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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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sich nichts an/ und ist ohn gewissen/ und
was er thut/ ist wohl gethan. Siehe/ also
will ich auch seyn/ spricht das falsche liecht.
Dann je gleicher GOtt/ je besser ist es/ und
darum will ich GOtt gleich seyn/ und will
auch GOtt seyn/ und bey GOtt sitzen/ und
ihm gleich seyn/ Esa. 14. Allerdings wie
Lueifer der Teuffel thät. GOtt in der Ewig-
keit ist ohne leyd leyden und betrübniß/ und
lässet ihm mit nichten schwer oder leyd seyn
um etwas/ was da ist oder geschiehet: Aber
da GOtt mensch ist/ und in einem vergötte-
ten menschen/ da ist es anders. Kürtzlich:
alles was betrogen mag werden/ das muß
betrogen werden von diesem falschen liecht.
Dieweil nun alles von diesem betrogen
wird/ so unter allen creaturen und naturen
betrogen werden mag/ und alles das nicht
Gott oder Göttlich ist/ mag betrogen wer-
den: Und weil diß liecht dann selber natur
ist/ so ist es möglich/ daß es betrogen wer-
de: darumb ist es und wird betrogen von
ihm selber. Nun möchte man sprechen: wo-
her ist oder kommt denn das/ daß von
demselben alles betrogen wird/ so betrogen
werden mag? Siehe/ es ist von seiner übri-
gen kündigkeit/ listigkeit oder gutdünckel/

dann
Q 6

ſich nichts an/ und iſt ohn gewiſſen/ und
was er thut/ iſt wohl gethan. Siehe/ alſo
will ich auch ſeyn/ ſpricht das falſche liecht.
Dann je gleicher GOtt/ je beſſer iſt es/ und
darum will ich GOtt gleich ſeyn/ und will
auch GOtt ſeyn/ und bey GOtt ſitzen/ und
ihm gleich ſeyn/ Eſa. 14. Allerdings wie
Lueifer der Teuffel thaͤt. GOtt in der Ewig-
keit iſt ohne leyd leyden und betrübniß/ und
läſſet ihm mit nichten ſchwer oder leyd ſeyn
um etwas/ was da iſt oder geſchiehet: Aber
da GOtt menſch iſt/ und in einem vergoͤtte-
ten menſchen/ da iſt es anders. Kürtzlich:
alles was betrogen mag werden/ das muß
betrogen werden von dieſem falſchen liecht.
Dieweil nun alles von dieſem betrogen
wird/ ſo unter allen creaturen und naturen
betrogen werden mag/ und alles das nicht
Gott oder Goͤttlich iſt/ mag betrogen wer-
den: Und weil diß liecht dann ſelber natur
iſt/ ſo iſt es moͤglich/ daß es betrogen wer-
de: darumb iſt es und wird betrogen von
ihm ſelber. Nun moͤchte man ſprechen: wo-
her iſt oder kommt denn das/ daß von
demſelben alles betrogen wird/ ſo betrogen
werden mag? Siehe/ es iſt von ſeiner übri-
gen kündigkeit/ liſtigkeit oder gutdünckel/

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[371/0433] ſich nichts an/ und iſt ohn gewiſſen/ und was er thut/ iſt wohl gethan. Siehe/ alſo will ich auch ſeyn/ ſpricht das falſche liecht. Dann je gleicher GOtt/ je beſſer iſt es/ und darum will ich GOtt gleich ſeyn/ und will auch GOtt ſeyn/ und bey GOtt ſitzen/ und ihm gleich ſeyn/ Eſa. 14. Allerdings wie Lueifer der Teuffel thaͤt. GOtt in der Ewig- keit iſt ohne leyd leyden und betrübniß/ und läſſet ihm mit nichten ſchwer oder leyd ſeyn um etwas/ was da iſt oder geſchiehet: Aber da GOtt menſch iſt/ und in einem vergoͤtte- ten menſchen/ da iſt es anders. Kürtzlich: alles was betrogen mag werden/ das muß betrogen werden von dieſem falſchen liecht. Dieweil nun alles von dieſem betrogen wird/ ſo unter allen creaturen und naturen betrogen werden mag/ und alles das nicht Gott oder Goͤttlich iſt/ mag betrogen wer- den: Und weil diß liecht dann ſelber natur iſt/ ſo iſt es moͤglich/ daß es betrogen wer- de: darumb iſt es und wird betrogen von ihm ſelber. Nun moͤchte man ſprechen: wo- her iſt oder kommt denn das/ daß von demſelben alles betrogen wird/ ſo betrogen werden mag? Siehe/ es iſt von ſeiner übri- gen kündigkeit/ liſtigkeit oder gutdünckel/ dann Q 6

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/433>, abgerufen am 25.11.2024.