ihr Gesicht, nach langem Kampfe) Ich will ihn noch einmal sehen, aber dann -- -- Liebe Tochter, wenn ich's hindern muß, so mußt du unbedingt folgen!
Kleta. Das wäre schrecklich! -- --
Die Mutter. Schrecklich, aber du mußt! -- --
Der lange Morgen floß nun still und traurig vorüber. Edeldrud saß mit starren Blicken auf ihrem Sitze, Thränen schlichen oft über ihre bleichen Wangen herab. Kleta schlich zagend und bangend im Gemache um- her, blickte nach ihrer Mutter, hofte, wünsch- te und ahndete. Sie eilte zitternd ans Fen- ster, wenn auf der Strasse Huftritte ertön- ten, sie wankte traurig zurück, wenn ein fremder Ritter vorüberzog.
ihr Geſicht, nach langem Kampfe) Ich will ihn noch einmal ſehen, aber dann — — Liebe Tochter, wenn ich's hindern muß, ſo mußt du unbedingt folgen!
Kleta. Das waͤre ſchrecklich! — —
Die Mutter. Schrecklich, aber du mußt! — —
Der lange Morgen floß nun ſtill und traurig voruͤber. Edeldrud ſaß mit ſtarren Blicken auf ihrem Sitze, Thraͤnen ſchlichen oft uͤber ihre bleichen Wangen herab. Kleta ſchlich zagend und bangend im Gemache um- her, blickte nach ihrer Mutter, hofte, wuͤnſch- te und ahndete. Sie eilte zitternd ans Fen- ſter, wenn auf der Straſſe Huftritte ertoͤn- ten, ſie wankte traurig zuruͤck, wenn ein fremder Ritter voruͤberzog.
<TEI><text><body><divn="1"><p><hirendition="#g"><pbfacs="#f0364"n="350"/>
ihr Geſicht, nach langem Kampfe)</hi><lb/>
Ich will ihn noch einmal ſehen, aber dann<lb/>—— Liebe Tochter, wenn ich's hindern<lb/>
muß, ſo mußt du unbedingt folgen!</p><lb/><p><hirendition="#g">Kleta</hi>. Das waͤre ſchrecklich! ——</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Mutter</hi>. Schrecklich, aber du<lb/>
mußt! ——</p><lb/><p>Der lange Morgen floß nun ſtill und<lb/>
traurig voruͤber. Edeldrud ſaß mit ſtarren<lb/>
Blicken auf ihrem Sitze, Thraͤnen ſchlichen<lb/>
oft uͤber ihre bleichen Wangen herab. Kleta<lb/>ſchlich zagend und bangend im Gemache um-<lb/>
her, blickte nach ihrer Mutter, hofte, wuͤnſch-<lb/>
te und ahndete. Sie eilte zitternd ans Fen-<lb/>ſter, wenn auf der Straſſe Huftritte ertoͤn-<lb/>
ten, ſie wankte traurig zuruͤck, wenn ein<lb/>
fremder Ritter voruͤberzog.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[350/0364]
ihr Geſicht, nach langem Kampfe)
Ich will ihn noch einmal ſehen, aber dann
— — Liebe Tochter, wenn ich's hindern
muß, ſo mußt du unbedingt folgen!
Kleta. Das waͤre ſchrecklich! — —
Die Mutter. Schrecklich, aber du
mußt! — —
Der lange Morgen floß nun ſtill und
traurig voruͤber. Edeldrud ſaß mit ſtarren
Blicken auf ihrem Sitze, Thraͤnen ſchlichen
oft uͤber ihre bleichen Wangen herab. Kleta
ſchlich zagend und bangend im Gemache um-
her, blickte nach ihrer Mutter, hofte, wuͤnſch-
te und ahndete. Sie eilte zitternd ans Fen-
ſter, wenn auf der Straſſe Huftritte ertoͤn-
ten, ſie wankte traurig zuruͤck, wenn ein
fremder Ritter voruͤberzog.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/364>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.