stunde, auf die ich mich so freute, nicht gegeben. Bin ich vielleicht unwissentlich die Veranlassung --"
"Wie meinen Sie?"
"Nun, ich rede manchmal, was vielleicht hart oder anmaßend klingt; wenigstens ist mir dieser Vorwurf oft gemacht worden; aber ich meine es wirklich nicht so --"
"Und Helene blickte mit ihren großen dunkeln Augen freundlich zu Oswald empor, der in Bewun¬ derung ihrer Schönheit und in Erstaunen über diese plötzliche und unerklärliche Milde und Theilnahme ver¬ loren, vor ihr stand.
"Was sehen Sie mich so verwundert an?"
"Daß sich so viel Güte hinter so viel Stolz ver¬ stecken kann!"
"Ist es denn die Welt werth, daß wir ihr unser Herz zeigen?"
"Eine sonderbare Frage in dem Munde eines so jungen Mädchens."
"Freilich, wir dürfen ja über nichts nachdenken. Wir sind, wenn's hoch kommt, hübsche Puppen, mit denen man spielt und die man an den ersten Besten verschenkt, der merken läßt, daß er uns gern haben möchte."
ſtunde, auf die ich mich ſo freute, nicht gegeben. Bin ich vielleicht unwiſſentlich die Veranlaſſung —“
„Wie meinen Sie?“
„Nun, ich rede manchmal, was vielleicht hart oder anmaßend klingt; wenigſtens iſt mir dieſer Vorwurf oft gemacht worden; aber ich meine es wirklich nicht ſo —“
„Und Helene blickte mit ihren großen dunkeln Augen freundlich zu Oswald empor, der in Bewun¬ derung ihrer Schönheit und in Erſtaunen über dieſe plötzliche und unerklärliche Milde und Theilnahme ver¬ loren, vor ihr ſtand.
„Was ſehen Sie mich ſo verwundert an?“
„Daß ſich ſo viel Güte hinter ſo viel Stolz ver¬ ſtecken kann!“
„Iſt es denn die Welt werth, daß wir ihr unſer Herz zeigen?“
„Eine ſonderbare Frage in dem Munde eines ſo jungen Mädchens.“
„Freilich, wir dürfen ja über nichts nachdenken. Wir ſind, wenn's hoch kommt, hübſche Puppen, mit denen man ſpielt und die man an den erſten Beſten verſchenkt, der merken läßt, daß er uns gern haben möchte.“
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[24/0034]
ſtunde, auf die ich mich ſo freute, nicht gegeben. Bin
ich vielleicht unwiſſentlich die Veranlaſſung —“
„Wie meinen Sie?“
„Nun, ich rede manchmal, was vielleicht hart oder
anmaßend klingt; wenigſtens iſt mir dieſer Vorwurf
oft gemacht worden; aber ich meine es wirklich nicht
ſo —“
„Und Helene blickte mit ihren großen dunkeln
Augen freundlich zu Oswald empor, der in Bewun¬
derung ihrer Schönheit und in Erſtaunen über dieſe
plötzliche und unerklärliche Milde und Theilnahme ver¬
loren, vor ihr ſtand.
„Was ſehen Sie mich ſo verwundert an?“
„Daß ſich ſo viel Güte hinter ſo viel Stolz ver¬
ſtecken kann!“
„Iſt es denn die Welt werth, daß wir ihr unſer
Herz zeigen?“
„Eine ſonderbare Frage in dem Munde eines ſo
jungen Mädchens.“
„Freilich, wir dürfen ja über nichts nachdenken.
Wir ſind, wenn's hoch kommt, hübſche Puppen, mit
denen man ſpielt und die man an den erſten Beſten
verſchenkt, der merken läßt, daß er uns gern haben
möchte.“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/34>, abgerufen am 16.07.2024.
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