Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

Anspruch.
müssen: hingegen nicht von uns gesaget
werden/ daß wir auch einmal ein fremdes
feuer menschlicher affecten, unbesonnener
hefftigkeit oder gar eigene rachsucht auff die
Cantzelbrächten. Lasset uns den saamen des
Evangelii in die bereits umgepflügte hertzen
treulich und eiffrig ausstreuen/ daraus doch
alle saat und erde wachsen muß/ und glau-
ben/ daß wir durch das blosse gesetz und don-
nerende predigten nicht einen einigen men-
schen warhafftig bekehret werden/ sondern
daß solche ehre dem amt des Geistes in dem
Evangelio gebühre: daß also zwar starcke
winde/ erdbeben und feuer von dem HErrn
hergehen/ aber der HErr kommt noch nicht
dadurch/ sondern in dem stillen fanfften
sausen
in die hertzen der menschen/ zu dero
heilsamer bewohnung. Lasset uns den leuten
die herrliche gnaden schätze/ des heils/ die ih-
nen von ewigkeit zugedacht/ ihr theurer JE-
sus erworben/ der Heilige Geist ihnen in der
Tauffe geschencket/ und durch das Wort
noch täglich vorleget/ mit grossem fleiß und
versicherung vorstellen/ damit sie/ wenn sie
der rechten wahren güter gewahr werden/ so
viel williger die übrige irrdische verleugnen/
und um derselben willen der sünde nicht die-

nen.
b 3

Anſpruch.
müſſen: hingegen nicht von uns geſaget
werden/ daß wir auch einmal ein fremdes
feuer menſchlicher affecten, unbeſonnener
hefftigkeit oder gar eigene rachſucht auff die
Cantzelbraͤchten. Laſſet uns den ſaamen des
Evangelii in die bereits umgepflügte hertzen
treulich und eiffrig ausſtreuen/ daraus doch
alle ſaat und erde wachſen muß/ und glau-
ben/ daß wir durch das bloſſe geſetz und don-
nerende predigten nicht einen einigen men-
ſchen warhafftig bekehret werden/ ſondern
daß ſolche ehre dem amt des Geiſtes in dem
Evangelio gebühre: daß alſo zwar ſtarcke
winde/ erdbeben und feuer von dem HErrn
hergehen/ aber der HErr kommt noch nicht
dadurch/ ſondern in dem ſtillen fanfften
ſauſen
in die hertzen der menſchen/ zu dero
heilſamer bewohnung. Laſſet uns den leuten
die herrliche gnaden ſchätze/ des heils/ die ih-
nen von ewigkeit zugedacht/ ihr theurer JE-
ſus erworben/ der Heilige Geiſt ihnen in der
Tauffe geſchencket/ und durch das Wort
noch taͤglich vorleget/ mit groſſem fleiß und
verſicherung vorſtellen/ damit ſie/ wenn ſie
der rechten wahren güter gewahr werden/ ſo
viel williger die übrige irrdiſche verleugnen/
und um derſelben willen der ſünde nicht die-

nen.
b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0031"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">An&#x017F;pruch.</hi></fw><lb/>&#x017F;&#x017F;en: hingegen nicht von uns ge&#x017F;aget<lb/>
werden/ daß wir auch einmal ein fremdes<lb/>
feuer men&#x017F;chlicher <hi rendition="#aq">affecten,</hi> unbe&#x017F;onnener<lb/>
hefftigkeit oder gar eigene rach&#x017F;ucht auff die<lb/>
Cantzelbra&#x0364;chten. La&#x017F;&#x017F;et uns den &#x017F;aamen des<lb/>
Evangelii in die bereits umgepflügte hertzen<lb/>
treulich und eiffrig aus&#x017F;treuen/ daraus doch<lb/>
alle &#x017F;aat und erde wach&#x017F;en muß/ und glau-<lb/>
ben/ daß wir durch das blo&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;etz und don-<lb/>
nerende predigten nicht einen einigen men-<lb/>
&#x017F;chen warhafftig bekehret werden/ &#x017F;ondern<lb/>
daß &#x017F;olche ehre dem amt des Gei&#x017F;tes in dem<lb/>
Evangelio gebühre: daß al&#x017F;o zwar &#x017F;tarcke<lb/>
winde/ erdbeben und feuer von dem HErrn<lb/>
hergehen/ aber der HErr kommt noch nicht<lb/>
dadurch/ &#x017F;ondern in <hi rendition="#fr">dem &#x017F;tillen fanfften<lb/>
&#x017F;au&#x017F;en</hi> in die hertzen der men&#x017F;chen/ zu dero<lb/>
heil&#x017F;amer bewohnung. La&#x017F;&#x017F;et uns den leuten<lb/>
die herrliche gnaden &#x017F;chätze/ des heils/ die ih-<lb/>
nen von ewigkeit zugedacht/ ihr theurer JE-<lb/>
&#x017F;us erworben/ der Heilige Gei&#x017F;t ihnen in der<lb/>
Tauffe ge&#x017F;chencket/ und durch das Wort<lb/>
noch ta&#x0364;glich vorleget/ mit gro&#x017F;&#x017F;em fleiß und<lb/>
ver&#x017F;icherung vor&#x017F;tellen/ damit &#x017F;ie/ wenn &#x017F;ie<lb/>
der rechten wahren güter gewahr werden/ &#x017F;o<lb/>
viel williger die übrige irrdi&#x017F;che verleugnen/<lb/>
und um der&#x017F;elben willen der &#x017F;ünde nicht die-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">b 3</fw><fw place="bottom" type="catch">nen.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0031] Anſpruch. müſſen: hingegen nicht von uns geſaget werden/ daß wir auch einmal ein fremdes feuer menſchlicher affecten, unbeſonnener hefftigkeit oder gar eigene rachſucht auff die Cantzelbraͤchten. Laſſet uns den ſaamen des Evangelii in die bereits umgepflügte hertzen treulich und eiffrig ausſtreuen/ daraus doch alle ſaat und erde wachſen muß/ und glau- ben/ daß wir durch das bloſſe geſetz und don- nerende predigten nicht einen einigen men- ſchen warhafftig bekehret werden/ ſondern daß ſolche ehre dem amt des Geiſtes in dem Evangelio gebühre: daß alſo zwar ſtarcke winde/ erdbeben und feuer von dem HErrn hergehen/ aber der HErr kommt noch nicht dadurch/ ſondern in dem ſtillen fanfften ſauſen in die hertzen der menſchen/ zu dero heilſamer bewohnung. Laſſet uns den leuten die herrliche gnaden ſchätze/ des heils/ die ih- nen von ewigkeit zugedacht/ ihr theurer JE- ſus erworben/ der Heilige Geiſt ihnen in der Tauffe geſchencket/ und durch das Wort noch taͤglich vorleget/ mit groſſem fleiß und verſicherung vorſtellen/ damit ſie/ wenn ſie der rechten wahren güter gewahr werden/ ſo viel williger die übrige irrdiſche verleugnen/ und um derſelben willen der ſünde nicht die- nen. b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/31
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/31>, abgerufen am 21.11.2024.