Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861."Weshalb nicht? Es würde mir ja doch keine "Da haben Sie freilich Recht; und nun?" "Nun habe ich noch weniger Lust, als vorhin. Ich "Daß selbst das dürre Holz frische Blätter treibt, Was sollte ich thun. Es erschien mir als eine „Weshalb nicht? Es würde mir ja doch keine „Da haben Sie freilich Recht; und nun?“ „Nun habe ich noch weniger Luſt, als vorhin. Ich „Daß ſelbſt das dürre Holz friſche Blätter treibt, Was ſollte ich thun. Es erſchien mir als eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0037" n="27"/> <p>„Weshalb nicht? Es würde mir ja doch keine<lb/> Menſchenſeele glauben.“</p><lb/> <p>„Da haben Sie freilich Recht; und nun?“</p><lb/> <p>„Nun habe ich noch weniger Luſt, als vorhin. Ich<lb/> wünſche nicht, die alberne Geſchichte der Liebſchaft<lb/> eines Hauslehrers mit der Tochter des hochadligen<lb/> Hauſes, eine Geſchichte, die ich mir ſchon in ſo und<lb/> ſo vielen Romanen zum Ekel geleſen habe, an mir<lb/> ſelbſt zu wiederholen. Und wenn das Mädchen wirk¬<lb/> lich ſo ſchön und liebenswürdig iſt, daß —“</p><lb/> <p>„Daß ſelbſt das dürre Holz friſche Blätter treibt,<lb/> was da am grünen geſchehen ſoll?“ unterbrach mich<lb/> lachend Berger. „Nun wohl! verlieben Sie ſich!<lb/> weshalb nicht! Lieber Freund, das Buch des Lebens<lb/> für Leute unſeres Schlages führt denſelben Titel, wie<lb/> einer der Romane Balzac’s: <hi rendition="#aq">Illusions perdues</hi>. Jeder<lb/> Tag ſchreibt nur ein neues Kapitel hinein, und je<lb/> kürzer das Buch, deſto beſſer und intereſſanter iſt es.<lb/> Aber da es nun einmal geſchrieben werden muß und<lb/> nicht anders geſchrieben werden kann, ſo iſt es auch<lb/> im Grunde gleichgültig, ob wir nach Weſten gehen oder<lb/> nach Oſten. Wir machen dieſelben Erfahrungen hier<lb/> wie dort. Darum ſage ich noch einmal: gehen Sie<lb/> nach Grenwitz!“</p><lb/> <p>Was ſollte ich thun. Es erſchien mir als eine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0037]
„Weshalb nicht? Es würde mir ja doch keine
Menſchenſeele glauben.“
„Da haben Sie freilich Recht; und nun?“
„Nun habe ich noch weniger Luſt, als vorhin. Ich
wünſche nicht, die alberne Geſchichte der Liebſchaft
eines Hauslehrers mit der Tochter des hochadligen
Hauſes, eine Geſchichte, die ich mir ſchon in ſo und
ſo vielen Romanen zum Ekel geleſen habe, an mir
ſelbſt zu wiederholen. Und wenn das Mädchen wirk¬
lich ſo ſchön und liebenswürdig iſt, daß —“
„Daß ſelbſt das dürre Holz friſche Blätter treibt,
was da am grünen geſchehen ſoll?“ unterbrach mich
lachend Berger. „Nun wohl! verlieben Sie ſich!
weshalb nicht! Lieber Freund, das Buch des Lebens
für Leute unſeres Schlages führt denſelben Titel, wie
einer der Romane Balzac’s: Illusions perdues. Jeder
Tag ſchreibt nur ein neues Kapitel hinein, und je
kürzer das Buch, deſto beſſer und intereſſanter iſt es.
Aber da es nun einmal geſchrieben werden muß und
nicht anders geſchrieben werden kann, ſo iſt es auch
im Grunde gleichgültig, ob wir nach Weſten gehen oder
nach Oſten. Wir machen dieſelben Erfahrungen hier
wie dort. Darum ſage ich noch einmal: gehen Sie
nach Grenwitz!“
Was ſollte ich thun. Es erſchien mir als eine
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