Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Arrangement nur ein Einfall, und, wie ich jetzt sehe,
ein schlechter Einfall von mir war."

"Ich kann mich darauf verlassen, Oldenburg?"

"Ich meine gewöhnlich, was ich sage."

"Aber es ist doch wahr!" knirschte von Barnewitz.

"Lieber Freund, ich kann darüber gar nicht urtheilen,
und Du würdest mich also ausnehmend verbinden,
wenn Du mich aus dem Handel ließest. Willst Du
aber meinen freundschaftlichen Rath, so steht er Dir
gern zu Diensten."

"Was soll ich thun."

"Deine Hetzpeitsche an der Wand hängen lassen,
und auf jede Weise einen Scandal vermeiden, in
welchem sich derjenige immer am meisten blamirt, auf
dessen kosten der ganze Spectakel schließlich aufge¬
führt wird, c'est a dire: der Ehemann. Sodann
rathe ich Dir, zu bedenken, daß unsere chronique
scandaleuse
überreich ist an dergleichen Geschichten,
und daß, wenn alle gekrönte Häupter unter uns bei
jedem neuen Ende, daß ihrem Schmucke angesetzt wird,
zur Hetzpeitsche greifen wollten, schließlich keine Seiler
und Riemer im Lande mehr aufzutreiben sein würden.
Drittens erlaube ich mir, Dir den unmaßgeblichen
Rath zu ertheilen: schaffe die Hälfte von Deinen
Jagdhunden, und Deine sämmtlichen Maitressen ab.

Arrangement nur ein Einfall, und, wie ich jetzt ſehe,
ein ſchlechter Einfall von mir war.“

„Ich kann mich darauf verlaſſen, Oldenburg?“

„Ich meine gewöhnlich, was ich ſage.“

„Aber es iſt doch wahr!“ knirſchte von Barnewitz.

„Lieber Freund, ich kann darüber gar nicht urtheilen,
und Du würdeſt mich alſo ausnehmend verbinden,
wenn Du mich aus dem Handel ließeſt. Willſt Du
aber meinen freundſchaftlichen Rath, ſo ſteht er Dir
gern zu Dienſten.“

„Was ſoll ich thun.“

„Deine Hetzpeitſche an der Wand hängen laſſen,
und auf jede Weiſe einen Scandal vermeiden, in
welchem ſich derjenige immer am meiſten blamirt, auf
deſſen koſten der ganze Spectakel ſchließlich aufge¬
führt wird, c'est à dire: der Ehemann. Sodann
rathe ich Dir, zu bedenken, daß unſere chronique
scandaleuse
überreich iſt an dergleichen Geſchichten,
und daß, wenn alle gekrönte Häupter unter uns bei
jedem neuen Ende, daß ihrem Schmucke angeſetzt wird,
zur Hetzpeitſche greifen wollten, ſchließlich keine Seiler
und Riemer im Lande mehr aufzutreiben ſein würden.
Drittens erlaube ich mir, Dir den unmaßgeblichen
Rath zu ertheilen: ſchaffe die Hälfte von Deinen
Jagdhunden, und Deine ſämmtlichen Maitreſſen ab.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0103" n="93"/>
Arrangement nur ein Einfall, und, wie ich jetzt &#x017F;ehe,<lb/>
ein &#x017F;chlechter Einfall von mir war.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich kann mich darauf verla&#x017F;&#x017F;en, Oldenburg?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich meine gewöhnlich, was ich &#x017F;age.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber es i&#x017F;t doch wahr!&#x201C; knir&#x017F;chte von Barnewitz.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Lieber Freund, ich kann darüber gar nicht urtheilen,<lb/>
und Du würde&#x017F;t mich al&#x017F;o ausnehmend verbinden,<lb/>
wenn Du mich aus dem Handel ließe&#x017F;t. Will&#x017F;t Du<lb/>
aber meinen freund&#x017F;chaftlichen Rath, &#x017F;o &#x017F;teht er Dir<lb/>
gern zu Dien&#x017F;ten.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was &#x017F;oll ich thun.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Deine Hetzpeit&#x017F;che an der Wand hängen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und auf jede Wei&#x017F;e einen Scandal vermeiden, in<lb/>
welchem &#x017F;ich derjenige immer am mei&#x017F;ten blamirt, auf<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en ko&#x017F;ten der ganze Spectakel &#x017F;chließlich aufge¬<lb/>
führt wird, <hi rendition="#aq">c'est à dire</hi>: der Ehemann. Sodann<lb/>
rathe ich Dir, zu bedenken, daß un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">chronique<lb/>
scandaleuse</hi> überreich i&#x017F;t an dergleichen Ge&#x017F;chichten,<lb/>
und daß, wenn alle gekrönte Häupter unter uns bei<lb/>
jedem neuen Ende, daß ihrem Schmucke ange&#x017F;etzt wird,<lb/>
zur Hetzpeit&#x017F;che greifen wollten, &#x017F;chließlich keine Seiler<lb/>
und Riemer im Lande mehr aufzutreiben &#x017F;ein würden.<lb/>
Drittens erlaube ich mir, Dir den unmaßgeblichen<lb/>
Rath zu ertheilen: &#x017F;chaffe die Hälfte von Deinen<lb/>
Jagdhunden, und Deine &#x017F;ämmtlichen Maitre&#x017F;&#x017F;en ab.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0103] Arrangement nur ein Einfall, und, wie ich jetzt ſehe, ein ſchlechter Einfall von mir war.“ „Ich kann mich darauf verlaſſen, Oldenburg?“ „Ich meine gewöhnlich, was ich ſage.“ „Aber es iſt doch wahr!“ knirſchte von Barnewitz. „Lieber Freund, ich kann darüber gar nicht urtheilen, und Du würdeſt mich alſo ausnehmend verbinden, wenn Du mich aus dem Handel ließeſt. Willſt Du aber meinen freundſchaftlichen Rath, ſo ſteht er Dir gern zu Dienſten.“ „Was ſoll ich thun.“ „Deine Hetzpeitſche an der Wand hängen laſſen, und auf jede Weiſe einen Scandal vermeiden, in welchem ſich derjenige immer am meiſten blamirt, auf deſſen koſten der ganze Spectakel ſchließlich aufge¬ führt wird, c'est à dire: der Ehemann. Sodann rathe ich Dir, zu bedenken, daß unſere chronique scandaleuse überreich iſt an dergleichen Geſchichten, und daß, wenn alle gekrönte Häupter unter uns bei jedem neuen Ende, daß ihrem Schmucke angeſetzt wird, zur Hetzpeitſche greifen wollten, ſchließlich keine Seiler und Riemer im Lande mehr aufzutreiben ſein würden. Drittens erlaube ich mir, Dir den unmaßgeblichen Rath zu ertheilen: ſchaffe die Hälfte von Deinen Jagdhunden, und Deine ſämmtlichen Maitreſſen ab.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/103
Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/103>, abgerufen am 21.11.2024.