vertraute, so legte diese sogleich noch jährlich zweihundert Thaler dazu. Die Wirthin ward dadurch in den Stand gesetzt, sich ganz dem Dienste der Leidenden zu widmen, ihr über- dies noch eine eigne Wärterin zu halten.
Aber hienieden blühte kein Glück für die Unglückliche, hienieden konnte ihr für namen- loses Leiden kein Lohn werden, selbst die vä- terliche Fürsorge des erhabnen Herrschers ward ihr in der Folge Stof zu neuem Leiden. So ernstlich der Prinz auch allen die zugegen wa- ren, Stillschweigen auferlegt hatte, so we- nig ward doch sein Gebot erfüllt, weil man ihn aufrichtig liebte, und gerne dem Volke im Voraus kund machen wollte, welch ein gerechter Fürst es einst regieren würde. Alle, die diese Geschichte erfuhren, wünschten auch die Leidende zu sehen, und unter diesen gabs sehr viele, welche zugleich erfahren wollten: was für einen Eindruck der Name Wilhelm
Biogr. d. W. 3. B. M
vertraute, ſo legte dieſe ſogleich noch jaͤhrlich zweihundert Thaler dazu. Die Wirthin ward dadurch in den Stand geſetzt, ſich ganz dem Dienſte der Leidenden zu widmen, ihr uͤber- dies noch eine eigne Waͤrterin zu halten.
Aber hienieden bluͤhte kein Gluͤck fuͤr die Ungluͤckliche, hienieden konnte ihr fuͤr namen- loſes Leiden kein Lohn werden, ſelbſt die vaͤ- terliche Fuͤrſorge des erhabnen Herrſchers ward ihr in der Folge Stof zu neuem Leiden. So ernſtlich der Prinz auch allen die zugegen wa- ren, Stillſchweigen auferlegt hatte, ſo we- nig ward doch ſein Gebot erfuͤllt, weil man ihn aufrichtig liebte, und gerne dem Volke im Voraus kund machen wollte, welch ein gerechter Fuͤrſt es einſt regieren wuͤrde. Alle, die dieſe Geſchichte erfuhren, wuͤnſchten auch die Leidende zu ſehen, und unter dieſen gabs ſehr viele, welche zugleich erfahren wollten: was fuͤr einen Eindruck der Name Wilhelm
Biogr. d. W. 3. B. M
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vertraute, ſo legte dieſe ſogleich noch jaͤhrlich
zweihundert Thaler dazu. Die Wirthin ward
dadurch in den Stand geſetzt, ſich ganz dem
Dienſte der Leidenden zu widmen, ihr uͤber-
dies noch eine eigne Waͤrterin zu halten.
Aber hienieden bluͤhte kein Gluͤck fuͤr die
Ungluͤckliche, hienieden konnte ihr fuͤr namen-
loſes Leiden kein Lohn werden, ſelbſt die vaͤ-
terliche Fuͤrſorge des erhabnen Herrſchers ward
ihr in der Folge Stof zu neuem Leiden. So
ernſtlich der Prinz auch allen die zugegen wa-
ren, Stillſchweigen auferlegt hatte, ſo we-
nig ward doch ſein Gebot erfuͤllt, weil man
ihn aufrichtig liebte, und gerne dem Volke
im Voraus kund machen wollte, welch ein
gerechter Fuͤrſt es einſt regieren wuͤrde. Alle,
die dieſe Geſchichte erfuhren, wuͤnſchten auch
die Leidende zu ſehen, und unter dieſen gabs
ſehr viele, welche zugleich erfahren wollten:
was fuͤr einen Eindruck der Name Wilhelm
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/191>, abgerufen am 28.11.2024.
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