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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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wol die andere nicht so klar siehet/ oder auch
wegen einiger gar in sorgen gestürtzet wird.
So sind ohne das einige kennzeichen so be-
wandt/ daß wenn sie vorhanden sind/ Gött-
liche wirckung sich daraus wol abnehmen
lässet/ aber deroselben abwesen hingegen
nicht weiset/ daß ein werck nicht von GOtt
seye. Daher wer allemal alle beysammen
haben wolte/ würde darinnen GOtt und
sich selbs unrecht thun.

§. 93.

Es ist auch von denselben 2. zu mer-
cken/ daß von dem mangel des gefühls sich
nicht auf denmangel der sache gewiß schlis-
sen lasse/ sonderlich was den glauben und
dessen freudige empfindung anlanget.
Sondern diese sinds gemeiniglich/ über de-
ro vermeinten mangel GOtt mehrmal sei-
ne kinder aus §. 90. etwas angedeuteten
ursachen gedemütiget werden lässet. Sie
haben aber zu gedencken/ daß ihnen alsdann
gnug seyn könne und solle/ da sie in den
übrigen stücken und früchten des glaubens/
in liebe/ demuth/ gedult und dergleichen das
jenige finden/ was zum zeugnis der gnaden
zu dienen bemercket worden ist. Also/ wo
uns auch unser hertz verdammet/ und
also die empfindung des glaubens starck

zurü-

wol die andere nicht ſo klar ſiehet/ oder auch
wegen einiger gar in ſorgen geſtürtzet wird.
So ſind ohne das einige kennzeichen ſo be-
wandt/ daß wenn ſie vorhanden ſind/ Goͤtt-
liche wirckung ſich daraus wol abnehmen
laͤſſet/ aber deroſelben abweſen hingegen
nicht weiſet/ daß ein werck nicht von GOtt
ſeye. Daher wer allemal alle beyſammen
haben wolte/ würde darinnen GOtt und
ſich ſelbs unrecht thun.

§. 93.

Es iſt auch von denſelben 2. zu mer-
cken/ daß von dem mangel des gefühls ſich
nicht auf denmangel der ſache gewiß ſchliſ-
ſen laſſe/ ſonderlich was den glauben und
deſſen freudige empfindung anlanget.
Sondern dieſe ſinds gemeiniglich/ über de-
ro vermeinten mangel GOtt mehrmal ſei-
ne kinder aus §. 90. etwas angedeuteten
urſachen gedemütiget werden laͤſſet. Sie
haben aber zu gedencken/ daß ihnen alsdann
gnug ſeyn koͤnne und ſolle/ da ſie in den
übrigen ſtücken und früchten des glaubens/
in liebe/ demuth/ gedult und dergleichen das
jenige finden/ was zum zeugnis der gnaden
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[286/0348] wol die andere nicht ſo klar ſiehet/ oder auch wegen einiger gar in ſorgen geſtürtzet wird. So ſind ohne das einige kennzeichen ſo be- wandt/ daß wenn ſie vorhanden ſind/ Goͤtt- liche wirckung ſich daraus wol abnehmen laͤſſet/ aber deroſelben abweſen hingegen nicht weiſet/ daß ein werck nicht von GOtt ſeye. Daher wer allemal alle beyſammen haben wolte/ würde darinnen GOtt und ſich ſelbs unrecht thun. §. 93. Es iſt auch von denſelben 2. zu mer- cken/ daß von dem mangel des gefühls ſich nicht auf denmangel der ſache gewiß ſchliſ- ſen laſſe/ ſonderlich was den glauben und deſſen freudige empfindung anlanget. Sondern dieſe ſinds gemeiniglich/ über de- ro vermeinten mangel GOtt mehrmal ſei- ne kinder aus §. 90. etwas angedeuteten urſachen gedemütiget werden laͤſſet. Sie haben aber zu gedencken/ daß ihnen alsdann gnug ſeyn koͤnne und ſolle/ da ſie in den übrigen ſtücken und früchten des glaubens/ in liebe/ demuth/ gedult und dergleichen das jenige finden/ was zum zeugnis der gnaden zu dienen bemercket worden iſt. Alſo/ wo uns auch unſer hertz verdammet/ und alſo die empfindung des glaubens ſtarck zurü-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/348>, abgerufen am 02.06.2024.