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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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Und durch solche schändliche einbildung deß
verdammlichen Operis operati nicht erleuch-
tet oder bekehret werden. So machten es
vormahls die Juden/ welche sich bloß auff
den äusserlichen Gottes-Dienst verliessen/
endlich aber von dem gerechten GOTT mit
gäntzlicher entziehung seiner Gnaden/ und
grausamer verstockung sind gestraffet wor-
den. Ach! diese GOttes straff fürchte Jch
auch/ ihr liebe Lutheraner/ daß der Herr
sein heiliges Wort uns entziehen/ und ne-
ben dem Brod auch einen Hunger nach sei-
ner so reinen Lehr/ so tröstlichem Evangelio
schicken/ und seinen Leuchter anderswo-
hin transferiren werde; Darzu muß Jhn
endlich bewegen/ nicht nur unser laulich-
ter Gottes-Dienst und heilloses Wesen
an sich selbst/ sondern auch das grosse und
erschröckliche ärgernüß/ welches so vielen
die umb und unter uns wohnen gegeben
wird.

Wol wird pag. 56. gesagt/ daß über
diese äusserliche gestalt der Evangeli-
schen sich zuvorderst die Juden ärgern/
und nicht glauben können/ daß wir CHri-
stum vor einen wahren GOTT halten/

dessen
K 2

Und durch ſolche ſchaͤndliche einbildung deß
verdam̃lichen Operis operati nicht erleuch-
tet oder bekehret werden. So machten es
vormahls die Juden/ welche ſich bloß auff
den aͤuſſerlichen Gottes-Dienſt verlieſſen/
endlich aber von dem gerechten GOTT mit
gaͤntzlicher entziehung ſeiner Gnaden/ und
grauſamer verſtockung ſind geſtraffet wor-
den. Ach! dieſe GOttes ſtraff fuͤrchte Jch
auch/ ihr liebe Lutheraner/ daß der Herr
ſein heiliges Wort uns entziehen/ und ne-
ben dem Brod auch einen Hunger nach ſei-
ner ſo reinen Lehr/ ſo troͤſtlichem Evangelio
ſchicken/ und ſeinen Leuchter anderswo-
hin transferiren werde; Darzu muß Jhn
endlich bewegen/ nicht nur unſer laulich-
ter Gottes-Dienſt und heilloſes Weſen
an ſich ſelbſt/ ſondern auch das groſſe und
erſchroͤckliche aͤrgernuͤß/ welches ſo vielen
die umb und unter uns wohnen gegeben
wird.

Wol wird pag. 56. geſagt/ daß uͤber
dieſe aͤuſſerliche geſtalt der Evangeli-
ſchen ſich zuvorderſt die Juden aͤrgern/
und nicht glauben koͤnnen/ daß wir CHri-
ſtum vor einen wahren GOTT halten/

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[218[219]/0245] Und durch ſolche ſchaͤndliche einbildung deß verdam̃lichen Operis operati nicht erleuch- tet oder bekehret werden. So machten es vormahls die Juden/ welche ſich bloß auff den aͤuſſerlichen Gottes-Dienſt verlieſſen/ endlich aber von dem gerechten GOTT mit gaͤntzlicher entziehung ſeiner Gnaden/ und grauſamer verſtockung ſind geſtraffet wor- den. Ach! dieſe GOttes ſtraff fuͤrchte Jch auch/ ihr liebe Lutheraner/ daß der Herr ſein heiliges Wort uns entziehen/ und ne- ben dem Brod auch einen Hunger nach ſei- ner ſo reinen Lehr/ ſo troͤſtlichem Evangelio ſchicken/ und ſeinen Leuchter anderswo- hin transferiren werde; Darzu muß Jhn endlich bewegen/ nicht nur unſer laulich- ter Gottes-Dienſt und heilloſes Weſen an ſich ſelbſt/ ſondern auch das groſſe und erſchroͤckliche aͤrgernuͤß/ welches ſo vielen die umb und unter uns wohnen gegeben wird. Wol wird pag. 56. geſagt/ daß uͤber dieſe aͤuſſerliche geſtalt der Evangeli- ſchen ſich zuvorderſt die Juden aͤrgern/ und nicht glauben koͤnnen/ daß wir CHri- ſtum vor einen wahren GOTT halten/ deſſen K 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 218[219]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/245>, abgerufen am 27.11.2024.