Der, welcher dieser Aufforderung des Barons so¬ fort folgend, in das Zimmer trat, war ein junger Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren, obgleich die frische Farbe seines hübschen bartlosen Gesichtes ihm kaum dem Jünglingsalter entwachsen erscheinen ließ. Der wohlgeformte Kopf war mit einem schlich¬ ten, blonden Haar bedeckt, das lang genug war um nach hinten gestrichen zu werden, und die weiße Stirn frei zu lassen, die keck und fest sich über einem Augen¬ paare wölbte, deren Farbe, so weit man es durch die Gläser der Brille, die der junge Mann trug, erken¬ nen konnte, ein mattes Blau war. Seine Gestalt war mittelgroß, aber breitschultrig und sein gedrun¬ gener, muskulöser Köper augenscheinlich zur Ertragung von Strapazen aller Art ausnehmend geeignet. Auf sein Aeußeres schien der junge Mann sehr wenig zu geben. Seine Kleidung bestand aus einem hellen
Achtes Kapitel.
Der, welcher dieſer Aufforderung des Barons ſo¬ fort folgend, in das Zimmer trat, war ein junger Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren, obgleich die friſche Farbe ſeines hübſchen bartloſen Geſichtes ihm kaum dem Jünglingsalter entwachſen erſcheinen ließ. Der wohlgeformte Kopf war mit einem ſchlich¬ ten, blonden Haar bedeckt, das lang genug war um nach hinten geſtrichen zu werden, und die weiße Stirn frei zu laſſen, die keck und feſt ſich über einem Augen¬ paare wölbte, deren Farbe, ſo weit man es durch die Gläſer der Brille, die der junge Mann trug, erken¬ nen konnte, ein mattes Blau war. Seine Geſtalt war mittelgroß, aber breitſchultrig und ſein gedrun¬ gener, muskulöſer Köper augenſcheinlich zur Ertragung von Strapazen aller Art ausnehmend geeignet. Auf ſein Aeußeres ſchien der junge Mann ſehr wenig zu geben. Seine Kleidung beſtand aus einem hellen
<TEI><text><body><pbfacs="#f0165"n="[155]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Achtes Kapitel.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Der, welcher dieſer Aufforderung des Barons ſo¬<lb/>
fort folgend, in das Zimmer trat, war ein junger<lb/>
Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren, obgleich<lb/>
die friſche Farbe ſeines hübſchen bartloſen Geſichtes<lb/>
ihm kaum dem Jünglingsalter entwachſen erſcheinen<lb/>
ließ. Der wohlgeformte Kopf war mit einem ſchlich¬<lb/>
ten, blonden Haar bedeckt, das lang genug war um<lb/>
nach hinten geſtrichen zu werden, und die weiße Stirn<lb/>
frei zu laſſen, die keck und feſt ſich über einem Augen¬<lb/>
paare wölbte, deren Farbe, ſo weit man es durch die<lb/>
Gläſer der Brille, die der junge Mann trug, erken¬<lb/>
nen konnte, ein mattes Blau war. Seine Geſtalt<lb/>
war mittelgroß, aber breitſchultrig und ſein gedrun¬<lb/>
gener, muskulöſer Köper augenſcheinlich zur Ertragung<lb/>
von Strapazen aller Art ausnehmend geeignet. Auf<lb/>ſein Aeußeres ſchien der junge Mann ſehr wenig zu<lb/>
geben. Seine Kleidung beſtand aus einem hellen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[155]/0165]
Achtes Kapitel.
Der, welcher dieſer Aufforderung des Barons ſo¬
fort folgend, in das Zimmer trat, war ein junger
Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren, obgleich
die friſche Farbe ſeines hübſchen bartloſen Geſichtes
ihm kaum dem Jünglingsalter entwachſen erſcheinen
ließ. Der wohlgeformte Kopf war mit einem ſchlich¬
ten, blonden Haar bedeckt, das lang genug war um
nach hinten geſtrichen zu werden, und die weiße Stirn
frei zu laſſen, die keck und feſt ſich über einem Augen¬
paare wölbte, deren Farbe, ſo weit man es durch die
Gläſer der Brille, die der junge Mann trug, erken¬
nen konnte, ein mattes Blau war. Seine Geſtalt
war mittelgroß, aber breitſchultrig und ſein gedrun¬
gener, muskulöſer Köper augenſcheinlich zur Ertragung
von Strapazen aller Art ausnehmend geeignet. Auf
ſein Aeußeres ſchien der junge Mann ſehr wenig zu
geben. Seine Kleidung beſtand aus einem hellen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. [155]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/165>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.