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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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dem gepränge. Wer dieses mit dem
zeugniß seines gewissens/ und also mit war-
heit/ vor GOTT sagen kan (denn wo man
sich vor menschen allein darauff berufft/ ist
offt viele heucheley dabey) den mag ich wol
seines eusserlichen prächtigen wesens wegen
vor GOtt loßsprechen/ und glauben/ daß er
dabey wahrhafftig demüthiger seye/ als die
meiste in ihren andern/ etwa aus noth tra-
genden/ schlechten und zerlumpten kleidern/
die ihn etwa vermessen urtheilen. Er wird
aber immer dieses mit rechnen zu dem jeni-
gen dienst der eitelkeit/ dem die creatur
unter worffen ist wider ihren willen/
um des willen/ der sie unterworffen
hat auff hoffnung.
Rom. 8/ 20. die des-
wegen immer seuffzet davon erlöset zu wer-
den/ und sich sehnet nach der herrlichen frey-
heit der kinder GOttes. Aus allem diesen
hoffe ich klar zu erhellen/ was die wahre art
der von dem heiligen Geist gewirckten de-
muth seye/ und derselben entweder offenbar-
lich entgegen ist/ oder ihr betrüglich nach äf-
fen will.

§. 71.

Gleich wie eine der Christlichen
haupt-tugenden auch die gedult ist/ so neh-
men wir 5. dieselbe/ als die fünffte/ an dero

wir
K 3

dem gepraͤnge. Wer dieſes mit dem
zeugniß ſeines gewiſſens/ und alſo mit war-
heit/ vor GOTT ſagen kan (denn wo man
ſich vor menſchen allein darauff berufft/ iſt
offt viele heucheley dabey) den mag ich wol
ſeines euſſerlichen praͤchtigen weſens wegen
vor GOtt loßſprechen/ und glauben/ daß er
dabey wahrhafftig demüthiger ſeye/ als die
meiſte in ihren andern/ etwa aus noth tra-
genden/ ſchlechten und zerlumpten kleidern/
die ihn etwa vermeſſen urtheilen. Er wird
aber immer dieſes mit rechnen zu dem jeni-
gen dienſt der eitelkeit/ dem die creatur
unter worffen iſt wider ihren willen/
um des willen/ der ſie unterworffen
hat auff hoffnung.
Rom. 8/ 20. die des-
wegen immer ſeuffzet davon erloͤſet zu wer-
den/ und ſich ſehnet nach der herrlichen frey-
heit der kinder GOttes. Aus allem dieſen
hoffe ich klar zu erhellen/ was die wahre art
der von dem heiligen Geiſt gewirckten de-
muth ſeye/ und derſelben entweder offenbar-
lich entgegen iſt/ oder ihr betrüglich nach aͤf-
fen will.

§. 71.

Gleich wie eine der Chriſtlichen
haupt-tugenden auch die gedult iſt/ ſo neh-
men wir 5. dieſelbe/ als die fünffte/ an dero

wir
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[221/0283] dem gepraͤnge. Wer dieſes mit dem zeugniß ſeines gewiſſens/ und alſo mit war- heit/ vor GOTT ſagen kan (denn wo man ſich vor menſchen allein darauff berufft/ iſt offt viele heucheley dabey) den mag ich wol ſeines euſſerlichen praͤchtigen weſens wegen vor GOtt loßſprechen/ und glauben/ daß er dabey wahrhafftig demüthiger ſeye/ als die meiſte in ihren andern/ etwa aus noth tra- genden/ ſchlechten und zerlumpten kleidern/ die ihn etwa vermeſſen urtheilen. Er wird aber immer dieſes mit rechnen zu dem jeni- gen dienſt der eitelkeit/ dem die creatur unter worffen iſt wider ihren willen/ um des willen/ der ſie unterworffen hat auff hoffnung. Rom. 8/ 20. die des- wegen immer ſeuffzet davon erloͤſet zu wer- den/ und ſich ſehnet nach der herrlichen frey- heit der kinder GOttes. Aus allem dieſen hoffe ich klar zu erhellen/ was die wahre art der von dem heiligen Geiſt gewirckten de- muth ſeye/ und derſelben entweder offenbar- lich entgegen iſt/ oder ihr betrüglich nach aͤf- fen will. §. 71. Gleich wie eine der Chriſtlichen haupt-tugenden auch die gedult iſt/ ſo neh- men wir 5. dieſelbe/ als die fünffte/ an dero wir K 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/283>, abgerufen am 25.11.2024.