und Vaterland nicht entdecken konnte, so ward er, auf Befehl des Monarchen, meiner Sorgfalt anvertraut. Er raßt, wenn ich ihm seinen Guckkasten nehme, er lebt ruhig und zufrieden, wenn ich ihm diesen lasse. Dies ist alles, was ich ihnen von ihm erzählen kann, denn er beantwortet keine einzige Fra- ge, welche mir mehr Licht geben könnte. Wahrscheinlich muß ein treuloses Weib ihn betrogen, und falsche Freunde ihn verrathen haben, weil er den Schmerz darüber in allen seinen Handlungen und Reden äussert.
Ich verließ nun, an meines Freundes Hand, das Haus des Elendes. Den Ein- druck, den seine Bewohner auf mich mach- ten, fühlte ich lange, fühle ich oft noch!
und Vaterland nicht entdecken konnte, ſo ward er, auf Befehl des Monarchen, meiner Sorgfalt anvertraut. Er raßt, wenn ich ihm ſeinen Guckkaſten nehme, er lebt ruhig und zufrieden, wenn ich ihm dieſen laſſe. Dies iſt alles, was ich ihnen von ihm erzaͤhlen kann, denn er beantwortet keine einzige Fra- ge, welche mir mehr Licht geben koͤnnte. Wahrſcheinlich muß ein treuloſes Weib ihn betrogen, und falſche Freunde ihn verrathen haben, weil er den Schmerz daruͤber in allen ſeinen Handlungen und Reden aͤuſſert.
Ich verließ nun, an meines Freundes Hand, das Haus des Elendes. Den Ein- druck, den ſeine Bewohner auf mich mach- ten, fuͤhlte ich lange, fuͤhle ich oft noch!
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und Vaterland nicht entdecken konnte, ſo
ward er, auf Befehl des Monarchen, meiner
Sorgfalt anvertraut. Er raßt, wenn ich ihm
ſeinen Guckkaſten nehme, er lebt ruhig und
zufrieden, wenn ich ihm dieſen laſſe. Dies
iſt alles, was ich ihnen von ihm erzaͤhlen
kann, denn er beantwortet keine einzige Fra-
ge, welche mir mehr Licht geben koͤnnte.
Wahrſcheinlich muß ein treuloſes Weib ihn
betrogen, und falſche Freunde ihn verrathen
haben, weil er den Schmerz daruͤber in allen
ſeinen Handlungen und Reden aͤuſſert.
Ich verließ nun, an meines Freundes
Hand, das Haus des Elendes. Den Ein-
druck, den ſeine Bewohner auf mich mach-
ten, fuͤhlte ich lange, fuͤhle ich oft noch!
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/308>, abgerufen am 24.11.2024.
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