Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

habe, nun allzu gut einsehe, daß der Adel
nicht entehrt werde, wenn er dem Staate
diene. Vergebens suchte ich ihm zu beweisen,
daß itzt Entsagung der Heurath unmöglich sei,
ihm und mir zum Nachtheile und Schimpfe
gereichen werde, er versprach alles auf sich zu
nehmen, alles ohne diesen zu enden. Und
damit du's nur weißt, fuhr er rasch auf,
dein Mädchen gefällt mir selbst, ich werde
sie ehestens heurathen, bin mit dem Vater
schon richtig, in drei Wochen ist die Hoch-
zeit. Wollte dir's zwar verheelen, um dir
die kleine Kränkung zu ersparen, weil du
mich aber zwingst, so sage ich dir lieber itzt,
was du am Ende doch erfahren mußt. Du
siehst itzt ein, daß deine Gegenwart dir und
meiner Braut nicht viel Vergnügen gewähren
wird, drum folge meinem Rathe, und kehre
nach der Stadt zurück.

Ich will, und vermags nicht, ihnen mei-
ne Empfindung zu schildern, ich stand nie-

habe, nun allzu gut einſehe, daß der Adel
nicht entehrt werde, wenn er dem Staate
diene. Vergebens ſuchte ich ihm zu beweiſen,
daß itzt Entſagung der Heurath unmoͤglich ſei,
ihm und mir zum Nachtheile und Schimpfe
gereichen werde, er verſprach alles auf ſich zu
nehmen, alles ohne dieſen zu enden. Und
damit du's nur weißt, fuhr er raſch auf,
dein Maͤdchen gefaͤllt mir ſelbſt, ich werde
ſie eheſtens heurathen, bin mit dem Vater
ſchon richtig, in drei Wochen iſt die Hoch-
zeit. Wollte dir's zwar verheelen, um dir
die kleine Kraͤnkung zu erſparen, weil du
mich aber zwingſt, ſo ſage ich dir lieber itzt,
was du am Ende doch erfahren mußt. Du
ſiehſt itzt ein, daß deine Gegenwart dir und
meiner Braut nicht viel Vergnuͤgen gewaͤhren
wird, drum folge meinem Rathe, und kehre
nach der Stadt zuruͤck.

Ich will, und vermags nicht, ihnen mei-
ne Empfindung zu ſchildern, ich ſtand nie-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083" n="69"/>
habe, nun allzu gut ein&#x017F;ehe, daß der Adel<lb/>
nicht entehrt werde, wenn er dem Staate<lb/>
diene. Vergebens &#x017F;uchte ich ihm zu bewei&#x017F;en,<lb/>
daß itzt Ent&#x017F;agung der Heurath unmo&#x0364;glich &#x017F;ei,<lb/>
ihm und mir zum Nachtheile und Schimpfe<lb/>
gereichen werde, er ver&#x017F;prach alles auf &#x017F;ich zu<lb/>
nehmen, alles ohne die&#x017F;en zu enden. Und<lb/>
damit du's nur weißt, fuhr er ra&#x017F;ch auf,<lb/>
dein Ma&#x0364;dchen gefa&#x0364;llt mir &#x017F;elb&#x017F;t, ich werde<lb/>
&#x017F;ie ehe&#x017F;tens heurathen, bin mit dem Vater<lb/>
&#x017F;chon richtig, in drei Wochen i&#x017F;t die Hoch-<lb/>
zeit. Wollte dir's zwar verheelen, um dir<lb/>
die kleine Kra&#x0364;nkung zu er&#x017F;paren, weil du<lb/>
mich aber zwing&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;age ich dir lieber itzt,<lb/>
was du am Ende doch erfahren mußt. Du<lb/>
&#x017F;ieh&#x017F;t itzt ein, daß deine Gegenwart dir und<lb/>
meiner Braut nicht viel Vergnu&#x0364;gen gewa&#x0364;hren<lb/>
wird, drum folge meinem Rathe, und kehre<lb/>
nach der Stadt zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
        <p>Ich will, und vermags nicht, ihnen mei-<lb/>
ne Empfindung zu &#x017F;childern, ich &#x017F;tand nie-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0083] habe, nun allzu gut einſehe, daß der Adel nicht entehrt werde, wenn er dem Staate diene. Vergebens ſuchte ich ihm zu beweiſen, daß itzt Entſagung der Heurath unmoͤglich ſei, ihm und mir zum Nachtheile und Schimpfe gereichen werde, er verſprach alles auf ſich zu nehmen, alles ohne dieſen zu enden. Und damit du's nur weißt, fuhr er raſch auf, dein Maͤdchen gefaͤllt mir ſelbſt, ich werde ſie eheſtens heurathen, bin mit dem Vater ſchon richtig, in drei Wochen iſt die Hoch- zeit. Wollte dir's zwar verheelen, um dir die kleine Kraͤnkung zu erſparen, weil du mich aber zwingſt, ſo ſage ich dir lieber itzt, was du am Ende doch erfahren mußt. Du ſiehſt itzt ein, daß deine Gegenwart dir und meiner Braut nicht viel Vergnuͤgen gewaͤhren wird, drum folge meinem Rathe, und kehre nach der Stadt zuruͤck. Ich will, und vermags nicht, ihnen mei- ne Empfindung zu ſchildern, ich ſtand nie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/83
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/83>, abgerufen am 19.05.2024.