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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.

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ders, als mich verlassen; sie war zu stolz, um sich
wie ein Hund behandeln zu lassen. Ich habe sie be¬
handelt wie einen Hund, schlimmer wie einen Hund,
ich Elender!"

Er schlug sich mit der geballten Faust vor die
Stirn; dann warf er sich in einen Lehnsessel, legte
den Kopf in die Hände und schluchzte: "Und doch
habe ich sie geliebt! und doch liebe ich sie! o mein
Gott, mein Gott!"

Es war schrecklich, den wilden Harald weinen zu
sehen. Ich hob seinen Kopf in die Höhe, er legte
ihn an meine Brust und weinte, wie er oft als Knabe
in meinen Armen geweint hatte. Ich bat ihn, sich
zu beruhigen, ich sagte ihm, daß Mariens letzte Worte
gewesen seien: "ich vergebe ihm Alles."

"Und wenn sie mir auch vergeben hat, ich werde
es mir nie vergeben," rief er. "Geh zu Bett, Alte.
Wir wollen morgen weiter darüber sprechen."

Aber als der alte Jochen am nächsten Morgen zu
ihm kam, lag Harald in hitzigem Fieber. Das währte
sieben Tage, sieben fürchterliche Tage und Nächte.
Da war es aus mit Harald von Grenwitz.

Die alte Frau schwieg; strich den Strumpf, an
dem sie gestrickt hatte, über den Knieen glatt, legte
ihn zusammen und sagte:

ders, als mich verlaſſen; ſie war zu ſtolz, um ſich
wie ein Hund behandeln zu laſſen. Ich habe ſie be¬
handelt wie einen Hund, ſchlimmer wie einen Hund,
ich Elender!“

Er ſchlug ſich mit der geballten Fauſt vor die
Stirn; dann warf er ſich in einen Lehnſeſſel, legte
den Kopf in die Hände und ſchluchzte: „Und doch
habe ich ſie geliebt! und doch liebe ich ſie! o mein
Gott, mein Gott!“

Es war ſchrecklich, den wilden Harald weinen zu
ſehen. Ich hob ſeinen Kopf in die Höhe, er legte
ihn an meine Bruſt und weinte, wie er oft als Knabe
in meinen Armen geweint hatte. Ich bat ihn, ſich
zu beruhigen, ich ſagte ihm, daß Mariens letzte Worte
geweſen ſeien: „ich vergebe ihm Alles.“

„Und wenn ſie mir auch vergeben hat, ich werde
es mir nie vergeben,“ rief er. „Geh zu Bett, Alte.
Wir wollen morgen weiter darüber ſprechen.“

Aber als der alte Jochen am nächſten Morgen zu
ihm kam, lag Harald in hitzigem Fieber. Das währte
ſieben Tage, ſieben fürchterliche Tage und Nächte.
Da war es aus mit Harald von Grenwitz.

Die alte Frau ſchwieg; ſtrich den Strumpf, an
dem ſie geſtrickt hatte, über den Knieen glatt, legte
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[263/0273] ders, als mich verlaſſen; ſie war zu ſtolz, um ſich wie ein Hund behandeln zu laſſen. Ich habe ſie be¬ handelt wie einen Hund, ſchlimmer wie einen Hund, ich Elender!“ Er ſchlug ſich mit der geballten Fauſt vor die Stirn; dann warf er ſich in einen Lehnſeſſel, legte den Kopf in die Hände und ſchluchzte: „Und doch habe ich ſie geliebt! und doch liebe ich ſie! o mein Gott, mein Gott!“ Es war ſchrecklich, den wilden Harald weinen zu ſehen. Ich hob ſeinen Kopf in die Höhe, er legte ihn an meine Bruſt und weinte, wie er oft als Knabe in meinen Armen geweint hatte. Ich bat ihn, ſich zu beruhigen, ich ſagte ihm, daß Mariens letzte Worte geweſen ſeien: „ich vergebe ihm Alles.“ „Und wenn ſie mir auch vergeben hat, ich werde es mir nie vergeben,“ rief er. „Geh zu Bett, Alte. Wir wollen morgen weiter darüber ſprechen.“ Aber als der alte Jochen am nächſten Morgen zu ihm kam, lag Harald in hitzigem Fieber. Das währte ſieben Tage, ſieben fürchterliche Tage und Nächte. Da war es aus mit Harald von Grenwitz. Die alte Frau ſchwieg; ſtrich den Strumpf, an dem ſie geſtrickt hatte, über den Knieen glatt, legte ihn zuſammen und ſagte:

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/273>, abgerufen am 21.11.2024.