Da die Fürstin jeden möglichen Argwohn hindern wollte, so ging sie die ersten Tage nicht nach dem Garten, nur die vertraute Kam- merfrau ging dahin, und trug den Verborg- nen, unter dem Vorwande, daß sie für die Fürstin Bücher aus der dort befindlichen Bi- bliothek hole, Speise und Trank zu. Stärker schlug dann allemal das Herz der Edlen, wenn die rückkehrende Kammerfrau ihr er- zählte, daß es den Gefangnen wohlergehe, daß der Graf in den rührendsten Ausdrücken der Retterin seines Lebens danke. Als die Fürstin gewahrte, daß niemand etwas ahne, ging sie, wie gewöhnlich, nach dem Garten, besuchte die Versteckten allemal, sprach tröstend mit ihnen, und erschien stets mit Wohlthaten in der Hand. Bald brachte sie ihnen die nö- thige Speise, bald wieder Wäsche und andere unentbehrliche Dinge, die des Lebens Noth- durft erforderte.
Da die Fuͤrſtin jeden moͤglichen Argwohn hindern wollte, ſo ging ſie die erſten Tage nicht nach dem Garten, nur die vertraute Kam- merfrau ging dahin, und trug den Verborg- nen, unter dem Vorwande, daß ſie fuͤr die Fuͤrſtin Buͤcher aus der dort befindlichen Bi- bliothek hole, Speiſe und Trank zu. Staͤrker ſchlug dann allemal das Herz der Edlen, wenn die ruͤckkehrende Kammerfrau ihr er- zaͤhlte, daß es den Gefangnen wohlergehe, daß der Graf in den ruͤhrendſten Ausdruͤcken der Retterin ſeines Lebens danke. Als die Fuͤrſtin gewahrte, daß niemand etwas ahne, ging ſie, wie gewoͤhnlich, nach dem Garten, beſuchte die Verſteckten allemal, ſprach troͤſtend mit ihnen, und erſchien ſtets mit Wohlthaten in der Hand. Bald brachte ſie ihnen die noͤ- thige Speiſe, bald wieder Waͤſche und andere unentbehrliche Dinge, die des Lebens Noth- durft erforderte.
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Da die Fuͤrſtin jeden moͤglichen Argwohn
hindern wollte, ſo ging ſie die erſten Tage
nicht nach dem Garten, nur die vertraute Kam-
merfrau ging dahin, und trug den Verborg-
nen, unter dem Vorwande, daß ſie fuͤr die
Fuͤrſtin Buͤcher aus der dort befindlichen Bi-
bliothek hole, Speiſe und Trank zu. Staͤrker
ſchlug dann allemal das Herz der Edlen,
wenn die ruͤckkehrende Kammerfrau ihr er-
zaͤhlte, daß es den Gefangnen wohlergehe,
daß der Graf in den ruͤhrendſten Ausdruͤcken
der Retterin ſeines Lebens danke. Als die
Fuͤrſtin gewahrte, daß niemand etwas ahne,
ging ſie, wie gewoͤhnlich, nach dem Garten,
beſuchte die Verſteckten allemal, ſprach troͤſtend
mit ihnen, und erſchien ſtets mit Wohlthaten
in der Hand. Bald brachte ſie ihnen die noͤ-
thige Speiſe, bald wieder Waͤſche und andere
unentbehrliche Dinge, die des Lebens Noth-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/153>, abgerufen am 22.11.2024.
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