Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.als sind auch der subtilen griff so viel/ daß ich Mancher erkennt die Unschuld deß beklag- Nichts neues ist 3. daß sich Richter mit sprechen
als ſind auch der ſubtilen griff ſo viel/ daß ich Mancher erkennt die Unſchuld deß beklag- Nichts neues iſt 3. daß ſich Richter mit ſprechen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0208" n="182"/> als ſind auch der ſubtilen griff ſo viel/ daß ich<lb/> meines orts ſie nicht alle zu erzehlen weiß/<lb/> noch zu wiſſen begehre. Bey dem Richter iſt<lb/> hoͤchſt ſtraffbar/ wann derſelbe die gerechtig-<lb/> keit der ſach/ oder das <hi rendition="#aq">Factum</hi> oder die Umb-<lb/> ſtaͤnd derſelben ſelbſt/ nicht recht verſtanden/<lb/> oder mit ſchweren gedancken deß unruhigen<lb/> gewiſſens beladen/ nicht faſſen kan; kommet<lb/> dann die gehſtuͤtzigkeit darzu/ ſo iſt es umb ſo-<lb/> viel deſto aͤrger/ am alleraͤrgſten/ wann der<lb/> fehler nicht wil erkannt/ ſondern nach der<lb/> Meder und Perſer Recht/ welches unveraͤn-<lb/> dert bleiben muſte/ <hi rendition="#aq">exequirt</hi> werden.</p><lb/> <p>Mancher erkennt die Unſchuld deß beklag-<lb/> ten/ fuͤrchtet ſich aber mehr vor menſchen als<lb/> vor GOTT/ laͤſſet gunſt vor recht gehen/<lb/> oder tritt auch mit vorgefaſſter meynung<lb/> auff den Richtſtuhl/ verdammt die eine<lb/> Parthey ehe er ſie gehoͤrt; Alles dem klaren<lb/> verbott deß hoͤchſten Geſetz-gebers zuwider/<lb/> zu ſeiner ſchweren verdamnuͤß.</p><lb/> <p>Nichts neues iſt 3. daß ſich Richter mit<lb/> Geld ſchmieren/ und die augen verblenden<lb/> laſſen/ damithin das gute boͤß/ und boͤß<lb/> gut heiſſen/ auß finſternuͤß liecht/ und auß<lb/> liecht finſternůß machen/ den gottloſen recht<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſprechen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0208]
als ſind auch der ſubtilen griff ſo viel/ daß ich
meines orts ſie nicht alle zu erzehlen weiß/
noch zu wiſſen begehre. Bey dem Richter iſt
hoͤchſt ſtraffbar/ wann derſelbe die gerechtig-
keit der ſach/ oder das Factum oder die Umb-
ſtaͤnd derſelben ſelbſt/ nicht recht verſtanden/
oder mit ſchweren gedancken deß unruhigen
gewiſſens beladen/ nicht faſſen kan; kommet
dann die gehſtuͤtzigkeit darzu/ ſo iſt es umb ſo-
viel deſto aͤrger/ am alleraͤrgſten/ wann der
fehler nicht wil erkannt/ ſondern nach der
Meder und Perſer Recht/ welches unveraͤn-
dert bleiben muſte/ exequirt werden.
Mancher erkennt die Unſchuld deß beklag-
ten/ fuͤrchtet ſich aber mehr vor menſchen als
vor GOTT/ laͤſſet gunſt vor recht gehen/
oder tritt auch mit vorgefaſſter meynung
auff den Richtſtuhl/ verdammt die eine
Parthey ehe er ſie gehoͤrt; Alles dem klaren
verbott deß hoͤchſten Geſetz-gebers zuwider/
zu ſeiner ſchweren verdamnuͤß.
Nichts neues iſt 3. daß ſich Richter mit
Geld ſchmieren/ und die augen verblenden
laſſen/ damithin das gute boͤß/ und boͤß
gut heiſſen/ auß finſternuͤß liecht/ und auß
liecht finſternůß machen/ den gottloſen recht
ſprechen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |