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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Wie er zum erstenmale wieder die deutsche
Sprache allgemein sprechen hörte, so weinte
er, gleich einem Kinde, stundenlang, und
wie er die Gränze seines geliebten Vaterlan-
des betrat, sprang er aus dem Wagen, küßte
die Erde, betete inbrünstig und anhaltend.
Seine Begleiter harrten lange des Endes,
als es aber nicht erfolgen wollte, hoben sie
ihn in den Wagen, und hörten mit Erstau-
nen, daß er irre rede. Sie nahmens Anfangs
für Schwäche des Alters, als es sich aber
nicht mit ihm bessern wollte, da wurden sie
überzeugt, daß ihm die Erfüllung seines sehn-
lichsten Wunsches den Verstand geraubet habe.

Immer bat er auf der langen Reise Gott,
daß er ihm nur das Glück gewähren möge,
noch vor seinem Ende die Erde seines Vater-
lands küssen zu können. Er genoß es, aber
er bezahlte es auch mit einem unschäzbaren
Preise, mit dem Verluste seines Verstandes.

Wie er zum erſtenmale wieder die deutſche
Sprache allgemein ſprechen hoͤrte, ſo weinte
er, gleich einem Kinde, ſtundenlang, und
wie er die Graͤnze ſeines geliebten Vaterlan-
des betrat, ſprang er aus dem Wagen, kuͤßte
die Erde, betete inbruͤnſtig und anhaltend.
Seine Begleiter harrten lange des Endes,
als es aber nicht erfolgen wollte, hoben ſie
ihn in den Wagen, und hoͤrten mit Erſtau-
nen, daß er irre rede. Sie nahmens Anfangs
fuͤr Schwaͤche des Alters, als es ſich aber
nicht mit ihm beſſern wollte, da wurden ſie
uͤberzeugt, daß ihm die Erfuͤllung ſeines ſehn-
lichſten Wunſches den Verſtand geraubet habe.

Immer bat er auf der langen Reiſe Gott,
daß er ihm nur das Gluͤck gewaͤhren moͤge,
noch vor ſeinem Ende die Erde ſeines Vater-
lands kuͤſſen zu koͤnnen. Er genoß es, aber
er bezahlte es auch mit einem unſchaͤzbaren
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[266/0280] Wie er zum erſtenmale wieder die deutſche Sprache allgemein ſprechen hoͤrte, ſo weinte er, gleich einem Kinde, ſtundenlang, und wie er die Graͤnze ſeines geliebten Vaterlan- des betrat, ſprang er aus dem Wagen, kuͤßte die Erde, betete inbruͤnſtig und anhaltend. Seine Begleiter harrten lange des Endes, als es aber nicht erfolgen wollte, hoben ſie ihn in den Wagen, und hoͤrten mit Erſtau- nen, daß er irre rede. Sie nahmens Anfangs fuͤr Schwaͤche des Alters, als es ſich aber nicht mit ihm beſſern wollte, da wurden ſie uͤberzeugt, daß ihm die Erfuͤllung ſeines ſehn- lichſten Wunſches den Verſtand geraubet habe. Immer bat er auf der langen Reiſe Gott, daß er ihm nur das Gluͤck gewaͤhren moͤge, noch vor ſeinem Ende die Erde ſeines Vater- lands kuͤſſen zu koͤnnen. Er genoß es, aber er bezahlte es auch mit einem unſchaͤzbaren Preiſe, mit dem Verluſte ſeines Verſtandes.

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/280>, abgerufen am 26.11.2024.