Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.treibenden Wolken: wie Helene geweint habe, als sie So sprach der Knabe und seine Worte fielen dicht 9 *
treibenden Wolken: wie Helene geweint habe, als ſie So ſprach der Knabe und ſeine Worte fielen dicht 9 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0141" n="131"/> treibenden Wolken: wie Helene geweint habe, als ſie<lb/> von Hamburg abreiſten, wie ſie auf das Wort ihrer<lb/> Mutter: „es ſcheint Dir recht viele Freude zumachen,<lb/> zu Deinen Eltern zurückzukehren,” die Thränen ge¬<lb/> trocknet, aber auch auf der ganzen Reiſe kaum einmal<lb/> wieder gelächelt habe. Denn ſie ſei ſehr ſtolz, aber<lb/> auch ſehr, ſehr gut gegen Alle, die ſie lieb habe, zum<lb/> Beiſpiel gegen ihren Vater, und auch gegen ihn<lb/> (Bruno), obgleich er durchaus nicht behaupten wolle,<lb/> daß ſie ihn lieb habe — ſo arrogant ſei er durchaus<lb/> nicht — aber ſo viel ſei gewiß, daß ſie eines Abends,<lb/> als es ſchon ſehr ſpät war und er, von dem vielem<lb/> Fahren müde, die Augen nicht mehr aufhalten, vor<lb/> all dem Rütteln und Schütteln aber nicht zum Schlafen<lb/> kommen konnte, es ſich ruhig gefallen ließ, als ſein<lb/> Kopf in der Schlaftrunkenheit auf ihre Schulter ſank,<lb/> und dort wol eine halbe Stunde liegen blieb. Das<lb/> werde er ihr nie vergeſſen und wenn er einmal Ge¬<lb/> legenheit haben ſollte, ihr einen Dienſt zu leiſten,<lb/> dann wünſche er nur, daß es dabei um Hals und<lb/> Kragen gehe, ſonſt hätte es doch keine rechte Art.</p><lb/> <p>So ſprach der Knabe und ſeine Worte fielen dicht<lb/> wie Feuerfunken aus einem Gebäude, das in hellen<lb/> Flammen ſteht und ſeine Wangen glühten. Oswald<lb/> bemerkte wol, daß das ſchöne Mädchen einen großen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">9 *<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0141]
treibenden Wolken: wie Helene geweint habe, als ſie
von Hamburg abreiſten, wie ſie auf das Wort ihrer
Mutter: „es ſcheint Dir recht viele Freude zumachen,
zu Deinen Eltern zurückzukehren,” die Thränen ge¬
trocknet, aber auch auf der ganzen Reiſe kaum einmal
wieder gelächelt habe. Denn ſie ſei ſehr ſtolz, aber
auch ſehr, ſehr gut gegen Alle, die ſie lieb habe, zum
Beiſpiel gegen ihren Vater, und auch gegen ihn
(Bruno), obgleich er durchaus nicht behaupten wolle,
daß ſie ihn lieb habe — ſo arrogant ſei er durchaus
nicht — aber ſo viel ſei gewiß, daß ſie eines Abends,
als es ſchon ſehr ſpät war und er, von dem vielem
Fahren müde, die Augen nicht mehr aufhalten, vor
all dem Rütteln und Schütteln aber nicht zum Schlafen
kommen konnte, es ſich ruhig gefallen ließ, als ſein
Kopf in der Schlaftrunkenheit auf ihre Schulter ſank,
und dort wol eine halbe Stunde liegen blieb. Das
werde er ihr nie vergeſſen und wenn er einmal Ge¬
legenheit haben ſollte, ihr einen Dienſt zu leiſten,
dann wünſche er nur, daß es dabei um Hals und
Kragen gehe, ſonſt hätte es doch keine rechte Art.
So ſprach der Knabe und ſeine Worte fielen dicht
wie Feuerfunken aus einem Gebäude, das in hellen
Flammen ſteht und ſeine Wangen glühten. Oswald
bemerkte wol, daß das ſchöne Mädchen einen großen
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