ohne heimlich seinen Unstern zu verwünschen, in die halb lächerliche, halb ärgerliche Situation.
"Oldenburg," sagte Barnewitz, "hat Cloten Dich gebeten, ihn zu meiner Frau zu setzen, oder war es blos ein Einfall von Dir?"
"Wie kommst Du auf diese seltsame Frage?"
"Gleichviel! beantworte sie mir nur?"
"Nicht bevor ich weiß, wo dies Alles hinaus soll!"
"Ich will eine Antwort und keine Ausflucht," sagte der wüthende Edelmann.
"Euer Drohen hat keine Schrecken, Cassius," ant¬ wortete Oldenburg mit einem Tone, dessen königliche Ruhe sonderbar mit dem heisern, leidenschaftlichen Ton der Stimme des Andern contrastirte. "Ich sage Dir noch einmal, Barnewitz, entweder Du sagst mir, was meine Aussage in dieser Sache für eine Bedeu¬ tung hat, oder ich verweigere, Dir Rede zu stehen."
"Nun wohl, die Sache ist kurz und bündig die: Cloten liebt Hortense!"
"O! und vice versa: liebt Deine Frau auch diesen liebenswürdigen Jüngling?"
"Der Teufel soll ihn holen."
"Ein höchst christlicher Wunsch, dem ich mich von ganzem Herzen anschließe. Seit wann spielt dies romantische Verhältniß?"
ohne heimlich ſeinen Unſtern zu verwünſchen, in die halb lächerliche, halb ärgerliche Situation.
„Oldenburg,“ ſagte Barnewitz, „hat Cloten Dich gebeten, ihn zu meiner Frau zu ſetzen, oder war es blos ein Einfall von Dir?“
„Wie kommſt Du auf dieſe ſeltſame Frage?“
„Gleichviel! beantworte ſie mir nur?“
„Nicht bevor ich weiß, wo dies Alles hinaus ſoll!“
„Ich will eine Antwort und keine Ausflucht,“ ſagte der wüthende Edelmann.
„Euer Drohen hat keine Schrecken, Caſſius,“ ant¬ wortete Oldenburg mit einem Tone, deſſen königliche Ruhe ſonderbar mit dem heiſern, leidenſchaftlichen Ton der Stimme des Andern contraſtirte. „Ich ſage Dir noch einmal, Barnewitz, entweder Du ſagſt mir, was meine Ausſage in dieſer Sache für eine Bedeu¬ tung hat, oder ich verweigere, Dir Rede zu ſtehen.“
„Nun wohl, die Sache iſt kurz und bündig die: Cloten liebt Hortenſe!“
„O! und vice versa: liebt Deine Frau auch dieſen liebenswürdigen Jüngling?“
„Der Teufel ſoll ihn holen.“
„Ein höchſt chriſtlicher Wunſch, dem ich mich von ganzem Herzen anſchließe. Seit wann ſpielt dies romantiſche Verhältniß?“
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ohne heimlich ſeinen Unſtern zu verwünſchen, in die
halb lächerliche, halb ärgerliche Situation.
„Oldenburg,“ ſagte Barnewitz, „hat Cloten Dich
gebeten, ihn zu meiner Frau zu ſetzen, oder war es
blos ein Einfall von Dir?“
„Wie kommſt Du auf dieſe ſeltſame Frage?“
„Gleichviel! beantworte ſie mir nur?“
„Nicht bevor ich weiß, wo dies Alles hinaus ſoll!“
„Ich will eine Antwort und keine Ausflucht,“
ſagte der wüthende Edelmann.
„Euer Drohen hat keine Schrecken, Caſſius,“ ant¬
wortete Oldenburg mit einem Tone, deſſen königliche
Ruhe ſonderbar mit dem heiſern, leidenſchaftlichen
Ton der Stimme des Andern contraſtirte. „Ich ſage
Dir noch einmal, Barnewitz, entweder Du ſagſt mir,
was meine Ausſage in dieſer Sache für eine Bedeu¬
tung hat, oder ich verweigere, Dir Rede zu ſtehen.“
„Nun wohl, die Sache iſt kurz und bündig die:
Cloten liebt Hortenſe!“
„O! und vice versa: liebt Deine Frau auch dieſen
liebenswürdigen Jüngling?“
„Der Teufel ſoll ihn holen.“
„Ein höchſt chriſtlicher Wunſch, dem ich mich von
ganzem Herzen anſchließe. Seit wann ſpielt dies
romantiſche Verhältniß?“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/101>, abgerufen am 16.02.2025.
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