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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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und geruhmet werden/ welches dann auch
diesen nutzen nach sich ziehen würde/ daß
Kinder und Gesind irriger Religion durch
die solchen Häusern vorgesetzte/ oder deß
orts gottselige leute/ zu unserer allein - selig-
machenden Religion bekehret/ im Christen-
thum unterrichtet/ und auff solche weise
die Kirch herrlich könnte erweitert werden.
Gebrechliche und alters halben unvermög-
liche Leute sind Christen zu unterhalten/
auch denen/ so durch Unglück in abgang
ihres Handels und Wandels/ folglich der
nahrung kommen/ auffzuhelffen schuldig/
und ist es freylich ein grosser schandfleck
unserer Christlichen Kirchen/ daß dergleichen
unter uns herumb gehen müssen/ und auff
vieles winseln und bitten an manchem Ort
kaum das tägliche Brodt erbettelen mögen;
Andere auß ermangelung der Liebes - tha-
ten/ in keine solche noth zu gerathen/ fast zur
sünden in ihrem Handel und Wandel ge-
zwungen werden.

Da solten nun Christliche Obrigkeiten/
und Vorsteher/ nach dem Exempel Amasis
Königs in Egypten/ (welcher alle Jahr sei-
nen Unterthanen und Beysassen in Stätten/

Dörf-

und gerūhmet werden/ welches dann auch
dieſen nutzen nach ſich ziehen wuͤrde/ daß
Kinder und Geſind irriger Religion durch
die ſolchen Haͤuſern vorgeſetzte/ oder deß
orts gottſelige leute/ zu unſerer allein - ſelig-
machenden Religion bekehret/ im Chriſten-
thum unterrichtet/ und auff ſolche weiſe
die Kirch herꝛlich koͤnnte erweitert werden.
Gebrechliche und alters halben unvermoͤg-
liche Leute ſind Chriſten zu unterhalten/
auch denen/ ſo durch Ungluͤck in abgang
ihres Handels und Wandels/ folglich der
nahrung kommen/ auffzuhelffen ſchuldig/
und iſt es freylich ein groſſer ſchandfleck
unſerer Chriſtlichen Kirchen/ daß dergleichen
unter uns herumb gehen muͤſſen/ und auff
vieles winſeln und bitten an manchem Ort
kaum das taͤgliche Brodt erbettelen moͤgen;
Andere auß ermangelung der Liebes - tha-
ten/ in keine ſolche noth zu gerathen/ faſt zur
ſuͤnden in ihrem Handel und Wandel ge-
zwungen werden.

Da ſolten nun Chriſtliche Obrigkeiten/
und Vorſteher/ nach dem Exempel Amaſis
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[213/0239] und gerūhmet werden/ welches dann auch dieſen nutzen nach ſich ziehen wuͤrde/ daß Kinder und Geſind irriger Religion durch die ſolchen Haͤuſern vorgeſetzte/ oder deß orts gottſelige leute/ zu unſerer allein - ſelig- machenden Religion bekehret/ im Chriſten- thum unterrichtet/ und auff ſolche weiſe die Kirch herꝛlich koͤnnte erweitert werden. Gebrechliche und alters halben unvermoͤg- liche Leute ſind Chriſten zu unterhalten/ auch denen/ ſo durch Ungluͤck in abgang ihres Handels und Wandels/ folglich der nahrung kommen/ auffzuhelffen ſchuldig/ und iſt es freylich ein groſſer ſchandfleck unſerer Chriſtlichen Kirchen/ daß dergleichen unter uns herumb gehen muͤſſen/ und auff vieles winſeln und bitten an manchem Ort kaum das taͤgliche Brodt erbettelen moͤgen; Andere auß ermangelung der Liebes - tha- ten/ in keine ſolche noth zu gerathen/ faſt zur ſuͤnden in ihrem Handel und Wandel ge- zwungen werden. Da ſolten nun Chriſtliche Obrigkeiten/ und Vorſteher/ nach dem Exempel Amaſis Koͤnigs in Egypten/ (welcher alle Jahr ſei- nen Unterthanen und Beyſaſſen in Staͤtten/ Doͤrf-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/239>, abgerufen am 28.11.2024.