auf dem Sumpfe tanzen, mögen sich die Molche mit den Kröten zanken."
Ein leichtes Geräusch an seiner Seite machte ihn aus seiner gebückten Stellung auffahren. Eine schlanke Frauengestalt in einem weißen Gewande stand vor ihm. Durch eine Lücke in dem Laubdache oben fiel ein Mondenstrahl auf die schlanke, weiße Gestalt.
Es war Emilie von Breesen.
"Still!" sagte sie, als Oswald sich mit einem leisen Ruf der Verwunderung erhob; "bleiben Sie sitzen! Ich sah Sie aus dem Saale gehen; ich bin Ihnen gefolgt, weil ich Sie sprechen will, sprechen muß. Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Es be¬ darf nur eines Wortes... eines einzigen Wortes, das über mein Leben entscheiden soll. Liebst Du mich? ja? oder nein?"
Das junge Mädchen hatte Oswald's Hand er¬ griffen, die sie mit krampfhafter Heftigkeit preßte. "Ja? oder nein?" wiederholte sie in einem Tone, der die Leidenschaft, die in ihr wühlte, deutlich genug verrieth.
Aber Oswald's Ohr war taub gegen diesen Ton; sein Herz verschlossen, wie das Haus eines Mannes, den die Diebe in der Nacht zuvor bestohlen haben.
"Sie irren sich ohne Zweifel in der Person,"
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auf dem Sumpfe tanzen, mögen ſich die Molche mit den Kröten zanken.“
Ein leichtes Geräuſch an ſeiner Seite machte ihn aus ſeiner gebückten Stellung auffahren. Eine ſchlanke Frauengeſtalt in einem weißen Gewande ſtand vor ihm. Durch eine Lücke in dem Laubdache oben fiel ein Mondenſtrahl auf die ſchlanke, weiße Geſtalt.
Es war Emilie von Breeſen.
„Still!“ ſagte ſie, als Oswald ſich mit einem leiſen Ruf der Verwunderung erhob; „bleiben Sie ſitzen! Ich ſah Sie aus dem Saale gehen; ich bin Ihnen gefolgt, weil ich Sie ſprechen will, ſprechen muß. Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Es be¬ darf nur eines Wortes... eines einzigen Wortes, das über mein Leben entſcheiden ſoll. Liebſt Du mich? ja? oder nein?“
Das junge Mädchen hatte Oswald's Hand er¬ griffen, die ſie mit krampfhafter Heftigkeit preßte. „Ja? oder nein?“ wiederholte ſie in einem Tone, der die Leidenſchaft, die in ihr wühlte, deutlich genug verrieth.
Aber Oswald's Ohr war taub gegen dieſen Ton; ſein Herz verſchloſſen, wie das Haus eines Mannes, den die Diebe in der Nacht zuvor beſtohlen haben.
„Sie irren ſich ohne Zweifel in der Perſon,“
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auf dem Sumpfe tanzen, mögen ſich die Molche mit
den Kröten zanken.“
Ein leichtes Geräuſch an ſeiner Seite machte ihn
aus ſeiner gebückten Stellung auffahren. Eine ſchlanke
Frauengeſtalt in einem weißen Gewande ſtand vor
ihm. Durch eine Lücke in dem Laubdache oben fiel
ein Mondenſtrahl auf die ſchlanke, weiße Geſtalt.
Es war Emilie von Breeſen.
„Still!“ ſagte ſie, als Oswald ſich mit einem
leiſen Ruf der Verwunderung erhob; „bleiben Sie
ſitzen! Ich ſah Sie aus dem Saale gehen; ich bin
Ihnen gefolgt, weil ich Sie ſprechen will, ſprechen
muß. Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Es be¬
darf nur eines Wortes... eines einzigen Wortes, das
über mein Leben entſcheiden ſoll. Liebſt Du mich?
ja? oder nein?“
Das junge Mädchen hatte Oswald's Hand er¬
griffen, die ſie mit krampfhafter Heftigkeit preßte.
„Ja? oder nein?“ wiederholte ſie in einem Tone, der
die Leidenſchaft, die in ihr wühlte, deutlich genug
verrieth.
Aber Oswald's Ohr war taub gegen dieſen Ton;
ſein Herz verſchloſſen, wie das Haus eines Mannes,
den die Diebe in der Nacht zuvor beſtohlen haben.
„Sie irren ſich ohne Zweifel in der Perſon,“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/77>, abgerufen am 26.06.2024.
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