von diesem Capitel an. Wollt Ihr mich denn wirk¬ lich so gerne wieder los sein?"
"So, so, also Deine Mutter hat schon mit Dir gesprochen, hm, hm!" sagte der Baron, der natürlich nicht anders dachte, als daß die Baronin, mit dem längst besprochenen und vorbereiteten Plan endlich hervorgetreten sei, und der die Zeit, den Tag vor Felix' Ankunft, auch ganz passend gewählt fand; "so, so! hm, hm! Nun, und wie gefällt Dir denn Dein Cousin?"
"Wer? Felix?" fragte Helene, die für den Augen¬ blick in ihrer Unbefangenheit den Zusammenhang dieser Frage mit dem Vorhergehenden nicht einmal ahnte.
"Ja."
"Er kommt mir vor, wie der Champagner, den wir heute Mittag tranken. Die ersten Tropfen schmeckten recht gut, als ich das Glas eine Weile hatte stehen lassen, fand ich den Wein sehr fade und abgeschmackt. -- Aber Ihr habt mich doch nicht etwa für Cousin Felix bestimmt?" fragte Fräulein Helene, der dieser Gedanke jetzt erst durch den Kopf schoß, mit großer Lebhaftigkeit.
"Bewahre, das heißt: ganz, wie Du willst; ich will sagen: es wird Deinem Willen in dieser Hinsicht nie
von dieſem Capitel an. Wollt Ihr mich denn wirk¬ lich ſo gerne wieder los ſein?“
„So, ſo, alſo Deine Mutter hat ſchon mit Dir geſprochen, hm, hm!“ ſagte der Baron, der natürlich nicht anders dachte, als daß die Baronin, mit dem längſt beſprochenen und vorbereiteten Plan endlich hervorgetreten ſei, und der die Zeit, den Tag vor Felix' Ankunft, auch ganz paſſend gewählt fand; „ſo, ſo! hm, hm! Nun, und wie gefällt Dir denn Dein Couſin?“
„Wer? Felix?“ fragte Helene, die für den Augen¬ blick in ihrer Unbefangenheit den Zuſammenhang dieſer Frage mit dem Vorhergehenden nicht einmal ahnte.
„Ja.“
„Er kommt mir vor, wie der Champagner, den wir heute Mittag tranken. Die erſten Tropfen ſchmeckten recht gut, als ich das Glas eine Weile hatte ſtehen laſſen, fand ich den Wein ſehr fade und abgeſchmackt. — Aber Ihr habt mich doch nicht etwa für Couſin Felix beſtimmt?“ fragte Fräulein Helene, der dieſer Gedanke jetzt erſt durch den Kopf ſchoß, mit großer Lebhaftigkeit.
„Bewahre, das heißt: ganz, wie Du willſt; ich will ſagen: es wird Deinem Willen in dieſer Hinſicht nie
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von dieſem Capitel an. Wollt Ihr mich denn wirk¬
lich ſo gerne wieder los ſein?“
„So, ſo, alſo Deine Mutter hat ſchon mit Dir
geſprochen, hm, hm!“ ſagte der Baron, der natürlich
nicht anders dachte, als daß die Baronin, mit dem
längſt beſprochenen und vorbereiteten Plan endlich
hervorgetreten ſei, und der die Zeit, den Tag vor
Felix' Ankunft, auch ganz paſſend gewählt fand; „ſo,
ſo! hm, hm! Nun, und wie gefällt Dir denn Dein
Couſin?“
„Wer? Felix?“ fragte Helene, die für den Augen¬
blick in ihrer Unbefangenheit den Zuſammenhang
dieſer Frage mit dem Vorhergehenden nicht einmal
ahnte.
„Ja.“
„Er kommt mir vor, wie der Champagner, den
wir heute Mittag tranken. Die erſten Tropfen
ſchmeckten recht gut, als ich das Glas eine Weile
hatte ſtehen laſſen, fand ich den Wein ſehr fade und
abgeſchmackt. — Aber Ihr habt mich doch nicht etwa
für Couſin Felix beſtimmt?“ fragte Fräulein Helene,
der dieſer Gedanke jetzt erſt durch den Kopf ſchoß,
mit großer Lebhaftigkeit.
„Bewahre, das heißt: ganz, wie Du willſt; ich will
ſagen: es wird Deinem Willen in dieſer Hinſicht nie
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/30>, abgerufen am 16.07.2024.
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