Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.Ehe die Baronin über diesen Punkt mit sich ins Es war Felix. Er hatte Niemand in der Laube "Also doch," sagte er, als sich die Baronin bei sei¬ "Setzen Sie sich hierher zu mir, lieber Felix," "Ein allerliebst verschwiegenes Plätzchen zu einem In diesem Augenblick verstummte das Vögelchen, Ehe die Baronin über dieſen Punkt mit ſich ins Es war Felix. Er hatte Niemand in der Laube „Alſo doch,“ ſagte er, als ſich die Baronin bei ſei¬ „Setzen Sie ſich hierher zu mir, lieber Felix,“ „Ein allerliebſt verſchwiegenes Plätzchen zu einem In dieſem Augenblick verſtummte das Vögelchen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0148" n="138"/> <p>Ehe die Baronin über dieſen Punkt mit ſich ins<lb/> Klare kommen konnte, vernahm ſie Schritte ganz in<lb/> ihrer Nähe. Sie faltete eiligſt den Brief zuſammen<lb/> und verbarg ihn haſtig in der Taſche ihres Kleides.</p><lb/> <p>Es war Felix. Er hatte Niemand in der Laube<lb/> gefunden, und zufällig einen Blick in den Buchengang<lb/> werfend, die Baronin in der Tiefe deſſelben zu er¬<lb/> blicken geglaubt.</p><lb/> <p>„Alſo doch,“ ſagte er, als ſich die Baronin bei ſei¬<lb/> ner Annäherung erhob, „ich wußte wahrlich nicht, ob<lb/> Sie es waren. Der Kaffee ſteht in der Laube; aber<lb/> wie König Philipp auf dem Thron, einſam und<lb/> allein. Es ſcheint ſich alle Welt, wie ich, verſchlafen<lb/> zu haben.“</p><lb/> <p>„Setzen Sie ſich hierher zu mir, lieber Felix,“<lb/> ſagte die Baronin; „es hat mit dem Kaffee keine ſo<lb/> große Eile. Wir können hier ungeſtörter ſprechen<lb/> als dort.“</p><lb/> <p>„Ein allerliebſt verſchwiegenes Plätzchen zu einem<lb/> ehrbaren Rendevous,“ erwiederte Felix lachend, neben<lb/> der Baronin auf dem Bänkchen Platz nehmend.</p><lb/> <p>In dieſem Augenblick verſtummte das Vögelchen,<lb/> das oben in der Fenſterniſche geſeſſen hatte und flog<lb/> in einen der Bäume. Das bleiche, von dunkeln<lb/> Locken eingerahmte Geſicht eines Knaben erſchien<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0148]
Ehe die Baronin über dieſen Punkt mit ſich ins
Klare kommen konnte, vernahm ſie Schritte ganz in
ihrer Nähe. Sie faltete eiligſt den Brief zuſammen
und verbarg ihn haſtig in der Taſche ihres Kleides.
Es war Felix. Er hatte Niemand in der Laube
gefunden, und zufällig einen Blick in den Buchengang
werfend, die Baronin in der Tiefe deſſelben zu er¬
blicken geglaubt.
„Alſo doch,“ ſagte er, als ſich die Baronin bei ſei¬
ner Annäherung erhob, „ich wußte wahrlich nicht, ob
Sie es waren. Der Kaffee ſteht in der Laube; aber
wie König Philipp auf dem Thron, einſam und
allein. Es ſcheint ſich alle Welt, wie ich, verſchlafen
zu haben.“
„Setzen Sie ſich hierher zu mir, lieber Felix,“
ſagte die Baronin; „es hat mit dem Kaffee keine ſo
große Eile. Wir können hier ungeſtörter ſprechen
als dort.“
„Ein allerliebſt verſchwiegenes Plätzchen zu einem
ehrbaren Rendevous,“ erwiederte Felix lachend, neben
der Baronin auf dem Bänkchen Platz nehmend.
In dieſem Augenblick verſtummte das Vögelchen,
das oben in der Fenſterniſche geſeſſen hatte und flog
in einen der Bäume. Das bleiche, von dunkeln
Locken eingerahmte Geſicht eines Knaben erſchien
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |