Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.eine Weise, mit der ruhigsten Miene von der Welt, So sagte er gestern, als wir uns zum dritten eine Weiſe, mit der ruhigſten Miene von der Welt, So ſagte er geſtern, als wir uns zum dritten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0195" n="185"/> eine Weiſe, mit der ruhigſten Miene von der Welt,<lb/> Jemandem, er ſei, wer er ſei, eine Schmeichelei oder<lb/> eine Malice zu ſagen, die wirklich in Erſtaunen ſetzt.</p><lb/> <p>So ſagte er geſtern, als wir uns zum dritten<lb/> Male zur ſelben Zeit und an demſelben Orte auf<lb/> dem Walle begegneten und daſſelbe Geſpräch über<lb/> das Wetter geführt hatten, ob wir nicht in Zukunft<lb/> bis eine Veränderung des Wetters einträte, ganz ein¬<lb/> fach weiter nichts, als: „wie geſtern“; ſagen wollten?<lb/> Wir wären denn doch nicht ganz ſtumm an einander<lb/> vorübergegangen, was für Hausgenoſſen immer etwas<lb/> Peinliches habe, und dabei wären doch die Koſten der<lb/> Converſation beinahe bis auf Null reducirt, eine Erſpar¬<lb/> niß, die ſelbſt für den Geiſtreichſten — hierbei eine halb<lb/> ironiſche Verbeugung — nicht ganz unbedeutend ſei.<lb/> — Das war doch ziemlich ſtark; aber wie geſagt, er<lb/> bringt dergleichen mit ſo ruhigem Lächeln vor, daß<lb/> man niemals weiß, ob er es im Scherz oder im Ernſt<lb/> ſagt. Auch ſcheinen Alle, ſelbſt Mama, einen ziem¬<lb/> lichen Reſpect vor ihm zu haben. Zwiſchen Bruno<lb/> und ihm exiſtirt ein ganz eigenthümliches Verhältniß,<lb/> gar nicht wie zwiſchen Lehrer und Schüler, ſondern<lb/> wie zwiſchen zwei Freunden, die innigſt verbrüdert<lb/> ſind, etwa wie Oreſt und Pylades; und wirklich, es<lb/> iſt ein reizender Anblick, wenn man ſie Arm in Arm<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [185/0195]
eine Weiſe, mit der ruhigſten Miene von der Welt,
Jemandem, er ſei, wer er ſei, eine Schmeichelei oder
eine Malice zu ſagen, die wirklich in Erſtaunen ſetzt.
So ſagte er geſtern, als wir uns zum dritten
Male zur ſelben Zeit und an demſelben Orte auf
dem Walle begegneten und daſſelbe Geſpräch über
das Wetter geführt hatten, ob wir nicht in Zukunft
bis eine Veränderung des Wetters einträte, ganz ein¬
fach weiter nichts, als: „wie geſtern“; ſagen wollten?
Wir wären denn doch nicht ganz ſtumm an einander
vorübergegangen, was für Hausgenoſſen immer etwas
Peinliches habe, und dabei wären doch die Koſten der
Converſation beinahe bis auf Null reducirt, eine Erſpar¬
niß, die ſelbſt für den Geiſtreichſten — hierbei eine halb
ironiſche Verbeugung — nicht ganz unbedeutend ſei.
— Das war doch ziemlich ſtark; aber wie geſagt, er
bringt dergleichen mit ſo ruhigem Lächeln vor, daß
man niemals weiß, ob er es im Scherz oder im Ernſt
ſagt. Auch ſcheinen Alle, ſelbſt Mama, einen ziem¬
lichen Reſpect vor ihm zu haben. Zwiſchen Bruno
und ihm exiſtirt ein ganz eigenthümliches Verhältniß,
gar nicht wie zwiſchen Lehrer und Schüler, ſondern
wie zwiſchen zwei Freunden, die innigſt verbrüdert
ſind, etwa wie Oreſt und Pylades; und wirklich, es
iſt ein reizender Anblick, wenn man ſie Arm in Arm
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