Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.währender Dauer seyn würde, weil sein ganzes Der Rittmeister befolgte diesen Rath mit Zit- Schon war der glückliche Konrad mit ihr öf- waͤhrender Dauer ſeyn wuͤrde, weil ſein ganzes Der Rittmeiſter befolgte dieſen Rath mit Zit- Schon war der gluͤckliche Konrad mit ihr oͤf- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0166" n="158"/> waͤhrender Dauer ſeyn wuͤrde, weil ſein ganzes<lb/> Temperament, das vorher gewiß melancholiſch ge-<lb/> weſen ſeyn muͤſſe, nun eine ganz andre Richtung<lb/> genommen haͤtte, und die ſeltne, anhaltende Ver-<lb/> geſſenheit ſeines Zuſtandes jeden Ruͤckfall unmoͤg-<lb/> lich mache. Doch rieth er am Ende, daß der<lb/> Rittmeiſter es kuͤhn wagen, und mit ihm von ſei-<lb/> ner ehemaligen Liebe ſprechen ſollte. Wuͤrde er<lb/> dann, fuͤgte er hinzu, ſich ihrer noch nicht erin-<lb/> nern, ſo ſei jede Gefahr geendigt, und eine Hei-<lb/> rath fuͤr ihn gluͤcklich und wuͤnſchenswerth.</p><lb/> <p>Der Rittmeiſter befolgte dieſen Rath mit Zit-<lb/> tern, aber zu ſeinem Erſtaunen widerſprach Kon-<lb/> rad aufs lebhafteſte der ganzen Geſchichte, ließ<lb/> ſich ſolche ungeruͤhrt erzaͤhlen, und verſicherte noch-<lb/> mals am Ende, daß alles erdichtet ſei. Da er<lb/> auch nicht die geringſte Spur einer Melancholie<lb/> verrieth, vielmehr ſelbſt in der Folge daruͤber<lb/> ſcherzte, und ſeinen Freund oft fragte: Wer ihm<lb/> dieß Maͤhrchen erzaͤhlt habe? ſo bat dieſer ſelbſt<lb/> ſeine Schwaͤgerin, daß ſie aller Bedenklichkeit ent-<lb/> ſagen, und ſeinen Freund mit ihrer Liebe begluͤcken<lb/> moͤge. Marianne, ſo nannte ſich dieß Maͤdchen,<lb/> thats mit Freuden, denn ſie liebte Konraden ſchon<lb/> lange, und wuͤrde in der Folge, auch ohne Freun-<lb/> des Rath, ſeiner Bitte nicht laͤnger widerſtanden<lb/> haben.</p><lb/> <p>Schon war der gluͤckliche Konrad mit ihr oͤf-<lb/> fentlich verlobt, ſchon machte man Anſtalten zur<lb/> nahen Hochzeit, als ſeines Freundes Frau mit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0166]
waͤhrender Dauer ſeyn wuͤrde, weil ſein ganzes
Temperament, das vorher gewiß melancholiſch ge-
weſen ſeyn muͤſſe, nun eine ganz andre Richtung
genommen haͤtte, und die ſeltne, anhaltende Ver-
geſſenheit ſeines Zuſtandes jeden Ruͤckfall unmoͤg-
lich mache. Doch rieth er am Ende, daß der
Rittmeiſter es kuͤhn wagen, und mit ihm von ſei-
ner ehemaligen Liebe ſprechen ſollte. Wuͤrde er
dann, fuͤgte er hinzu, ſich ihrer noch nicht erin-
nern, ſo ſei jede Gefahr geendigt, und eine Hei-
rath fuͤr ihn gluͤcklich und wuͤnſchenswerth.
Der Rittmeiſter befolgte dieſen Rath mit Zit-
tern, aber zu ſeinem Erſtaunen widerſprach Kon-
rad aufs lebhafteſte der ganzen Geſchichte, ließ
ſich ſolche ungeruͤhrt erzaͤhlen, und verſicherte noch-
mals am Ende, daß alles erdichtet ſei. Da er
auch nicht die geringſte Spur einer Melancholie
verrieth, vielmehr ſelbſt in der Folge daruͤber
ſcherzte, und ſeinen Freund oft fragte: Wer ihm
dieß Maͤhrchen erzaͤhlt habe? ſo bat dieſer ſelbſt
ſeine Schwaͤgerin, daß ſie aller Bedenklichkeit ent-
ſagen, und ſeinen Freund mit ihrer Liebe begluͤcken
moͤge. Marianne, ſo nannte ſich dieß Maͤdchen,
thats mit Freuden, denn ſie liebte Konraden ſchon
lange, und wuͤrde in der Folge, auch ohne Freun-
des Rath, ſeiner Bitte nicht laͤnger widerſtanden
haben.
Schon war der gluͤckliche Konrad mit ihr oͤf-
fentlich verlobt, ſchon machte man Anſtalten zur
nahen Hochzeit, als ſeines Freundes Frau mit
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