Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.Schlossers, welche diese genau untersuchen, und Schloſſers, welche dieſe genau unterſuchen, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0147" n="133"/> Schloſſers, welche dieſe genau unterſuchen, und<lb/> faͤnden ſie mehrern Verdacht, den Schloſſer ſamt<lb/> ſeinem Weibe und Geſellen in's Gefaͤngniß fuͤhren<lb/> ſollten. Der Abgeſandte fand alle dreie daheim,<lb/> der Schloſſer hatte ſich eben ſchoͤne ſilberne<lb/> Schnallen gekauft, und zahlte ſie dem Verkaͤufer<lb/> aus, er hielt einen Beutel in der Hand, in wel-<lb/> chem der Rathsherr zweihundert Thaler an Golde<lb/> fand. Er ließ alles genau durchſuchen, und ent-<lb/> deckte bald einen Sack, in welchem ſich eilfhundert<lb/> Stuͤck Konventions-Thaler befanden. Der Schloſ-<lb/> ſer konnte ſich uͤber dieſes Geld gar nicht aus-<lb/> weiſen, er verſicherte, daß er es gefunden habe,<lb/> ungeachtet ſeine Frau kurz vorher behauptete, daß<lb/> ſie es von einer alten Muhme zu Augsburg geerbt<lb/> haͤtte. Seinem Auftrage getreu, ließ der Raths-<lb/> herr alle ſogleich in's Gefaͤngniß fuͤhren. Als die<lb/> Nachbarn rings umher dies ſahen, eilten ſie ihnen<lb/> nach, und riefen mit lauter Stimme: dies ſind<lb/> die Diebe des Kaufmanns, der arme Vergolder<lb/> iſt unſchuldig! Ehe der Zug noch das Rathhaus<lb/> erreicht hatte, folgten viele Tauſende, welche das<lb/> nemliche riefen, und nun mit Ungeſtuͤmm die Los-<lb/> laſſung und Freiheit des armen Friedrichs forder-<lb/> ten. Geſchreckt durch die allgemeine Volksſtimme,<lb/> vom erwachenden Gewiſſen vielleicht noch mehr<lb/> geaͤngſtigt, geſtand der Schloſſer, als er vor die<lb/> Schranken des Raths gefuͤhrt wurde, ſogleich den<lb/> Diebſtahl, ſein Weib wollte zwar Anfangs alles<lb/> laͤugnen, und von keiner Theilnahme etwas wiſ-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0147]
Schloſſers, welche dieſe genau unterſuchen, und
faͤnden ſie mehrern Verdacht, den Schloſſer ſamt
ſeinem Weibe und Geſellen in's Gefaͤngniß fuͤhren
ſollten. Der Abgeſandte fand alle dreie daheim,
der Schloſſer hatte ſich eben ſchoͤne ſilberne
Schnallen gekauft, und zahlte ſie dem Verkaͤufer
aus, er hielt einen Beutel in der Hand, in wel-
chem der Rathsherr zweihundert Thaler an Golde
fand. Er ließ alles genau durchſuchen, und ent-
deckte bald einen Sack, in welchem ſich eilfhundert
Stuͤck Konventions-Thaler befanden. Der Schloſ-
ſer konnte ſich uͤber dieſes Geld gar nicht aus-
weiſen, er verſicherte, daß er es gefunden habe,
ungeachtet ſeine Frau kurz vorher behauptete, daß
ſie es von einer alten Muhme zu Augsburg geerbt
haͤtte. Seinem Auftrage getreu, ließ der Raths-
herr alle ſogleich in's Gefaͤngniß fuͤhren. Als die
Nachbarn rings umher dies ſahen, eilten ſie ihnen
nach, und riefen mit lauter Stimme: dies ſind
die Diebe des Kaufmanns, der arme Vergolder
iſt unſchuldig! Ehe der Zug noch das Rathhaus
erreicht hatte, folgten viele Tauſende, welche das
nemliche riefen, und nun mit Ungeſtuͤmm die Los-
laſſung und Freiheit des armen Friedrichs forder-
ten. Geſchreckt durch die allgemeine Volksſtimme,
vom erwachenden Gewiſſen vielleicht noch mehr
geaͤngſtigt, geſtand der Schloſſer, als er vor die
Schranken des Raths gefuͤhrt wurde, ſogleich den
Diebſtahl, ſein Weib wollte zwar Anfangs alles
laͤugnen, und von keiner Theilnahme etwas wiſ-
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