Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.war, krochen sie hervor, öfneten mit ihren Die- war, krochen ſie hervor, oͤfneten mit ihren Die- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="135"/> war, krochen ſie hervor, oͤfneten mit ihren Die-<lb/> trichen die Thuͤre der Schreibſtube, ſchraubten das<lb/> Schloß derſelben ab, und zerbrachen es, damit<lb/> man gewaltſamen Einbruch argwohnen, und nicht<lb/> etwan auf einen Schloſſer Verdacht werfen ſolle.<lb/> Da die Kaſſe ſchwer zu eroͤfnen war, ſie auch im<lb/> obern Stocke Geraͤuſch hoͤrten, ſo trugen ſie ſolche<lb/> fort, und oͤfneten das Hausthor, vor welchem<lb/> des Schloſſers Weib auf und ab ſchlich. Da die-<lb/> ſe immer voran gieng, und ſogleich huſtete, wenn<lb/> ſie etwas kommen hoͤrte, ſo kamen ſie gluͤcklich<lb/> mit ihrer Beute nach der Wohnung. Es war<lb/> ſchon drei Uhr nach Mitternacht, als ſie dort an-<lb/> langten; weil ſie der Schwere wegen oͤfters ru-<lb/> hen, ſich zweimal vor den Nachtwaͤchtern, welche<lb/> durch die Straße giengen, verbergen mußten.<lb/> Sie eroͤfneten noch in der Nacht die Kaſſe, und<lb/> nahmen das Geld, welches in mehr als drei tau-<lb/> ſend Thaler beſtand, heraus. Die leere Kaſſe<lb/> ſtellten ſie zum Bette, und waren eben vom<lb/> Schlafe aufgeſtanden, als der Balbier, welcher<lb/> ſo ſchreckliches Ungluͤck uͤber den armen Friedrich<lb/> gebracht hatte, in die Stube trat. Des Schloſ-<lb/> ſers Frau bedeckte die Kaſſe wirklich mit einem<lb/> Rocke, und der Geſelle warf nachher noch ein<lb/> weißes Tuch darauf; ſie ſahen, wie der Balbier<lb/> von ihnen weg, und nach Friedrichs Wohnung<lb/> gieng, der nur zwei Haͤuſer von ihnen entfernt<lb/> wohnte; ſie trugen die Kaſſe ſogleich in die Werk-<lb/> ſtatt, und bedeckten ſie mit Schlacken und Kohlen.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0149]
war, krochen ſie hervor, oͤfneten mit ihren Die-
trichen die Thuͤre der Schreibſtube, ſchraubten das
Schloß derſelben ab, und zerbrachen es, damit
man gewaltſamen Einbruch argwohnen, und nicht
etwan auf einen Schloſſer Verdacht werfen ſolle.
Da die Kaſſe ſchwer zu eroͤfnen war, ſie auch im
obern Stocke Geraͤuſch hoͤrten, ſo trugen ſie ſolche
fort, und oͤfneten das Hausthor, vor welchem
des Schloſſers Weib auf und ab ſchlich. Da die-
ſe immer voran gieng, und ſogleich huſtete, wenn
ſie etwas kommen hoͤrte, ſo kamen ſie gluͤcklich
mit ihrer Beute nach der Wohnung. Es war
ſchon drei Uhr nach Mitternacht, als ſie dort an-
langten; weil ſie der Schwere wegen oͤfters ru-
hen, ſich zweimal vor den Nachtwaͤchtern, welche
durch die Straße giengen, verbergen mußten.
Sie eroͤfneten noch in der Nacht die Kaſſe, und
nahmen das Geld, welches in mehr als drei tau-
ſend Thaler beſtand, heraus. Die leere Kaſſe
ſtellten ſie zum Bette, und waren eben vom
Schlafe aufgeſtanden, als der Balbier, welcher
ſo ſchreckliches Ungluͤck uͤber den armen Friedrich
gebracht hatte, in die Stube trat. Des Schloſ-
ſers Frau bedeckte die Kaſſe wirklich mit einem
Rocke, und der Geſelle warf nachher noch ein
weißes Tuch darauf; ſie ſahen, wie der Balbier
von ihnen weg, und nach Friedrichs Wohnung
gieng, der nur zwei Haͤuſer von ihnen entfernt
wohnte; ſie trugen die Kaſſe ſogleich in die Werk-
ſtatt, und bedeckten ſie mit Schlacken und Kohlen.
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