schuldigung bei, daß ich meine künftige Gat- tin sogleich zu ihr führen würde, wenn sie bereits in der Residenzstadt angelangt wäre. Es ist möglich, fügte ich hinzu, daß sie bin- nen Monatsfrist, aber auch wahrscheinlich, daß sie erst in zwei oder drei Monden hier ankommt. Nun, antwortete die Monarchin, so hat's ja keine Eile! Wenn sie ankommt, so führe er sie zu mir, und die Erlaubniß soll ihr sogleich werden. Ich dankte ehrfurchts- voll, und eilte hieher, um dir alles zu er- zählen, und dich nochmals zu versichern, daß es ganz allein von dir abhangen soll: Ob du sogleich und in deinem jetzigen Zustande vor der Monarchin erscheinen, oder die nahende Entbindung abwarten willst? Bist du zum er- stern entschlossen, so werde ich willig dir fol- gen und nicht murren, wenn das scharfsich- tige Auge der Monarchin mich ungnädig an- blicken wird. Behagt dir um deiner und mei- ner Ehre willen die kleine Verzögerung besser,
ſchuldigung bei, daß ich meine kuͤnftige Gat- tin ſogleich zu ihr fuͤhren wuͤrde, wenn ſie bereits in der Reſidenzſtadt angelangt waͤre. Es iſt moͤglich, fuͤgte ich hinzu, daß ſie bin- nen Monatsfriſt, aber auch wahrſcheinlich, daß ſie erſt in zwei oder drei Monden hier ankommt. Nun, antwortete die Monarchin, ſo hat's ja keine Eile! Wenn ſie ankommt, ſo fuͤhre er ſie zu mir, und die Erlaubniß ſoll ihr ſogleich werden. Ich dankte ehrfurchts- voll, und eilte hieher, um dir alles zu er- zaͤhlen, und dich nochmals zu verſichern, daß es ganz allein von dir abhangen ſoll: Ob du ſogleich und in deinem jetzigen Zuſtande vor der Monarchin erſcheinen, oder die nahende Entbindung abwarten willſt? Biſt du zum er- ſtern entſchloſſen, ſo werde ich willig dir fol- gen und nicht murren, wenn das ſcharfſich- tige Auge der Monarchin mich ungnaͤdig an- blicken wird. Behagt dir um deiner und mei- ner Ehre willen die kleine Verzoͤgerung beſſer,
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ſchuldigung bei, daß ich meine kuͤnftige Gat-
tin ſogleich zu ihr fuͤhren wuͤrde, wenn ſie
bereits in der Reſidenzſtadt angelangt waͤre.
Es iſt moͤglich, fuͤgte ich hinzu, daß ſie bin-
nen Monatsfriſt, aber auch wahrſcheinlich,
daß ſie erſt in zwei oder drei Monden hier
ankommt. Nun, antwortete die Monarchin,
ſo hat's ja keine Eile! Wenn ſie ankommt,
ſo fuͤhre er ſie zu mir, und die Erlaubniß
ſoll ihr ſogleich werden. Ich dankte ehrfurchts-
voll, und eilte hieher, um dir alles zu er-
zaͤhlen, und dich nochmals zu verſichern, daß
es ganz allein von dir abhangen ſoll: Ob du
ſogleich und in deinem jetzigen Zuſtande vor
der Monarchin erſcheinen, oder die nahende
Entbindung abwarten willſt? Biſt du zum er-
ſtern entſchloſſen, ſo werde ich willig dir fol-
gen und nicht murren, wenn das ſcharfſich-
tige Auge der Monarchin mich ungnaͤdig an-
blicken wird. Behagt dir um deiner und mei-
ner Ehre willen die kleine Verzoͤgerung beſſer,
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/146>, abgerufen am 21.11.2024.
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