iſt/ das ſie
denſelben gelüſten ſo wol als andern wider-
ſtehen/ und ſich trachten/ ſo vielmehr in
ſich und vor andern zu demüthigem/ als das
hertz gern in die hoͤhe wolte. Dieſer redli-
che kampff gegen dieſelbe iſt ein gnugſam
zeugniß/ daß die gnade annoch die obhand
habe. Wohin auch zu ziehen/ bey den jeni-
gen/ die ſonſten redlich ſind/ daß ſie offt bey
ſich finden werden/ wie ſie das fleiſch wahr-
hafftig hierinnen überliſtet und übereilet
habe/ und ſie alſo nach ſorgfaͤltiger unter-
ſuchung gewahꝛ weꝛden/ wie ſich einige aufs
wenigſte heimliche ſuchung einiger ehre
mit eingemiſchet: da wir aber/ wann ſo bald
bey der entdeckung ihres betrugs der ſünden
eine wahre demüthigung und betrübniß
über ihr elend ſich in der ſeele oͤffnet/ ein ſol-
ches werck noch nicht vor allein natürlich
verwerffen koͤnnen/ ſondern glauben doͤrf-
fen/ daß es ein von der gnade verurſachtes
werck geweſen/ wann ſonſten dero zeugniſ-
ſen ſich weiſen/ nur daß es hingegen auch

von
J
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0255" n="193"/><hi rendition="#fr">ihn mit fa&#x0364;u&#x017F;ten &#x017F;chlagen</hi> la&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#fr">daß er<lb/>
&#x017F;ich nicht &#x016F;berhübe/</hi> 2. Cor. 12/ 7. Dahe-<lb/>
ro &#x017F;olche zuneigung und reitzung neben den<lb/>
Go&#x0364;ttlichen würckungen wol &#x017F;tehen kan/ der<lb/>
kinder GOttes art aber darbey i&#x017F;t/ das &#x017F;ie<lb/>
den&#x017F;elben gelü&#x017F;ten &#x017F;o wol als andern wider-<lb/>
&#x017F;tehen/ und &#x017F;ich trachten/ &#x017F;o vielmehr in<lb/>
&#x017F;ich und vor andern zu demüthigem/ als das<lb/>
hertz gern in die ho&#x0364;he wolte. Die&#x017F;er redli-<lb/>
che kampff gegen die&#x017F;elbe i&#x017F;t ein gnug&#x017F;am<lb/>
zeugniß/ daß die gnade annoch die obhand<lb/>
habe. Wohin auch zu ziehen/ bey den jeni-<lb/>
gen/ die &#x017F;on&#x017F;ten redlich &#x017F;ind/ daß &#x017F;ie offt bey<lb/>
&#x017F;ich finden werden/ wie &#x017F;ie das flei&#x017F;ch wahr-<lb/>
hafftig hierinnen überli&#x017F;tet und übereilet<lb/>
habe/ und &#x017F;ie al&#x017F;o nach &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger unter-<lb/>
&#x017F;uchung gewah&#xA75B; we&#xA75B;den/ wie &#x017F;ich einige aufs<lb/>
wenig&#x017F;te heimliche &#x017F;uchung einiger ehre<lb/>
mit eingemi&#x017F;chet: da wir aber/ wann &#x017F;o bald<lb/>
bey der entdeckung ihres betrugs der &#x017F;ünden<lb/>
eine wahre demüthigung und betrübniß<lb/>
über ihr elend &#x017F;ich in der &#x017F;eele o&#x0364;ffnet/ ein &#x017F;ol-<lb/>
ches werck noch nicht vor allein natürlich<lb/>
verwerffen ko&#x0364;nnen/ &#x017F;ondern glauben do&#x0364;rf-<lb/>
fen/ daß es ein von der gnade verur&#x017F;achtes<lb/>
werck gewe&#x017F;en/ wann &#x017F;on&#x017F;ten dero zeugni&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ich wei&#x017F;en/ nur daß es hingegen auch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0255] ihn mit faͤuſten ſchlagen laſſen/ daß er ſich nicht ůberhübe/ 2. Cor. 12/ 7. Dahe- ro ſolche zuneigung und reitzung neben den Goͤttlichen würckungen wol ſtehen kan/ der kinder GOttes art aber darbey iſt/ das ſie denſelben gelüſten ſo wol als andern wider- ſtehen/ und ſich trachten/ ſo vielmehr in ſich und vor andern zu demüthigem/ als das hertz gern in die hoͤhe wolte. Dieſer redli- che kampff gegen dieſelbe iſt ein gnugſam zeugniß/ daß die gnade annoch die obhand habe. Wohin auch zu ziehen/ bey den jeni- gen/ die ſonſten redlich ſind/ daß ſie offt bey ſich finden werden/ wie ſie das fleiſch wahr- hafftig hierinnen überliſtet und übereilet habe/ und ſie alſo nach ſorgfaͤltiger unter- ſuchung gewahꝛ weꝛden/ wie ſich einige aufs wenigſte heimliche ſuchung einiger ehre mit eingemiſchet: da wir aber/ wann ſo bald bey der entdeckung ihres betrugs der ſünden eine wahre demüthigung und betrübniß über ihr elend ſich in der ſeele oͤffnet/ ein ſol- ches werck noch nicht vor allein natürlich verwerffen koͤnnen/ ſondern glauben doͤrf- fen/ daß es ein von der gnade verurſachtes werck geweſen/ wann ſonſten dero zeugniſ- ſen ſich weiſen/ nur daß es hingegen auch von J

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/255
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/255>, abgerufen am 23.11.2024.