Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Dame dem Doctor gegenüber offenbar einen Theil "Sie sind nicht musikalisch?" fragte er Oswald, "Nein, und die Eintracht süßer Töne lockt mich 11 *
Dame dem Doctor gegenüber offenbar einen Theil „Sie ſind nicht muſikaliſch?“ fragte er Oswald, „Nein, und die Eintracht ſüßer Töne lockt mich 11 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="163"/> Dame dem Doctor gegenüber offenbar einen Theil<lb/> ihrer vornehmen Kälte ablegte. Sie hatten ſchon<lb/> vor Tiſche zuſammen muſicirt, eine Sonate <hi rendition="#aq">à quatre<lb/> mains</hi> geſpielt; ſodann hatte Helene einige Lieder ge¬<lb/> ſungen, die ihr der Doctor begleitete. Bei Tiſche<lb/> ſaßen ſie nebeneinander und unterhielten ſich lebhaft<lb/> über die verſchiedenen Style in der Muſik, wobei der<lb/> Doctor eine ſehr detaillirte Kenntniß des General¬<lb/> baſſes und Fräulein Helene zum mindeſten ein leb¬<lb/> haftes Verſtändniß für muſikaliſche Dinge entwickelte;<lb/> und als er ſich gleich nach Tiſch empfahl, bedauerte<lb/> ſie ſeine Eile ſo lebhaft, bat ihn ſo dringend, ihr die<lb/> verſprochenen Noten recht bald zu ſchicken — nein,<lb/> lieber ſelbſt zu bringen, damit ſie dieſelben gleich zu¬<lb/> ſammen durchgehen könnten, daß der Doctor, wenn<lb/> er es darauf angelegt hatte, einen möglichſt günſtigen<lb/> Eindruck auf die junge Dame zu machen, mit ſeinem<lb/> Erfolge ganz wohl zufrieden ſein durfte.</p><lb/> <p>„Sie ſind nicht muſikaliſch?“ fragte er Oswald,<lb/> dem er noch für ein paar Minuten, bis die Pferde<lb/> angeſchirrt wurden, auf ſein Zimmer gefolgt war.</p><lb/> <p>„Nein, und die Eintracht ſüßer Töne lockt mich<lb/> ſo wenig, daß ich geſtern Abend, als Fräulein Helene<lb/> die Barcarole ſang, von der Sie ſo entzückt waren,<lb/> ſogar das Fenſter ſchloß.“<lb/></p> <fw place="bottom" type="sig">11 *<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [163/0173]
Dame dem Doctor gegenüber offenbar einen Theil
ihrer vornehmen Kälte ablegte. Sie hatten ſchon
vor Tiſche zuſammen muſicirt, eine Sonate à quatre
mains geſpielt; ſodann hatte Helene einige Lieder ge¬
ſungen, die ihr der Doctor begleitete. Bei Tiſche
ſaßen ſie nebeneinander und unterhielten ſich lebhaft
über die verſchiedenen Style in der Muſik, wobei der
Doctor eine ſehr detaillirte Kenntniß des General¬
baſſes und Fräulein Helene zum mindeſten ein leb¬
haftes Verſtändniß für muſikaliſche Dinge entwickelte;
und als er ſich gleich nach Tiſch empfahl, bedauerte
ſie ſeine Eile ſo lebhaft, bat ihn ſo dringend, ihr die
verſprochenen Noten recht bald zu ſchicken — nein,
lieber ſelbſt zu bringen, damit ſie dieſelben gleich zu¬
ſammen durchgehen könnten, daß der Doctor, wenn
er es darauf angelegt hatte, einen möglichſt günſtigen
Eindruck auf die junge Dame zu machen, mit ſeinem
Erfolge ganz wohl zufrieden ſein durfte.
„Sie ſind nicht muſikaliſch?“ fragte er Oswald,
dem er noch für ein paar Minuten, bis die Pferde
angeſchirrt wurden, auf ſein Zimmer gefolgt war.
„Nein, und die Eintracht ſüßer Töne lockt mich
ſo wenig, daß ich geſtern Abend, als Fräulein Helene
die Barcarole ſang, von der Sie ſo entzückt waren,
ſogar das Fenſter ſchloß.“
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