Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.genommen. Ich ersuche Ew. E., wenn es anders Meine Leser werden es nun leicht begreifen Ehe er ihn noch darüber befragte, betheuerte genommen. Ich erſuche Ew. E., wenn es anders Meine Leſer werden es nun leicht begreifen Ehe er ihn noch daruͤber befragte, betheuerte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="118"/> genommen. Ich erſuche Ew. E., wenn es anders<lb/> dieſe Wechſel bei ihnen produziren ſollte, ſolches<lb/> ſogleich anzuhalten, und es mir ſammt den Wech-<lb/> ſeln auf meine Unkoſten nach Strasburg in groͤß-<lb/> ter Eile und unter der beſten Aufſicht zuruͤckzu-<lb/> ſchicken. Ich bin Vater, es iſt mein einziges<lb/> Kind, ich bitte daher Ew. E. es zwar mit Vor-<lb/> ſicht, aber auch mit moͤglicher Schonung zu be-<lb/> handeln, und es nicht etwann dem Gerichte zu<lb/> uͤbergeben.“</p><lb/> <p>Meine Leſer werden es nun leicht begreifen<lb/> koͤnnen, wie es kam, daß der Augsburger Freund<lb/> ohne weitere Unterſuchung Konraden fuͤr den ent-<lb/> flohnen Sohn ſeines Korreſpondenten anſah, ihn<lb/> ſogleich durch einige Vertraute nach Strasburg<lb/> ruͤckſandte. Karolinens Vater, welcher dieſen<lb/> Irrthum aus ſeines Freundes Briefe erkannte,<lb/> aber eben ſo wenig glaubte, daß er ſelbſt die ver-<lb/> anlaſſende Urſache dazu ſei, wunderte ſich daher<lb/> uͤber die Nachlaͤſſigkeit ſeines ſonſt ſo puͤnktlichen<lb/> Freundes ſehr, doch troͤſtete ihn die Verſicherung,<lb/> daß der gegenwaͤrtige Fremde der Ueberbringer<lb/> der Wechſel war, und folglich als ihr Abgeſandter,<lb/> ihren verborgnen Aufenthalt kennen muͤſſe.</p><lb/> <p>Ehe er ihn noch daruͤber befragte, betheuerte<lb/> Karolinens Maͤdchen hoch und theuer, daß dieſer<lb/> ſo ſchoͤn gekleidete Fremde ein armer Schuſterge-<lb/> ſelle ſei, welcher noch vor einigen Wochen bei<lb/> dem im Hauſe wohnenden Meiſter gearbeitet ha-<lb/> be, da dieſer Ausſage mehrere Hausleute beitra-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0126]
genommen. Ich erſuche Ew. E., wenn es anders
dieſe Wechſel bei ihnen produziren ſollte, ſolches
ſogleich anzuhalten, und es mir ſammt den Wech-
ſeln auf meine Unkoſten nach Strasburg in groͤß-
ter Eile und unter der beſten Aufſicht zuruͤckzu-
ſchicken. Ich bin Vater, es iſt mein einziges
Kind, ich bitte daher Ew. E. es zwar mit Vor-
ſicht, aber auch mit moͤglicher Schonung zu be-
handeln, und es nicht etwann dem Gerichte zu
uͤbergeben.“
Meine Leſer werden es nun leicht begreifen
koͤnnen, wie es kam, daß der Augsburger Freund
ohne weitere Unterſuchung Konraden fuͤr den ent-
flohnen Sohn ſeines Korreſpondenten anſah, ihn
ſogleich durch einige Vertraute nach Strasburg
ruͤckſandte. Karolinens Vater, welcher dieſen
Irrthum aus ſeines Freundes Briefe erkannte,
aber eben ſo wenig glaubte, daß er ſelbſt die ver-
anlaſſende Urſache dazu ſei, wunderte ſich daher
uͤber die Nachlaͤſſigkeit ſeines ſonſt ſo puͤnktlichen
Freundes ſehr, doch troͤſtete ihn die Verſicherung,
daß der gegenwaͤrtige Fremde der Ueberbringer
der Wechſel war, und folglich als ihr Abgeſandter,
ihren verborgnen Aufenthalt kennen muͤſſe.
Ehe er ihn noch daruͤber befragte, betheuerte
Karolinens Maͤdchen hoch und theuer, daß dieſer
ſo ſchoͤn gekleidete Fremde ein armer Schuſterge-
ſelle ſei, welcher noch vor einigen Wochen bei
dem im Hauſe wohnenden Meiſter gearbeitet ha-
be, da dieſer Ausſage mehrere Hausleute beitra-
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