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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.

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wäre Hochverrath! -- Meine Damen! wir ergeben
uns auf Gnade und Ungnade," und er bot Fräulein
von Breesen den Arm.

Die beiden andern Herren folgten seinem Beispiele;
die drei hübschen Pärchen eilten lachend und scherzend
davon.

"Eine Entführung in optima forma," grinste
Oldenburg.

"Wir gehen auch wohl, Ihr Herren," rief Bar¬
newitz; "denn ich fürchte, wenn wir warten wollen,
bis wir von den jungen Damen abgeholt werden, so
können wir lange warten."

"Allons enfants de la patrie!" sang Oldenburg
in möglichst falschen Tönen mit einer Stimme, die
wesentlich dem Krähen eines heisern Hahns an einem
regnerischen Tage glich, und faßte von Cloten unter
den Arm.

"Cloten, mon brave, wir werden alt," sagte er,
während sie in einiger Entfernung hinter den Andern
dem Hause zuschritten. "Wenn wir nicht bald machen,
daß wir unter die Haube kommen, so ist uns jede
Hoffnung auf eheliches Glück, legitime Vaterfreuden
und ein seliges Ende, Amen, abgeschnitten."

"Ah, Spaß! Baron, Sie sind mindestens fünf
Jahre älter wie ich."

wäre Hochverrath! — Meine Damen! wir ergeben
uns auf Gnade und Ungnade,“ und er bot Fräulein
von Breeſen den Arm.

Die beiden andern Herren folgten ſeinem Beiſpiele;
die drei hübſchen Pärchen eilten lachend und ſcherzend
davon.

„Eine Entführung in optima forma,“ grinſte
Oldenburg.

„Wir gehen auch wohl, Ihr Herren,“ rief Bar¬
newitz; „denn ich fürchte, wenn wir warten wollen,
bis wir von den jungen Damen abgeholt werden, ſo
können wir lange warten.“

Allons enfants de la patrie!“ ſang Oldenburg
in möglichſt falſchen Tönen mit einer Stimme, die
weſentlich dem Krähen eines heiſern Hahns an einem
regneriſchen Tage glich, und faßte von Cloten unter
den Arm.

„Cloten, mon brave, wir werden alt,“ ſagte er,
während ſie in einiger Entfernung hinter den Andern
dem Hauſe zuſchritten. „Wenn wir nicht bald machen,
daß wir unter die Haube kommen, ſo iſt uns jede
Hoffnung auf eheliches Glück, legitime Vaterfreuden
und ein ſeliges Ende, Amen, abgeſchnitten.“

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[45/0055] wäre Hochverrath! — Meine Damen! wir ergeben uns auf Gnade und Ungnade,“ und er bot Fräulein von Breeſen den Arm. Die beiden andern Herren folgten ſeinem Beiſpiele; die drei hübſchen Pärchen eilten lachend und ſcherzend davon. „Eine Entführung in optima forma,“ grinſte Oldenburg. „Wir gehen auch wohl, Ihr Herren,“ rief Bar¬ newitz; „denn ich fürchte, wenn wir warten wollen, bis wir von den jungen Damen abgeholt werden, ſo können wir lange warten.“ „Allons enfants de la patrie!“ ſang Oldenburg in möglichſt falſchen Tönen mit einer Stimme, die weſentlich dem Krähen eines heiſern Hahns an einem regneriſchen Tage glich, und faßte von Cloten unter den Arm. „Cloten, mon brave, wir werden alt,“ ſagte er, während ſie in einiger Entfernung hinter den Andern dem Hauſe zuſchritten. „Wenn wir nicht bald machen, daß wir unter die Haube kommen, ſo iſt uns jede Hoffnung auf eheliches Glück, legitime Vaterfreuden und ein ſeliges Ende, Amen, abgeſchnitten.“ „Ah, Spaß! Baron, Sie ſind mindeſtens fünf Jahre älter wie ich.“

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/55>, abgerufen am 22.11.2024.