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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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unserer Religion seyn werden/ da mangel
solte seyn/ daß nicht gnug Predigten gehal-
ten würden. Aber viel gottselige gemüther
finden gleichwol nicht wenig mangel an vie-
len Predigten. Jndem es solche Prediger
gibt/ welche öffters ihre meiste Predigen mit
dergleichen dingen zubringen/ damit sie sich
vor gelehrte leute darstellen/ obs wol die Zu-
hörer nicht verstehen: Da müssen offt viele
frembde Sprachen herbey/ da etwa nicht ein
einiger in der Kirchen ein wort darvon weiß:
Wie manche tragen wol etwa mehr sorge
davor/ daß ja das Exordium sich recht schicke/
und die zusammenfügung artig; daß die
Disposition kunstreich und etwa verborgen
gnug; daß alle Theile recht nach der Rede-
kunst abgemessen und außgeziert seyen/ als
wie sie solche Materien wehleten und durch
GOttes Gnade außfuhreten/ darvon der
Zuhörer im leben und sterben nutzen haben
mag. So solle es nun nicht seyn/ sondern
weil die Cantzel nicht derjenige Ort ist/ da
man seine kunst mit pracht sehen lassen/ son-
dern das Wort deß Herrn einfältig/ aber
gewaltig predigen/ und dieses das Göttliche
mittel seyn solte/ die leute selig zu machen/

so

unſerer Religion ſeyn werden/ da mangel
ſolte ſeyn/ daß nicht gnug Predigten gehal-
ten wuͤrden. Aber viel gottſelige gemuͤther
finden gleichwol nicht wenig mangel an vie-
len Predigten. Jndem es ſolche Prediger
gibt/ welche oͤffters ihre meiſte Predigen mit
dergleichen dingen zubringen/ damit ſie ſich
vor gelehrte leute darſtellen/ obs wol die Zu-
hoͤrer nicht verſtehen: Da muͤſſen offt viele
frembde Sprachen herbey/ da etwa nicht ein
einiger in der Kirchen ein wort darvon weiß:
Wie manche tragen wol etwa mehr ſorge
davor/ daß ja das Exordium ſich recht ſchicke/
und die zuſammenfuͤgung artig; daß die
Diſpoſition kunſtreich und etwa verborgen
gnug; daß alle Theile recht nach der Rede-
kunſt abgemeſſen und außgeziert ſeyen/ als
wie ſie ſolche Materien wehleten und durch
GOttes Gnade außfůhreten/ darvon der
Zuhoͤrer im leben und ſterben nutzen haben
mag. So ſolle es nun nicht ſeyn/ ſondern
weil die Cantzel nicht derjenige Ort iſt/ da
man ſeine kunſt mit pracht ſehen laſſen/ ſon-
dern das Wort deß Herrn einfaͤltig/ aber
gewaltig predigen/ und dieſes das Goͤttliche
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[150/0176] unſerer Religion ſeyn werden/ da mangel ſolte ſeyn/ daß nicht gnug Predigten gehal- ten wuͤrden. Aber viel gottſelige gemuͤther finden gleichwol nicht wenig mangel an vie- len Predigten. Jndem es ſolche Prediger gibt/ welche oͤffters ihre meiſte Predigen mit dergleichen dingen zubringen/ damit ſie ſich vor gelehrte leute darſtellen/ obs wol die Zu- hoͤrer nicht verſtehen: Da muͤſſen offt viele frembde Sprachen herbey/ da etwa nicht ein einiger in der Kirchen ein wort darvon weiß: Wie manche tragen wol etwa mehr ſorge davor/ daß ja das Exordium ſich recht ſchicke/ und die zuſammenfuͤgung artig; daß die Diſpoſition kunſtreich und etwa verborgen gnug; daß alle Theile recht nach der Rede- kunſt abgemeſſen und außgeziert ſeyen/ als wie ſie ſolche Materien wehleten und durch GOttes Gnade außfůhreten/ darvon der Zuhoͤrer im leben und ſterben nutzen haben mag. So ſolle es nun nicht ſeyn/ ſondern weil die Cantzel nicht derjenige Ort iſt/ da man ſeine kunſt mit pracht ſehen laſſen/ ſon- dern das Wort deß Herrn einfaͤltig/ aber gewaltig predigen/ und dieſes das Goͤttliche mittel ſeyn ſolte/ die leute ſelig zu machen/ ſo

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/176>, abgerufen am 26.11.2024.