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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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So sehr mein guter Vater auch flehte,
mich selbst zu bewachen versprach, und mit
alle seinem Haabe für jeden künftigen Fall
haften wollte, so ward das Urtheil doch an
mir vollzogen. Der redliche Alte konnte dies
Unglück nicht überleben, er starb, und meine
Güter sind izt in den Händen eines mir un-
bekannten Onkels, der damit nach Gefallen
schalten kann, und nur hier meinen dürfti-
gen Unterhalt bezahlen muß.

Schon oft erhörte unser gefühlvoller Arzt
mein Flehen, und berichtete nach Hofe, daß
ich von meinem Wahnsinne vollkommen geheilt
sei, schon Jahre lang nicht die geringste Spur
desselben verrathe, aber allemal erfolgte die
harte Antwort, daß diese Anzeige mein Ur-
theil nicht lindern könne, weil ich nach den
klaren Buchstaben desselben zum ewigen Ge-
fängnisse im Narrenthurme verurtheilt sei. (er
ging mit starken Schritten im Gema-

So ſehr mein guter Vater auch flehte,
mich ſelbſt zu bewachen verſprach, und mit
alle ſeinem Haabe fuͤr jeden kuͤnftigen Fall
haften wollte, ſo ward das Urtheil doch an
mir vollzogen. Der redliche Alte konnte dies
Ungluͤck nicht uͤberleben, er ſtarb, und meine
Guͤter ſind izt in den Haͤnden eines mir un-
bekannten Onkels, der damit nach Gefallen
ſchalten kann, und nur hier meinen duͤrfti-
gen Unterhalt bezahlen muß.

Schon oft erhoͤrte unſer gefuͤhlvoller Arzt
mein Flehen, und berichtete nach Hofe, daß
ich von meinem Wahnſinne vollkommen geheilt
ſei, ſchon Jahre lang nicht die geringſte Spur
deſſelben verrathe, aber allemal erfolgte die
harte Antwort, daß dieſe Anzeige mein Ur-
theil nicht lindern koͤnne, weil ich nach den
klaren Buchſtaben deſſelben zum ewigen Ge-
faͤngniſſe im Narrenthurme verurtheilt ſei. (er
ging mit ſtarken Schritten im Gema-

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[255/0269] So ſehr mein guter Vater auch flehte, mich ſelbſt zu bewachen verſprach, und mit alle ſeinem Haabe fuͤr jeden kuͤnftigen Fall haften wollte, ſo ward das Urtheil doch an mir vollzogen. Der redliche Alte konnte dies Ungluͤck nicht uͤberleben, er ſtarb, und meine Guͤter ſind izt in den Haͤnden eines mir un- bekannten Onkels, der damit nach Gefallen ſchalten kann, und nur hier meinen duͤrfti- gen Unterhalt bezahlen muß. Schon oft erhoͤrte unſer gefuͤhlvoller Arzt mein Flehen, und berichtete nach Hofe, daß ich von meinem Wahnſinne vollkommen geheilt ſei, ſchon Jahre lang nicht die geringſte Spur deſſelben verrathe, aber allemal erfolgte die harte Antwort, daß dieſe Anzeige mein Ur- theil nicht lindern koͤnne, weil ich nach den klaren Buchſtaben deſſelben zum ewigen Ge- faͤngniſſe im Narrenthurme verurtheilt ſei. (er ging mit ſtarken Schritten im Gema-

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/269>, abgerufen am 27.11.2024.