Rasenplatze zu vernichten, und von einer Hollunderstaude, welche in einer Ecke grünte, die Blätter abzupflücken, und mit einem deut- lichen Rachegefühl am Boden zu zertreten. Wahrscheinlich war's öde und wüste in ihrem Herzen, wahrscheinlich konnte ihr Auge, das finsterer Wahnsinn trübte, die grünende Hof- nung nicht ertragen.
Ich überblickte mit traurigem Gefühle die große Anzahl der Wallenden, und fragte mei- nen Führer hastig: Ob diese alle der fürch- terliche Wahnsinn mit seinen schwarzen Fit- tigen decke? Sein trauriges Ja mehrte mein Mitleid, aber ächte, theilnehmende Freude füllte mein Herz, als er mich mit dem fe- sten Tone der Ueberzeugung versicherte, daß er von allen diesen noch Besserung hoffe, und rastlos an ihrer Genesung arbeite.
Biogr. d. W. z. B. [O]
Raſenplatze zu vernichten, und von einer Hollunderſtaude, welche in einer Ecke gruͤnte, die Blaͤtter abzupfluͤcken, und mit einem deut- lichen Rachegefuͤhl am Boden zu zertreten. Wahrſcheinlich war's oͤde und wuͤſte in ihrem Herzen, wahrſcheinlich konnte ihr Auge, das finſterer Wahnſinn truͤbte, die gruͤnende Hof- nung nicht ertragen.
Ich uͤberblickte mit traurigem Gefuͤhle die große Anzahl der Wallenden, und fragte mei- nen Fuͤhrer haſtig: Ob dieſe alle der fuͤrch- terliche Wahnſinn mit ſeinen ſchwarzen Fit- tigen decke? Sein trauriges Ja mehrte mein Mitleid, aber aͤchte, theilnehmende Freude fuͤllte mein Herz, als er mich mit dem fe- ſten Tone der Ueberzeugung verſicherte, daß er von allen dieſen noch Beſſerung hoffe, und raſtlos an ihrer Geneſung arbeite.
Biogr. d. W. z. B. [O]
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0223"n="209"/>
Raſenplatze zu vernichten, und von einer<lb/>
Hollunderſtaude, welche in einer Ecke gruͤnte,<lb/>
die Blaͤtter abzupfluͤcken, und mit einem deut-<lb/>
lichen Rachegefuͤhl am Boden zu zertreten.<lb/>
Wahrſcheinlich war's oͤde und wuͤſte in ihrem<lb/>
Herzen, wahrſcheinlich konnte ihr Auge, das<lb/>
finſterer Wahnſinn truͤbte, die gruͤnende Hof-<lb/>
nung nicht ertragen.</p><lb/><p>Ich uͤberblickte mit traurigem Gefuͤhle die<lb/>
große Anzahl der Wallenden, und fragte mei-<lb/>
nen Fuͤhrer haſtig: Ob dieſe alle der fuͤrch-<lb/>
terliche Wahnſinn mit ſeinen ſchwarzen Fit-<lb/>
tigen decke? Sein trauriges Ja mehrte mein<lb/>
Mitleid, aber aͤchte, theilnehmende Freude<lb/>
fuͤllte mein Herz, als er mich mit dem fe-<lb/>ſten Tone der Ueberzeugung verſicherte, daß<lb/>
er von allen dieſen noch Beſſerung hoffe, und<lb/>
raſtlos an ihrer Geneſung arbeite.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Biogr. d. W. z. B. <supplied>O</supplied></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[209/0223]
Raſenplatze zu vernichten, und von einer
Hollunderſtaude, welche in einer Ecke gruͤnte,
die Blaͤtter abzupfluͤcken, und mit einem deut-
lichen Rachegefuͤhl am Boden zu zertreten.
Wahrſcheinlich war's oͤde und wuͤſte in ihrem
Herzen, wahrſcheinlich konnte ihr Auge, das
finſterer Wahnſinn truͤbte, die gruͤnende Hof-
nung nicht ertragen.
Ich uͤberblickte mit traurigem Gefuͤhle die
große Anzahl der Wallenden, und fragte mei-
nen Fuͤhrer haſtig: Ob dieſe alle der fuͤrch-
terliche Wahnſinn mit ſeinen ſchwarzen Fit-
tigen decke? Sein trauriges Ja mehrte mein
Mitleid, aber aͤchte, theilnehmende Freude
fuͤllte mein Herz, als er mich mit dem fe-
ſten Tone der Ueberzeugung verſicherte, daß
er von allen dieſen noch Beſſerung hoffe, und
raſtlos an ihrer Geneſung arbeite.
Biogr. d. W. z. B. O
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/223>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.