Ehe die Baronin über diesen Punkt mit sich ins Klare kommen konnte, vernahm sie Schritte ganz in ihrer Nähe. Sie faltete eiligst den Brief zusammen und verbarg ihn hastig in der Tasche ihres Kleides.
Es war Felix. Er hatte Niemand in der Laube gefunden, und zufällig einen Blick in den Buchengang werfend, die Baronin in der Tiefe desselben zu er¬ blicken geglaubt.
"Also doch," sagte er, als sich die Baronin bei sei¬ ner Annäherung erhob, "ich wußte wahrlich nicht, ob Sie es waren. Der Kaffee steht in der Laube; aber wie König Philipp auf dem Thron, einsam und allein. Es scheint sich alle Welt, wie ich, verschlafen zu haben."
"Setzen Sie sich hierher zu mir, lieber Felix," sagte die Baronin; "es hat mit dem Kaffee keine so große Eile. Wir können hier ungestörter sprechen als dort."
"Ein allerliebst verschwiegenes Plätzchen zu einem ehrbaren Rendevous," erwiederte Felix lachend, neben der Baronin auf dem Bänkchen Platz nehmend.
In diesem Augenblick verstummte das Vögelchen, das oben in der Fensternische gesessen hatte und flog in einen der Bäume. Das bleiche, von dunkeln Locken eingerahmte Gesicht eines Knaben erschien
Ehe die Baronin über dieſen Punkt mit ſich ins Klare kommen konnte, vernahm ſie Schritte ganz in ihrer Nähe. Sie faltete eiligſt den Brief zuſammen und verbarg ihn haſtig in der Taſche ihres Kleides.
Es war Felix. Er hatte Niemand in der Laube gefunden, und zufällig einen Blick in den Buchengang werfend, die Baronin in der Tiefe deſſelben zu er¬ blicken geglaubt.
„Alſo doch,“ ſagte er, als ſich die Baronin bei ſei¬ ner Annäherung erhob, „ich wußte wahrlich nicht, ob Sie es waren. Der Kaffee ſteht in der Laube; aber wie König Philipp auf dem Thron, einſam und allein. Es ſcheint ſich alle Welt, wie ich, verſchlafen zu haben.“
„Setzen Sie ſich hierher zu mir, lieber Felix,“ ſagte die Baronin; „es hat mit dem Kaffee keine ſo große Eile. Wir können hier ungeſtörter ſprechen als dort.“
„Ein allerliebſt verſchwiegenes Plätzchen zu einem ehrbaren Rendevous,“ erwiederte Felix lachend, neben der Baronin auf dem Bänkchen Platz nehmend.
In dieſem Augenblick verſtummte das Vögelchen, das oben in der Fenſterniſche geſeſſen hatte und flog in einen der Bäume. Das bleiche, von dunkeln Locken eingerahmte Geſicht eines Knaben erſchien
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Ehe die Baronin über dieſen Punkt mit ſich ins
Klare kommen konnte, vernahm ſie Schritte ganz in
ihrer Nähe. Sie faltete eiligſt den Brief zuſammen
und verbarg ihn haſtig in der Taſche ihres Kleides.
Es war Felix. Er hatte Niemand in der Laube
gefunden, und zufällig einen Blick in den Buchengang
werfend, die Baronin in der Tiefe deſſelben zu er¬
blicken geglaubt.
„Alſo doch,“ ſagte er, als ſich die Baronin bei ſei¬
ner Annäherung erhob, „ich wußte wahrlich nicht, ob
Sie es waren. Der Kaffee ſteht in der Laube; aber
wie König Philipp auf dem Thron, einſam und
allein. Es ſcheint ſich alle Welt, wie ich, verſchlafen
zu haben.“
„Setzen Sie ſich hierher zu mir, lieber Felix,“
ſagte die Baronin; „es hat mit dem Kaffee keine ſo
große Eile. Wir können hier ungeſtörter ſprechen
als dort.“
„Ein allerliebſt verſchwiegenes Plätzchen zu einem
ehrbaren Rendevous,“ erwiederte Felix lachend, neben
der Baronin auf dem Bänkchen Platz nehmend.
In dieſem Augenblick verſtummte das Vögelchen,
das oben in der Fenſterniſche geſeſſen hatte und flog
in einen der Bäume. Das bleiche, von dunkeln
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/148>, abgerufen am 17.06.2024.
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