Einst nahte wieder die Untersuchungszeit, er kam später, als gewöhnlich, aus dem Amte, brachte immer viele Rechnungen mit sich, verschloß sich in sein Zimmer, und be- suchte nicht, wie gewöhnlich, seine Kinder. Er lag schlaflos an der Seite seines Weibes, und antwortete nicht, wenn sie nach der Ur- sache seiner Seufzer forschte.
An einem Morgen, dessen vorhergehende Nacht er in seinem Zimmer durchwacht hatte, ließ er sein Weib und Kinder zu sich rufen, er entdeckte der erstern weinend und hände- ringend, daß ihm in seiner Kasse zehntau- send Gulden mangelten, daß ein ungewis- senhafter Beamte ihn um diese Summe be- trogen haben müsse, er nun hingehen wolle, um diesen Rest anzuzeigen, und sich freiwil- lig den harrenden Ketten zu überliefern. Er umarmte sein trostloses Weib, segnete seine Kinder, machte dem erstaunten Präsidenten
Einſt nahte wieder die Unterſuchungszeit, er kam ſpaͤter, als gewoͤhnlich, aus dem Amte, brachte immer viele Rechnungen mit ſich, verſchloß ſich in ſein Zimmer, und be- ſuchte nicht, wie gewoͤhnlich, ſeine Kinder. Er lag ſchlaflos an der Seite ſeines Weibes, und antwortete nicht, wenn ſie nach der Ur- ſache ſeiner Seufzer forſchte.
An einem Morgen, deſſen vorhergehende Nacht er in ſeinem Zimmer durchwacht hatte, ließ er ſein Weib und Kinder zu ſich rufen, er entdeckte der erſtern weinend und haͤnde- ringend, daß ihm in ſeiner Kaſſe zehntau- ſend Gulden mangelten, daß ein ungewiſ- ſenhafter Beamte ihn um dieſe Summe be- trogen haben muͤſſe, er nun hingehen wolle, um dieſen Reſt anzuzeigen, und ſich freiwil- lig den harrenden Ketten zu uͤberliefern. Er umarmte ſein troſtloſes Weib, ſegnete ſeine Kinder, machte dem erſtaunten Praͤſidenten
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Einſt nahte wieder die Unterſuchungszeit,
er kam ſpaͤter, als gewoͤhnlich, aus dem
Amte, brachte immer viele Rechnungen mit
ſich, verſchloß ſich in ſein Zimmer, und be-
ſuchte nicht, wie gewoͤhnlich, ſeine Kinder.
Er lag ſchlaflos an der Seite ſeines Weibes,
und antwortete nicht, wenn ſie nach der Ur-
ſache ſeiner Seufzer forſchte.
An einem Morgen, deſſen vorhergehende
Nacht er in ſeinem Zimmer durchwacht hatte,
ließ er ſein Weib und Kinder zu ſich rufen,
er entdeckte der erſtern weinend und haͤnde-
ringend, daß ihm in ſeiner Kaſſe zehntau-
ſend Gulden mangelten, daß ein ungewiſ-
ſenhafter Beamte ihn um dieſe Summe be-
trogen haben muͤſſe, er nun hingehen wolle,
um dieſen Reſt anzuzeigen, und ſich freiwil-
lig den harrenden Ketten zu uͤberliefern. Er
umarmte ſein troſtloſes Weib, ſegnete ſeine
Kinder, machte dem erſtaunten Praͤſidenten
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/251>, abgerufen am 29.11.2024.
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