Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861."Ja, Bruno." "Sah sie schön aus?" "Wie immer." "Läßt sie mich grüßen?" "Natürlich." "Weißt Du, Bruno, daß ich glaube, Tante Ber¬ "Warum, Du Närrchen?" "Sie sah Dich an dem Abend, als sie hier war, "Ach, Du weißt ja nicht, was Du sprichst, Bruno." "Ich weiß es recht gut, aber ich kann mich nur "Und ich weiß auch noch mehr," fuhr er nach „Ja, Bruno.“ „Sah ſie ſchön aus?“ „Wie immer.“ „Läßt ſie mich grüßen?“ „Natürlich.“ „Weißt Du, Bruno, daß ich glaube, Tante Ber¬ „Warum, Du Närrchen?“ „Sie ſah Dich an dem Abend, als ſie hier war, „Ach, Du weißt ja nicht, was Du ſprichſt, Bruno.“ „Ich weiß es recht gut, aber ich kann mich nur „Und ich weiß auch noch mehr,“ fuhr er nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0178" n="168"/> <p>„Ja, Bruno.“</p><lb/> <p>„Sah ſie ſchön aus?“</p><lb/> <p>„Wie immer.“</p><lb/> <p>„Läßt ſie mich grüßen?“</p><lb/> <p>„Natürlich.“</p><lb/> <p>„Weißt Du, Bruno, daß ich glaube, Tante Ber¬<lb/> kow mag Dich ſehr gern leiden?“</p><lb/> <p>„Warum, Du Närrchen?“</p><lb/> <p>„Sie ſah Dich an dem Abend, als ſie hier war,<lb/> immer mit ſo glänzenden Augen an — ſo recht lieb<lb/> und freundlich, wie ſie mich manchmal anblickt, wenn<lb/> ſie mir das Haar ſtreichelt, aber doch anders —<lb/> ſo —“</p><lb/> <p>„Ach, Du weißt ja nicht, was Du ſprichſt, Bruno.“</p><lb/> <p>„Ich weiß es recht gut, aber ich kann mich nur<lb/> nicht ſo ausdrücken, wie ihr klugen, großen Leute.<lb/> Ich bin an dem Abend ordentlich eiferſüchtig auf Dich<lb/> geweſen, denn früher war ſie gegen mich am freund¬<lb/> lichſten. Ich nicht wiſſen, wie Tante Berkow aus¬<lb/> ſieht, wenn ſie Jemanden gern hat? ich weiß es ſehr<lb/> wohl – –“ ſagte Bruno trotzig.</p><lb/> <p>„Und ich weiß auch noch mehr,“ fuhr er nach<lb/> einer Pauſe fort. „Ich ſollte es eigentlich nicht ſagen,<lb/> denn Tante hat es mir verboten, aber ich glaube jetzt,<lb/> es iſt ihr gar nicht Ernſt mit dem Verbot geweſen.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0178]
„Ja, Bruno.“
„Sah ſie ſchön aus?“
„Wie immer.“
„Läßt ſie mich grüßen?“
„Natürlich.“
„Weißt Du, Bruno, daß ich glaube, Tante Ber¬
kow mag Dich ſehr gern leiden?“
„Warum, Du Närrchen?“
„Sie ſah Dich an dem Abend, als ſie hier war,
immer mit ſo glänzenden Augen an — ſo recht lieb
und freundlich, wie ſie mich manchmal anblickt, wenn
ſie mir das Haar ſtreichelt, aber doch anders —
ſo —“
„Ach, Du weißt ja nicht, was Du ſprichſt, Bruno.“
„Ich weiß es recht gut, aber ich kann mich nur
nicht ſo ausdrücken, wie ihr klugen, großen Leute.
Ich bin an dem Abend ordentlich eiferſüchtig auf Dich
geweſen, denn früher war ſie gegen mich am freund¬
lichſten. Ich nicht wiſſen, wie Tante Berkow aus¬
ſieht, wenn ſie Jemanden gern hat? ich weiß es ſehr
wohl – –“ ſagte Bruno trotzig.
„Und ich weiß auch noch mehr,“ fuhr er nach
einer Pauſe fort. „Ich ſollte es eigentlich nicht ſagen,
denn Tante hat es mir verboten, aber ich glaube jetzt,
es iſt ihr gar nicht Ernſt mit dem Verbot geweſen.“
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