Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

er fände die Luft in Sicilien zu drückend als an¬
gehender Schwindsüchtiger, und wollte einen kleinen
Abstecher nach Aegypten machen. Seit der Zeit sind
drei Jahre verflossen; jetzt ist Oldenburg wieder hier;
ist aber nur bei mir gewesen, um mir, wie er sagte,
oder meiner Frau, wie ich sage --"

"Aber Karl --".

"Nun, liebe Hortense, unter Freunden muß ein
Scherz erlaubt sein; also um uns Beiden seine Auf¬
wartung zu machen. Als ich ihn neulich vorläufig
einlade, sagt er: ja, wenn Deine Cousine nicht kommt;
als ich vor ein paar Tagen Melitta begegne und sie
frage, antwortete sie: ja, wenn Dein Freund Olden¬
burg nicht kommt. Natürlich versicherte ich Beiden,
daß sie ganz ruhig sein könnten, sie würden dem Ge¬
genstande ihrer Abneigung nicht begegnen. Um die
Sache noch glaublicher zu machen, schicke ich zwei
Kerls aus mit zwei verschiedenen Listen, auf deren
einer Melitta und der andern Oldenburg stand. Und
nun kommen sie alle Beide, -- ist das nicht ein Haupt¬
spaß? -- Entschuldigen Sie, meine Herrschaften, ich
höre so eben einen Wagen vorfahren."

Allmählig füllte sich der Saal und die daran sto¬
ßende Flucht hoher, schöner Zimmer, die auf der
Hinterseite des Hauses wieder in einen Saal endigte,

er fände die Luft in Sicilien zu drückend als an¬
gehender Schwindſüchtiger, und wollte einen kleinen
Abſtecher nach Aegypten machen. Seit der Zeit ſind
drei Jahre verfloſſen; jetzt iſt Oldenburg wieder hier;
iſt aber nur bei mir geweſen, um mir, wie er ſagte,
oder meiner Frau, wie ich ſage —“

„Aber Karl —“.

„Nun, liebe Hortenſe, unter Freunden muß ein
Scherz erlaubt ſein; alſo um uns Beiden ſeine Auf¬
wartung zu machen. Als ich ihn neulich vorläufig
einlade, ſagt er: ja, wenn Deine Couſine nicht kommt;
als ich vor ein paar Tagen Melitta begegne und ſie
frage, antwortete ſie: ja, wenn Dein Freund Olden¬
burg nicht kommt. Natürlich verſicherte ich Beiden,
daß ſie ganz ruhig ſein könnten, ſie würden dem Ge¬
genſtande ihrer Abneigung nicht begegnen. Um die
Sache noch glaublicher zu machen, ſchicke ich zwei
Kerls aus mit zwei verſchiedenen Liſten, auf deren
einer Melitta und der andern Oldenburg ſtand. Und
nun kommen ſie alle Beide, — iſt das nicht ein Haupt¬
ſpaß? — Entſchuldigen Sie, meine Herrſchaften, ich
höre ſo eben einen Wagen vorfahren.“

Allmählig füllte ſich der Saal und die daran ſto¬
ßende Flucht hoher, ſchöner Zimmer, die auf der
Hinterſeite des Hauſes wieder in einen Saal endigte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0026" n="16"/>
er fände die Luft in Sicilien zu drückend als an¬<lb/>
gehender Schwind&#x017F;üchtiger, und wollte einen kleinen<lb/>
Ab&#x017F;techer nach Aegypten machen. Seit der Zeit &#x017F;ind<lb/>
drei Jahre verflo&#x017F;&#x017F;en; jetzt i&#x017F;t Oldenburg wieder hier;<lb/>
i&#x017F;t aber nur bei mir gewe&#x017F;en, um mir, wie er &#x017F;agte,<lb/>
oder meiner Frau, wie ich &#x017F;age &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber Karl &#x2014;&#x201C;.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun, liebe Horten&#x017F;e, unter Freunden muß ein<lb/>
Scherz erlaubt &#x017F;ein; al&#x017F;o um uns Beiden &#x017F;eine Auf¬<lb/>
wartung zu machen. Als ich ihn neulich vorläufig<lb/>
einlade, &#x017F;agt er: ja, wenn Deine Cou&#x017F;ine nicht kommt;<lb/>
als ich vor ein paar Tagen Melitta begegne und &#x017F;ie<lb/>
frage, antwortete &#x017F;ie: ja, wenn Dein Freund Olden¬<lb/>
burg nicht kommt. Natürlich ver&#x017F;icherte ich Beiden,<lb/>
daß &#x017F;ie ganz ruhig &#x017F;ein könnten, &#x017F;ie würden dem Ge¬<lb/>
gen&#x017F;tande ihrer Abneigung nicht begegnen. Um die<lb/>
Sache noch glaublicher zu machen, &#x017F;chicke ich zwei<lb/>
Kerls aus mit zwei ver&#x017F;chiedenen Li&#x017F;ten, auf deren<lb/>
einer Melitta und der andern Oldenburg &#x017F;tand. Und<lb/>
nun kommen &#x017F;ie alle Beide, &#x2014; i&#x017F;t das nicht ein Haupt¬<lb/>
&#x017F;paß? &#x2014; Ent&#x017F;chuldigen Sie, meine Herr&#x017F;chaften, ich<lb/>
höre &#x017F;o eben einen Wagen vorfahren.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Allmählig füllte &#x017F;ich der Saal und die daran &#x017F;to¬<lb/>
ßende Flucht hoher, &#x017F;chöner Zimmer, die auf der<lb/>
Hinter&#x017F;eite des Hau&#x017F;es wieder in einen Saal endigte,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0026] er fände die Luft in Sicilien zu drückend als an¬ gehender Schwindſüchtiger, und wollte einen kleinen Abſtecher nach Aegypten machen. Seit der Zeit ſind drei Jahre verfloſſen; jetzt iſt Oldenburg wieder hier; iſt aber nur bei mir geweſen, um mir, wie er ſagte, oder meiner Frau, wie ich ſage —“ „Aber Karl —“. „Nun, liebe Hortenſe, unter Freunden muß ein Scherz erlaubt ſein; alſo um uns Beiden ſeine Auf¬ wartung zu machen. Als ich ihn neulich vorläufig einlade, ſagt er: ja, wenn Deine Couſine nicht kommt; als ich vor ein paar Tagen Melitta begegne und ſie frage, antwortete ſie: ja, wenn Dein Freund Olden¬ burg nicht kommt. Natürlich verſicherte ich Beiden, daß ſie ganz ruhig ſein könnten, ſie würden dem Ge¬ genſtande ihrer Abneigung nicht begegnen. Um die Sache noch glaublicher zu machen, ſchicke ich zwei Kerls aus mit zwei verſchiedenen Liſten, auf deren einer Melitta und der andern Oldenburg ſtand. Und nun kommen ſie alle Beide, — iſt das nicht ein Haupt¬ ſpaß? — Entſchuldigen Sie, meine Herrſchaften, ich höre ſo eben einen Wagen vorfahren.“ Allmählig füllte ſich der Saal und die daran ſto¬ ßende Flucht hoher, ſchöner Zimmer, die auf der Hinterſeite des Hauſes wieder in einen Saal endigte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/26
Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/26>, abgerufen am 23.11.2024.