stalten zur nöthigen Abreise. Ehe die Sonne untergieng, sas sie schon im Reisewagen und athmete freier, als die Stadt hinter ihr lag, in welcher sie so schrecklich geduldet und ge- litten hatte. Noch vor ihrer Abreise, schrieb sie der Fürstin, und dankte ihr innig, weil sie solche mit Grunde für die Urheberin ihres Glückes achtete. Sie bat am Ende, sich ihres unglücklichen Gatten einst auf ähnliche Art an- zunehmen, und das grosse Werk zu vollen- den, zwei höchst Unglückliche ganz glücklich gemacht zu haben.
Die großmüthige Fürstin antwortete so- gleich, daß die edle That ganz ein Werk des Fürsten sei, daß sie keinen Theil daran habe, ihn aber durch innige Freude daran nehme. Ob es übrigens, schrieb sie am Ende, gleich izt noch unmöglich scheint, daß ihr entfloh- ner Gatte jemals Gnade hoffen könne, so muß die Linderung ihres Schicksals ihnen doch der
ſtalten zur noͤthigen Abreiſe. Ehe die Sonne untergieng, ſas ſie ſchon im Reiſewagen und athmete freier, als die Stadt hinter ihr lag, in welcher ſie ſo ſchrecklich geduldet und ge- litten hatte. Noch vor ihrer Abreiſe, ſchrieb ſie der Fuͤrſtin, und dankte ihr innig, weil ſie ſolche mit Grunde fuͤr die Urheberin ihres Gluͤckes achtete. Sie bat am Ende, ſich ihres ungluͤcklichen Gatten einſt auf aͤhnliche Art an- zunehmen, und das groſſe Werk zu vollen- den, zwei hoͤchſt Ungluͤckliche ganz gluͤcklich gemacht zu haben.
Die großmuͤthige Fuͤrſtin antwortete ſo- gleich, daß die edle That ganz ein Werk des Fuͤrſten ſei, daß ſie keinen Theil daran habe, ihn aber durch innige Freude daran nehme. Ob es uͤbrigens, ſchrieb ſie am Ende, gleich izt noch unmoͤglich ſcheint, daß ihr entfloh- ner Gatte jemals Gnade hoffen koͤnne, ſo muß die Linderung ihres Schickſals ihnen doch der
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ſtalten zur noͤthigen Abreiſe. Ehe die Sonne
untergieng, ſas ſie ſchon im Reiſewagen und
athmete freier, als die Stadt hinter ihr lag,
in welcher ſie ſo ſchrecklich geduldet und ge-
litten hatte. Noch vor ihrer Abreiſe, ſchrieb
ſie der Fuͤrſtin, und dankte ihr innig, weil
ſie ſolche mit Grunde fuͤr die Urheberin ihres
Gluͤckes achtete. Sie bat am Ende, ſich ihres
ungluͤcklichen Gatten einſt auf aͤhnliche Art an-
zunehmen, und das groſſe Werk zu vollen-
den, zwei hoͤchſt Ungluͤckliche ganz gluͤcklich
gemacht zu haben.
Die großmuͤthige Fuͤrſtin antwortete ſo-
gleich, daß die edle That ganz ein Werk des
Fuͤrſten ſei, daß ſie keinen Theil daran habe,
ihn aber durch innige Freude daran nehme.
Ob es uͤbrigens, ſchrieb ſie am Ende, gleich
izt noch unmoͤglich ſcheint, daß ihr entfloh-
ner Gatte jemals Gnade hoffen koͤnne, ſo muß
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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