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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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nach Maltha, um dort die erforderlichen Ka-
ravannen mit, und sich einer Kommende wür-
dig zu machen. Er kämpfte mit großer Ta-
pferkeit im ersten Seegefechte gegen die Tür-
ken, vermehrte diese Tapferkeit bei jeder Ge-
legenheit, und ward von dem Großmeister
nach einigen Jahren zum Befehlshaber einer
Galeere ernannt. Sein Muth war groß, er
wagte es einst, drei feindliche große Schiffe
anzugreifen, und hätte gesiegt, wenn alle
Ritter gleich ihm gefochten hätten. Nicht
Tapferkeit, nur allzu große Menge besiegte
ihn endlich, und nur dann erst, als er am
Boden blutete, und nicht mehr streiten konn-
te.

Harte Gefangenschaft und Sklaverei war
nun sein Loos. Er ward zehnmal verkauft,
und duldete oft schreckliche Qualen. Die Mit-
glieder des so menschenfreundlichen Ordens
der Trinitaren fanden ihn endlich in Smirna,

nach Maltha, um dort die erforderlichen Ka-
ravannen mit, und ſich einer Kommende wuͤr-
dig zu machen. Er kaͤmpfte mit großer Ta-
pferkeit im erſten Seegefechte gegen die Tuͤr-
ken, vermehrte dieſe Tapferkeit bei jeder Ge-
legenheit, und ward von dem Großmeiſter
nach einigen Jahren zum Befehlshaber einer
Galeere ernannt. Sein Muth war groß, er
wagte es einſt, drei feindliche große Schiffe
anzugreifen, und haͤtte geſiegt, wenn alle
Ritter gleich ihm gefochten haͤtten. Nicht
Tapferkeit, nur allzu große Menge beſiegte
ihn endlich, und nur dann erſt, als er am
Boden blutete, und nicht mehr ſtreiten konn-
te.

Harte Gefangenſchaft und Sklaverei war
nun ſein Loos. Er ward zehnmal verkauft,
und duldete oft ſchreckliche Qualen. Die Mit-
glieder des ſo menſchenfreundlichen Ordens
der Trinitaren fanden ihn endlich in Smirna,

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[264/0278] nach Maltha, um dort die erforderlichen Ka- ravannen mit, und ſich einer Kommende wuͤr- dig zu machen. Er kaͤmpfte mit großer Ta- pferkeit im erſten Seegefechte gegen die Tuͤr- ken, vermehrte dieſe Tapferkeit bei jeder Ge- legenheit, und ward von dem Großmeiſter nach einigen Jahren zum Befehlshaber einer Galeere ernannt. Sein Muth war groß, er wagte es einſt, drei feindliche große Schiffe anzugreifen, und haͤtte geſiegt, wenn alle Ritter gleich ihm gefochten haͤtten. Nicht Tapferkeit, nur allzu große Menge beſiegte ihn endlich, und nur dann erſt, als er am Boden blutete, und nicht mehr ſtreiten konn- te. Harte Gefangenſchaft und Sklaverei war nun ſein Loos. Er ward zehnmal verkauft, und duldete oft ſchreckliche Qualen. Die Mit- glieder des ſo menſchenfreundlichen Ordens der Trinitaren fanden ihn endlich in Smirna,

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/278>, abgerufen am 26.11.2024.