Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

rem innerlichen verborgenen grunde sind
sie rechte Pharisäer und heuchler; Dann
sie stecken voll eigener liebe/ leben nur nach
ihrem willen/ und in allen ihren sachen ste-
hen sie nur auff ihrem lust/ gewinst und
vortheil. Diese leute können von aussen
nicht wohl erkant und unterschieden wer-
den von den rechten freunden GOttes.
Denn in den äusserlichen übungen sind sie
bisweilen viel fleissiger/ als die wahren
freunde Gottes/ nemlich im beten/ im fa-
sten/ im wachen/ in härtigkeit des leibes und
andern dergleichen dingen; daß sie also/ wie
gesagt/ schwerlich zu erkennen sind. Welche
aber den Geist GOttes warhafftig
haben/ die können sie wohl mercken
und erkennen.
Sie haben aber doch auch
etwas äusserliches an sich/ darbey sie offent-
lich von den wahren freunden GOttes
unterschieden werden können. Dann sie
wollen immer dar andre leute/ vornemlich
aber die freunde Gottes richten/ sich aber
richten sie nimmer mehr. Hingegen aber/
die von hertzen fromm und gottesfürchtig
sind/ richten andre leute nicht/ sondern nur
sich selbst/ weil geschrieben stehet: der
mensch prüffe sich selbst.
Nun diese

Pha-

rem innerlichen verborgenen grunde ſind
ſie rechte Phariſaͤer und heuchler; Dañ
ſie ſtecken voll eigener liebe/ leben nur nach
ihrem willen/ und in allen ihren ſachen ſte-
hen ſie nur auff ihrem luſt/ gewinſt und
vortheil. Dieſe leute koͤnnen von auſſen
nicht wohl erkant und unterſchieden wer-
den von den rechten freunden GOttes.
Denn in den aͤuſſerlichen übungen ſind ſie
bisweilen viel fleiſſiger/ als die wahren
freunde Gottes/ nemlich im beten/ im fa-
ſten/ im wachen/ in haͤrtigkeit des leibes und
andern dergleichen dingen; daß ſie alſo/ wie
geſagt/ ſchwerlich zu erkennen ſind. Welche
aber den Geiſt GOttes warhafftig
haben/ die koͤnnen ſie wohl mercken
und erkennen.
Sie haben aber doch auch
etwas aͤuſſerliches an ſich/ darbey ſie offent-
lich von den wahren freunden GOttes
unterſchieden werden koͤnnen. Dann ſie
wollen immer dar andre leute/ vornemlich
aber die freunde Gottes richten/ ſich aber
richten ſie nimmer mehr. Hingegen aber/
die von hertzen fromm und gottesfürchtig
ſind/ richten andre leute nicht/ ſondern nur
ſich ſelbſt/ weil geſchrieben ſtehet: der
menſch prüffe ſich ſelbſt.
Nun dieſe

Pha-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0421" n="359"/>
rem innerlichen verborgenen grunde &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie rechte <hi rendition="#fr">Phari&#x017F;a&#x0364;er und heuchler;</hi> Dañ<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;tecken voll eigener liebe/ leben nur nach<lb/>
ihrem willen/ und in allen ihren &#x017F;achen &#x017F;te-<lb/>
hen &#x017F;ie nur auff ihrem lu&#x017F;t/ gewin&#x017F;t und<lb/>
vortheil. Die&#x017F;e leute ko&#x0364;nnen von au&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nicht wohl erkant und unter&#x017F;chieden wer-<lb/>
den von den rechten freunden GOttes.<lb/>
Denn in den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen übungen &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
bisweilen viel flei&#x017F;&#x017F;iger/ als die wahren<lb/>
freunde Gottes/ nemlich im beten/ im fa-<lb/>
&#x017F;ten/ im wachen/ in ha&#x0364;rtigkeit des leibes und<lb/>
andern dergleichen dingen; daß &#x017F;ie al&#x017F;o/ wie<lb/>
ge&#x017F;agt/ &#x017F;chwerlich zu erkennen &#x017F;ind. <hi rendition="#fr">Welche<lb/>
aber den Gei&#x017F;t GOttes warhafftig<lb/>
haben/ die ko&#x0364;nnen &#x017F;ie wohl mercken<lb/>
und erkennen.</hi> Sie haben aber doch auch<lb/>
etwas a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliches an &#x017F;ich/ darbey &#x017F;ie offent-<lb/>
lich von den wahren freunden GOttes<lb/>
unter&#x017F;chieden werden ko&#x0364;nnen. Dann &#x017F;ie<lb/>
wollen immer dar andre leute/ vornemlich<lb/>
aber die freunde Gottes richten/ &#x017F;ich aber<lb/>
richten &#x017F;ie nimmer mehr. Hingegen aber/<lb/>
die von hertzen fromm und gottesfürchtig<lb/>
&#x017F;ind/ richten andre leute nicht/ &#x017F;ondern nur<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ weil ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehet: <hi rendition="#fr">der<lb/>
men&#x017F;ch prüffe &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.</hi> Nun die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Pha-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0421] rem innerlichen verborgenen grunde ſind ſie rechte Phariſaͤer und heuchler; Dañ ſie ſtecken voll eigener liebe/ leben nur nach ihrem willen/ und in allen ihren ſachen ſte- hen ſie nur auff ihrem luſt/ gewinſt und vortheil. Dieſe leute koͤnnen von auſſen nicht wohl erkant und unterſchieden wer- den von den rechten freunden GOttes. Denn in den aͤuſſerlichen übungen ſind ſie bisweilen viel fleiſſiger/ als die wahren freunde Gottes/ nemlich im beten/ im fa- ſten/ im wachen/ in haͤrtigkeit des leibes und andern dergleichen dingen; daß ſie alſo/ wie geſagt/ ſchwerlich zu erkennen ſind. Welche aber den Geiſt GOttes warhafftig haben/ die koͤnnen ſie wohl mercken und erkennen. Sie haben aber doch auch etwas aͤuſſerliches an ſich/ darbey ſie offent- lich von den wahren freunden GOttes unterſchieden werden koͤnnen. Dann ſie wollen immer dar andre leute/ vornemlich aber die freunde Gottes richten/ ſich aber richten ſie nimmer mehr. Hingegen aber/ die von hertzen fromm und gottesfürchtig ſind/ richten andre leute nicht/ ſondern nur ſich ſelbſt/ weil geſchrieben ſtehet: der menſch prüffe ſich ſelbſt. Nun dieſe Pha-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/421
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/421>, abgerufen am 16.07.2024.