Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.Anspruch. solches übel aufnehmen möchte (wormit eraber auffs neue sein unchristliches gemüth bezeugte) unwillen und haß zu scheuen/ son- dern vielmehr liebe zu Gott/ seiner Kirchen/ ja des sündigen mitbruders seele/ die zu ret- ten gesucht wird/ seiner fleischlichen gunst vorzuziehen hat. Ohne dieses/ wo nicht je ei- ner auch vor den andern und sein wolverhal- ten/ und also alle vor der gantzen Kirchen/ und sonderlich unsres ordinis wahren wol- stand/ sorget/ ist nicht alles wol auszurichten. Wir müssen aber solchen wolstand unsers ordinis nicht darinnen suchen/ daß mit derer/ welche in demselben leben/ groben excessen und sünden gelinde gefahren/ und sie nur ver- tuschet werden/ sondern daß wir weisen/ wir halten die heiligkeit des amts so hoch/ daß wir keinen unter uns leyden oder vor einen mitbruder erkennen wollen/ der nit würdiglich wandele dem beruff/ darzu wir gesetzt sind. Jnsgesamt auch lasset uns alle mehr und Got-
Anſpruch. ſolches übel aufnehmen moͤchte (wormit eraber auffs neue ſein unchriſtliches gemüth bezeugte) unwillen und haß zu ſcheuen/ ſon- dern vielmehr liebe zu Gott/ ſeiner Kirchen/ ja des ſündigen mitbruders ſeele/ die zu ret- ten geſucht wird/ ſeiner fleiſchlichen gunſt vorzuziehen hat. Ohne dieſes/ wo nicht je ei- ner auch vor den andern und ſein wolverhal- ten/ und alſo alle vor der gantzen Kirchen/ und ſonderlich unſres ordinis wahren wol- ſtand/ ſorget/ iſt nicht alles wol auszurichtẽ. Wir müſſen aber ſolchen wolſtand unſers ordinis nicht dariñen ſuchen/ daß mit derer/ welche in demſelben leben/ groben exceſſen und ſünden gelinde gefahrẽ/ und ſie nur ver- tuſchet werden/ ſondern daß wir weiſen/ wir halten die heiligkeit des amts ſo hoch/ daß wir keinen unter uns leyden oder vor einen mitbruder erkeñen wollẽ/ der nit würdiglich wandele dem beruff/ darzu wir geſetzt ſind. Jnsgeſamt auch laſſet uns alle mehr und Got-
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Anſpruch.
ſolches übel aufnehmen moͤchte (wormit er
aber auffs neue ſein unchriſtliches gemüth
bezeugte) unwillen und haß zu ſcheuen/ ſon-
dern vielmehr liebe zu Gott/ ſeiner Kirchen/
ja des ſündigen mitbruders ſeele/ die zu ret-
ten geſucht wird/ ſeiner fleiſchlichen gunſt
vorzuziehen hat. Ohne dieſes/ wo nicht je ei-
ner auch vor den andern und ſein wolverhal-
ten/ und alſo alle vor der gantzen Kirchen/
und ſonderlich unſres ordinis wahren wol-
ſtand/ ſorget/ iſt nicht alles wol auszurichtẽ.
Wir müſſen aber ſolchen wolſtand unſers
ordinis nicht dariñen ſuchen/ daß mit derer/
welche in demſelben leben/ groben exceſſen
und ſünden gelinde gefahrẽ/ und ſie nur ver-
tuſchet werden/ ſondern daß wir weiſen/ wir
halten die heiligkeit des amts ſo hoch/ daß
wir keinen unter uns leyden oder vor einen
mitbruder erkeñen wollẽ/ der nit würdiglich
wandele dem beruff/ darzu wir geſetzt ſind.
Jnsgeſamt auch laſſet uns alle mehr und
mehr/ als rechtſchaffene brüder/ unſere her-
tzen unter einander verbindẽ in einigkeit des
geiſtes mit dem bande des friedens/ und hü-
ten vor aller æmulation, mißgunſt/ neid/ und
heimlichen oder offentlichen widerſtand in
dem guten/ vielmehr/ was jeglicher durch
Got-
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