Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.armen Karl in Verwahrung zu nehmen; da aber Er liest äusserst gerne Zeitungen, und ist sehr Vor Jahresfrist ist er aus der Gegend ver- armen Karl in Verwahrung zu nehmen; da aber Er lieſt aͤuſſerſt gerne Zeitungen, und iſt ſehr Vor Jahresfriſt iſt er aus der Gegend ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0072" n="58"/> armen Karl in Verwahrung zu nehmen; da aber<lb/> die Obrigkeit ſeine ganzen Umſtaͤnde einberichtete,<lb/> und zugleich erwieß, daß ſein Wahnſinn von kei-<lb/> ner gefaͤhrlichen Art ſei, ſo ward er noch ferner<lb/> der Verſorgung ſeiner Freunde uͤberlaſſen.</p><lb/> <p>Er lieſt aͤuſſerſt gerne Zeitungen, und iſt ſehr<lb/> genau mit allen politiſchen Begebenheiten bekannt.<lb/> Er geht jederzeit auf die Poſt, und holt die Zei-<lb/> tungen, welche in ſeinem Geburtsorte gehalten<lb/> werden, er lieſt ſie dann unterwegs; ſehr wahr-<lb/> ſcheinlich war das Blatt, welches ich in ſeiner<lb/> Hand erblickte, auch ein Zeitungsblatt. Die trau-<lb/> rigen Begebenheiten Frankreichs reizten ſeine Auf-<lb/> merkſamkeit ſehr, er behauptet, daß er mit dem<lb/> Hauſe Bourbon verwandt ſei, und ebenfalls An-<lb/> ſpruch auf Frankreichs Krone machen koͤnne.</p><lb/> <p>Vor Jahresfriſt iſt er aus der Gegend ver-<lb/> ſchwunden. Fuhrleute wollen ihn zu Strasburg<lb/> geſehen und erkannt haben; hat ihn vielleicht der<lb/> ungluͤckliche Gedanke, von Frankreichs verwaißtem<lb/> Throne Beſitz zu nehmen, zu dieſer Reiſe verlei-<lb/> tet, ſo hat er wahrſcheinlich ſchon laͤngſt ſein Le-<lb/> ben unter der Guillotine geendigt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [58/0072]
armen Karl in Verwahrung zu nehmen; da aber
die Obrigkeit ſeine ganzen Umſtaͤnde einberichtete,
und zugleich erwieß, daß ſein Wahnſinn von kei-
ner gefaͤhrlichen Art ſei, ſo ward er noch ferner
der Verſorgung ſeiner Freunde uͤberlaſſen.
Er lieſt aͤuſſerſt gerne Zeitungen, und iſt ſehr
genau mit allen politiſchen Begebenheiten bekannt.
Er geht jederzeit auf die Poſt, und holt die Zei-
tungen, welche in ſeinem Geburtsorte gehalten
werden, er lieſt ſie dann unterwegs; ſehr wahr-
ſcheinlich war das Blatt, welches ich in ſeiner
Hand erblickte, auch ein Zeitungsblatt. Die trau-
rigen Begebenheiten Frankreichs reizten ſeine Auf-
merkſamkeit ſehr, er behauptet, daß er mit dem
Hauſe Bourbon verwandt ſei, und ebenfalls An-
ſpruch auf Frankreichs Krone machen koͤnne.
Vor Jahresfriſt iſt er aus der Gegend ver-
ſchwunden. Fuhrleute wollen ihn zu Strasburg
geſehen und erkannt haben; hat ihn vielleicht der
ungluͤckliche Gedanke, von Frankreichs verwaißtem
Throne Beſitz zu nehmen, zu dieſer Reiſe verlei-
tet, ſo hat er wahrſcheinlich ſchon laͤngſt ſein Le-
ben unter der Guillotine geendigt.
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