Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.und die jungen Ungarinen durch die Grazie ihrer Ma¬ Als ich einst, voll von dem Bilde dieser Huld¬ Der Baron schenkte sich ein Glas voll und trank "Von fünfzehn Jahren etwa -- vielleicht war sie und die jungen Ungarinen durch die Grazie ihrer Ma¬ Als ich einſt, voll von dem Bilde dieſer Huld¬ Der Baron ſchenkte ſich ein Glas voll und trank „Von fünfzehn Jahren etwa — vielleicht war ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="36"/> und die jungen Ungarinen durch die Grazie ihrer Ma¬<lb/> niren, ihr Conſervationstalent und ihren Geſchmack in<lb/> Sachen der Toilette beſchämte.</p><lb/> <p>Als ich einſt, voll von dem Bilde dieſer Huld¬<lb/> göttin, die ich nebenbei einige Jahre darauf in Paris<lb/> unter weſentlich andern Verhältniſſen wieder traf —<lb/> für den Augenblick glaubte ich an die Echtheit ihrer<lb/> Perlen und ihrer Tugend — als ich einſt, ſage ich,<lb/> träumend in dem Walde umherlief, der ſich von Kry¬<lb/> van weit in das Gebirge hinauf erſtreckte, führte mich<lb/> mein Reiſemarſchall auf eine Lichtung im Walde, die<lb/> ſich eine Zigeunerbande zu ihrem temporären Wohn¬<lb/> ort erwählt hatte. Kleine Hütten aus Lehm und<lb/> Reiſig in ſehr archaiſtiſchem Stile aufgeführt, eine<lb/> Feuerſtelle, an der ein altes Mütterchen einen Mar¬<lb/> der briet, Thierfelle und Lumpen an den Zweigen der<lb/> Bäume zum Trocknen aufgehängt — das war das<lb/> Bild, das ſich meinen erſtaunten Blicken darbot. Die<lb/> ganze Bande war abweſend, mit Ausnahme beſagter<lb/> alter Hexe, einiger ganz kleiner Kinder, die ſich in<lb/> paradieſiſcher Nacktheit im Sande wälzten, und eines<lb/> Zigeunermädchens von fünfzehn Jahren etwa —“</p><lb/> <p>Der Baron ſchenkte ſich ein Glas voll und trank<lb/> es mit einem Zuge aus.</p><lb/> <p>„Von fünfzehn Jahren etwa — vielleicht war ſie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0046]
und die jungen Ungarinen durch die Grazie ihrer Ma¬
niren, ihr Conſervationstalent und ihren Geſchmack in
Sachen der Toilette beſchämte.
Als ich einſt, voll von dem Bilde dieſer Huld¬
göttin, die ich nebenbei einige Jahre darauf in Paris
unter weſentlich andern Verhältniſſen wieder traf —
für den Augenblick glaubte ich an die Echtheit ihrer
Perlen und ihrer Tugend — als ich einſt, ſage ich,
träumend in dem Walde umherlief, der ſich von Kry¬
van weit in das Gebirge hinauf erſtreckte, führte mich
mein Reiſemarſchall auf eine Lichtung im Walde, die
ſich eine Zigeunerbande zu ihrem temporären Wohn¬
ort erwählt hatte. Kleine Hütten aus Lehm und
Reiſig in ſehr archaiſtiſchem Stile aufgeführt, eine
Feuerſtelle, an der ein altes Mütterchen einen Mar¬
der briet, Thierfelle und Lumpen an den Zweigen der
Bäume zum Trocknen aufgehängt — das war das
Bild, das ſich meinen erſtaunten Blicken darbot. Die
ganze Bande war abweſend, mit Ausnahme beſagter
alter Hexe, einiger ganz kleiner Kinder, die ſich in
paradieſiſcher Nacktheit im Sande wälzten, und eines
Zigeunermädchens von fünfzehn Jahren etwa —“
Der Baron ſchenkte ſich ein Glas voll und trank
es mit einem Zuge aus.
„Von fünfzehn Jahren etwa — vielleicht war ſie
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