len Ueberfahrt nicht entschlossen, lieber das Ende des Sturms auf der Insel abgewartet haben, wenn nicht die Schiffer sie versichert hätten, daß jeder anhaltende Platzregen die Insel, ihrer niedrigen Lage wegen, über- schwemme, und sie dann sicher ein Raub der Wellen würde, wenn dieser allen Anzeichen nach erfolgen sollte.
Mit bebendem Herzen betrat Amalie das Schifchen, noch mehr zitterte und zagte sie, als in der Mitte des Stroms der Sturm zu wüthen begann, den Kahn unaufhaltsam mit sich fortriß, und nach einigen Schifmühlen hinschleuderte, welche am Ufer des Stroms lagen. Schon entsagten die ermatteten Schif- fer jeder Hofnung zur Rettung, schon ließen sie die unnützen Ruder sinken, und hoben die Hände zum lezten Gebete empor, als das kleine Schiff im vollen Laufe an einen Pfahl stieß, und schnell umschlug. Die Fischer such-
len Ueberfahrt nicht entſchloſſen, lieber das Ende des Sturms auf der Inſel abgewartet haben, wenn nicht die Schiffer ſie verſichert haͤtten, daß jeder anhaltende Platzregen die Inſel, ihrer niedrigen Lage wegen, uͤber- ſchwemme, und ſie dann ſicher ein Raub der Wellen wuͤrde, wenn dieſer allen Anzeichen nach erfolgen ſollte.
Mit bebendem Herzen betrat Amalie das Schifchen, noch mehr zitterte und zagte ſie, als in der Mitte des Stroms der Sturm zu wuͤthen begann, den Kahn unaufhaltſam mit ſich fortriß, und nach einigen Schifmuͤhlen hinſchleuderte, welche am Ufer des Stroms lagen. Schon entſagten die ermatteten Schif- fer jeder Hofnung zur Rettung, ſchon ließen ſie die unnuͤtzen Ruder ſinken, und hoben die Haͤnde zum lezten Gebete empor, als das kleine Schiff im vollen Laufe an einen Pfahl ſtieß, und ſchnell umſchlug. Die Fiſcher ſuch-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0044"n="30"/>
len Ueberfahrt nicht entſchloſſen, lieber das<lb/>
Ende des Sturms auf der Inſel abgewartet<lb/>
haben, wenn nicht die Schiffer ſie verſichert<lb/>
haͤtten, daß jeder anhaltende Platzregen die<lb/>
Inſel, ihrer niedrigen Lage wegen, uͤber-<lb/>ſchwemme, und ſie dann ſicher ein Raub der<lb/>
Wellen wuͤrde, wenn dieſer allen Anzeichen<lb/>
nach erfolgen ſollte.</p><lb/><p>Mit bebendem Herzen betrat Amalie das<lb/>
Schifchen, noch mehr zitterte und zagte ſie,<lb/>
als in der Mitte des Stroms der Sturm zu<lb/>
wuͤthen begann, den Kahn unaufhaltſam mit<lb/>ſich fortriß, und nach einigen Schifmuͤhlen<lb/>
hinſchleuderte, welche am Ufer des Stroms<lb/>
lagen. Schon entſagten die ermatteten Schif-<lb/>
fer jeder Hofnung zur Rettung, ſchon ließen<lb/>ſie die unnuͤtzen Ruder ſinken, und hoben die<lb/>
Haͤnde zum lezten Gebete empor, als das<lb/>
kleine Schiff im vollen Laufe an einen Pfahl<lb/>ſtieß, und ſchnell umſchlug. Die Fiſcher ſuch-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[30/0044]
len Ueberfahrt nicht entſchloſſen, lieber das
Ende des Sturms auf der Inſel abgewartet
haben, wenn nicht die Schiffer ſie verſichert
haͤtten, daß jeder anhaltende Platzregen die
Inſel, ihrer niedrigen Lage wegen, uͤber-
ſchwemme, und ſie dann ſicher ein Raub der
Wellen wuͤrde, wenn dieſer allen Anzeichen
nach erfolgen ſollte.
Mit bebendem Herzen betrat Amalie das
Schifchen, noch mehr zitterte und zagte ſie,
als in der Mitte des Stroms der Sturm zu
wuͤthen begann, den Kahn unaufhaltſam mit
ſich fortriß, und nach einigen Schifmuͤhlen
hinſchleuderte, welche am Ufer des Stroms
lagen. Schon entſagten die ermatteten Schif-
fer jeder Hofnung zur Rettung, ſchon ließen
ſie die unnuͤtzen Ruder ſinken, und hoben die
Haͤnde zum lezten Gebete empor, als das
kleine Schiff im vollen Laufe an einen Pfahl
ſtieß, und ſchnell umſchlug. Die Fiſcher ſuch-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/44>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.