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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.

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"Er ist in der That sehr krank," sagte er nach
einer kleinen Pause. "Wie lange währt denn dies
schon und wie hat es angefangen?"

Oswald gab ihm mit fliegenden Worten eine Schil¬
derung von Bruno's Krankheit.

"Und der Schmerz hatte vor einer Stunde völlig
nachgelassen?" fragte Oldenburg.

"Ja, fast gänzlich --"

"Dann machen Sie sich auf das Schlimmste ge¬
faßt. Ich vermuthe, es hat eine Verletzung im Inneru
stattgefunden, und jetzt ist der Brand dazu getreten.
Einer von uns muß nach dem Doctor." -- Er sah
nach der Uhr. "Es ist zehn; ich wollte vor Tisch
wieder nach Hause reiten. Mein Amansor steht in
diesem Augenblick gesattelt vor der Thür. Reiten
Sie nach der Stadt. Ich bin hier vielleicht jetzt
nützlicher wie Sie. Sie haben hellen Mondschein.
Der Weg ist gut. Nach B. ist eine halbe Meile.
In zehn Minuten spätestens müssen Sie dort sein.
Ziehen Sie sich ihren Frack aus und einen Ueberrock
an. So! Peitstche und Sporen brauchen Sie nicht.
Almansor ist noch ganz frisch. Schonen Sie ihn
nicht."

Der Baron hatte Oswald den Rock anziehen hel¬
fen, ihm den Hut auf den Kopf gesetzt. Oswald ließ

„Er iſt in der That ſehr krank,“ ſagte er nach
einer kleinen Pauſe. „Wie lange währt denn dies
ſchon und wie hat es angefangen?“

Oswald gab ihm mit fliegenden Worten eine Schil¬
derung von Bruno's Krankheit.

„Und der Schmerz hatte vor einer Stunde völlig
nachgelaſſen?“ fragte Oldenburg.

„Ja, faſt gänzlich —“

„Dann machen Sie ſich auf das Schlimmſte ge¬
faßt. Ich vermuthe, es hat eine Verletzung im Inneru
ſtattgefunden, und jetzt iſt der Brand dazu getreten.
Einer von uns muß nach dem Doctor.“ — Er ſah
nach der Uhr. „Es iſt zehn; ich wollte vor Tiſch
wieder nach Hauſe reiten. Mein Amanſor ſteht in
dieſem Augenblick geſattelt vor der Thür. Reiten
Sie nach der Stadt. Ich bin hier vielleicht jetzt
nützlicher wie Sie. Sie haben hellen Mondſchein.
Der Weg iſt gut. Nach B. iſt eine halbe Meile.
In zehn Minuten ſpäteſtens müſſen Sie dort ſein.
Ziehen Sie ſich ihren Frack aus und einen Ueberrock
an. So! Peitſtche und Sporen brauchen Sie nicht.
Almanſor iſt noch ganz friſch. Schonen Sie ihn
nicht.“

Der Baron hatte Oswald den Rock anziehen hel¬
fen, ihm den Hut auf den Kopf geſetzt. Oswald ließ

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[278/0288] „Er iſt in der That ſehr krank,“ ſagte er nach einer kleinen Pauſe. „Wie lange währt denn dies ſchon und wie hat es angefangen?“ Oswald gab ihm mit fliegenden Worten eine Schil¬ derung von Bruno's Krankheit. „Und der Schmerz hatte vor einer Stunde völlig nachgelaſſen?“ fragte Oldenburg. „Ja, faſt gänzlich —“ „Dann machen Sie ſich auf das Schlimmſte ge¬ faßt. Ich vermuthe, es hat eine Verletzung im Inneru ſtattgefunden, und jetzt iſt der Brand dazu getreten. Einer von uns muß nach dem Doctor.“ — Er ſah nach der Uhr. „Es iſt zehn; ich wollte vor Tiſch wieder nach Hauſe reiten. Mein Amanſor ſteht in dieſem Augenblick geſattelt vor der Thür. Reiten Sie nach der Stadt. Ich bin hier vielleicht jetzt nützlicher wie Sie. Sie haben hellen Mondſchein. Der Weg iſt gut. Nach B. iſt eine halbe Meile. In zehn Minuten ſpäteſtens müſſen Sie dort ſein. Ziehen Sie ſich ihren Frack aus und einen Ueberrock an. So! Peitſtche und Sporen brauchen Sie nicht. Almanſor iſt noch ganz friſch. Schonen Sie ihn nicht.“ Der Baron hatte Oswald den Rock anziehen hel¬ fen, ihm den Hut auf den Kopf geſetzt. Oswald ließ

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/288>, abgerufen am 23.12.2024.