daß er sich durch anhaltenden Fleiß schon noch ein eignes Haus erwerben wolle.
Oft hat sie mich kniend gebeten, ihr den geliebten Gatten zur eignen Pflege anzuver- trauen, sie hofte, daß Ueberzeugung ihn viel- leicht retten könne, ich hofte es anfangs mit ihr, aber er raßte, als man ihn aus seinem Gemache führte, und endete nicht eher, als bis man ihn wieder dahin gebracht hatte.
Ich hab's über mich genommen, Vater sei- ner verlaßnen Kinder zu werden! Seine älte- ste Tochter dient in meinem Hause, sein Erst- gebohrner steht der Mutter in der Wirth- schaft bei, die übrigen drei Knaben lernen ein Handwerk, und die jüngsten zwei Mädchen sind noch bei der Mutter. Alle führen sich gut und rechtschaffen auf, alle besuchen ihren Vater fleißig, lieben ihn von ganzem Herzen, weil er alles für sie that, und ihnen am Ende seinen Verstand opferte.
daß er ſich durch anhaltenden Fleiß ſchon noch ein eignes Haus erwerben wolle.
Oft hat ſie mich kniend gebeten, ihr den geliebten Gatten zur eignen Pflege anzuver- trauen, ſie hofte, daß Ueberzeugung ihn viel- leicht retten koͤnne, ich hofte es anfangs mit ihr, aber er raßte, als man ihn aus ſeinem Gemache fuͤhrte, und endete nicht eher, als bis man ihn wieder dahin gebracht hatte.
Ich hab's uͤber mich genommen, Vater ſei- ner verlaßnen Kinder zu werden! Seine aͤlte- ſte Tochter dient in meinem Hauſe, ſein Erſt- gebohrner ſteht der Mutter in der Wirth- ſchaft bei, die uͤbrigen drei Knaben lernen ein Handwerk, und die juͤngſten zwei Maͤdchen ſind noch bei der Mutter. Alle fuͤhren ſich gut und rechtſchaffen auf, alle beſuchen ihren Vater fleißig, lieben ihn von ganzem Herzen, weil er alles fuͤr ſie that, und ihnen am Ende ſeinen Verſtand opferte.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0297"n="283"/>
daß er ſich durch anhaltenden Fleiß ſchon noch<lb/>
ein eignes Haus erwerben wolle.</p><lb/><p>Oft hat ſie mich kniend gebeten, ihr den<lb/>
geliebten Gatten zur eignen Pflege anzuver-<lb/>
trauen, ſie hofte, daß Ueberzeugung ihn viel-<lb/>
leicht retten koͤnne, ich hofte es anfangs mit<lb/>
ihr, aber er raßte, als man ihn aus ſeinem<lb/>
Gemache fuͤhrte, und endete nicht eher, als<lb/>
bis man ihn wieder dahin gebracht hatte.</p><lb/><p>Ich hab's uͤber mich genommen, Vater ſei-<lb/>
ner verlaßnen Kinder zu werden! Seine aͤlte-<lb/>ſte Tochter dient in meinem Hauſe, ſein Erſt-<lb/>
gebohrner ſteht der Mutter in der Wirth-<lb/>ſchaft bei, die uͤbrigen drei Knaben lernen ein<lb/>
Handwerk, und die juͤngſten zwei Maͤdchen ſind<lb/>
noch bei der Mutter. Alle fuͤhren ſich gut und<lb/>
rechtſchaffen auf, alle beſuchen ihren Vater<lb/>
fleißig, lieben ihn von ganzem Herzen, weil<lb/>
er alles fuͤr ſie that, und ihnen am Ende ſeinen<lb/>
Verſtand opferte.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[283/0297]
daß er ſich durch anhaltenden Fleiß ſchon noch
ein eignes Haus erwerben wolle.
Oft hat ſie mich kniend gebeten, ihr den
geliebten Gatten zur eignen Pflege anzuver-
trauen, ſie hofte, daß Ueberzeugung ihn viel-
leicht retten koͤnne, ich hofte es anfangs mit
ihr, aber er raßte, als man ihn aus ſeinem
Gemache fuͤhrte, und endete nicht eher, als
bis man ihn wieder dahin gebracht hatte.
Ich hab's uͤber mich genommen, Vater ſei-
ner verlaßnen Kinder zu werden! Seine aͤlte-
ſte Tochter dient in meinem Hauſe, ſein Erſt-
gebohrner ſteht der Mutter in der Wirth-
ſchaft bei, die uͤbrigen drei Knaben lernen ein
Handwerk, und die juͤngſten zwei Maͤdchen ſind
noch bei der Mutter. Alle fuͤhren ſich gut und
rechtſchaffen auf, alle beſuchen ihren Vater
fleißig, lieben ihn von ganzem Herzen, weil
er alles fuͤr ſie that, und ihnen am Ende ſeinen
Verſtand opferte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/297>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.