der nieder, und wischte die Schweißtropfen von seiner Stirne.
Das ist die einzige Wohlthat und Hülfe, sprach izt der Arzt zu mir, die ich dem Un- glücklichen gewähren kann, nur Schade, daß sie so kurz dauert, oft nur einen Augenblick fruchtet. Geben sie acht, ehe eine Minute vergeht, wird er wieder zu addiren begin- nen, und wieder: Eins und Eins ist Eins! ausrufen. Die Prophezeihung des Arztes ward früher erfüllt, denn wie ich nach ihm hinblickte, nahm er schon wieder die Fe- der in die Hand, und wiederholte diese Wor- te unaufhörlich.
Mein Freund stand traurig da, und blickte seufzend gen Himmel. Sollten sie's wohl glauben, sprach er mit warmen Gefüh- le, daß dieses Wort, dieser elende Rech- nungsfehler, den jeder Schulknabe beim er-
der nieder, und wiſchte die Schweißtropfen von ſeiner Stirne.
Das iſt die einzige Wohlthat und Huͤlfe, ſprach izt der Arzt zu mir, die ich dem Un- gluͤcklichen gewaͤhren kann, nur Schade, daß ſie ſo kurz dauert, oft nur einen Augenblick fruchtet. Geben ſie acht, ehe eine Minute vergeht, wird er wieder zu addiren begin- nen, und wieder: Eins und Eins iſt Eins! ausrufen. Die Prophezeihung des Arztes ward fruͤher erfuͤllt, denn wie ich nach ihm hinblickte, nahm er ſchon wieder die Fe- der in die Hand, und wiederholte dieſe Wor- te unaufhoͤrlich.
Mein Freund ſtand traurig da, und blickte ſeufzend gen Himmel. Sollten ſie's wohl glauben, ſprach er mit warmen Gefuͤh- le, daß dieſes Wort, dieſer elende Rech- nungsfehler, den jeder Schulknabe beim er-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0248"n="234"/>
der nieder, und wiſchte die Schweißtropfen<lb/>
von ſeiner Stirne.</p><lb/><p>Das iſt die einzige Wohlthat und Huͤlfe,<lb/>ſprach izt der Arzt zu mir, die ich dem Un-<lb/>
gluͤcklichen gewaͤhren kann, nur Schade, daß<lb/>ſie ſo kurz dauert, oft nur einen Augenblick<lb/>
fruchtet. Geben ſie acht, ehe eine Minute<lb/>
vergeht, wird er wieder zu addiren begin-<lb/>
nen, und wieder: <hirendition="#g">Eins und Eins iſt<lb/>
Eins</hi>! ausrufen. Die Prophezeihung des<lb/>
Arztes ward fruͤher erfuͤllt, denn wie ich nach<lb/>
ihm hinblickte, nahm er ſchon wieder die Fe-<lb/>
der in die Hand, und wiederholte dieſe Wor-<lb/>
te unaufhoͤrlich.</p><lb/><p>Mein Freund ſtand traurig da, und<lb/>
blickte ſeufzend gen Himmel. Sollten ſie's<lb/>
wohl glauben, ſprach er mit warmen Gefuͤh-<lb/>
le, daß dieſes Wort, dieſer elende Rech-<lb/>
nungsfehler, den jeder Schulknabe beim er-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[234/0248]
der nieder, und wiſchte die Schweißtropfen
von ſeiner Stirne.
Das iſt die einzige Wohlthat und Huͤlfe,
ſprach izt der Arzt zu mir, die ich dem Un-
gluͤcklichen gewaͤhren kann, nur Schade, daß
ſie ſo kurz dauert, oft nur einen Augenblick
fruchtet. Geben ſie acht, ehe eine Minute
vergeht, wird er wieder zu addiren begin-
nen, und wieder: Eins und Eins iſt
Eins! ausrufen. Die Prophezeihung des
Arztes ward fruͤher erfuͤllt, denn wie ich nach
ihm hinblickte, nahm er ſchon wieder die Fe-
der in die Hand, und wiederholte dieſe Wor-
te unaufhoͤrlich.
Mein Freund ſtand traurig da, und
blickte ſeufzend gen Himmel. Sollten ſie's
wohl glauben, ſprach er mit warmen Gefuͤh-
le, daß dieſes Wort, dieſer elende Rech-
nungsfehler, den jeder Schulknabe beim er-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/248>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.